Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0625
596 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

Wir sprachen über die Vorführung in der Stadthalle, zu der die Elberfelder
Dienstags-Gesellschaft Einladungen hatte ergehen lassen. Leider war
■es gerade der erste Versuch' mit einem Sanitätsrat, also ein besonders wichtiger
, der mißlang; auch als ich selbst an Stelle dieses Herrn die Uebertragung
versuchte, gelang sie nicht — Ninoff empfand nichts.

„Bei diesem Versuch — meinte er — war der Sanitätsrat nicht loyal zu
mir. Er 'hatte, wie ich sehr wohl fühlte, kein Interesse am Gelingen. Wenn
einer nicht will oder wenn einer sich freut, wenn es nicht gelingt: c'öst con;-
c^luant, daß es mir dann nicht gelingt. Man muß ernsthaft denken und
wollen. Ich hörte bei dem Herrn schon aus dem Tonfall seiner Stimme, daß
er nicht wollte, und dieses Nichtwollen hat mich äußerst erregt und die ganze
Vorstellung beeinträchtigt. Als ich nach Hause ging, habe ich gleich gesagt,
morgen bin ich krank, morgen werde ich Fieber haben.**

Und so war es auch. — Ninoff sollte leider recht behalben. Dieses einmalige
Versagen hatte so auf ihn gewirkt, daß er — kaum seiner Gliedmaßen
mächtig — hin- und herschwankte und während der ganzen Vorführung unter
diesem Eindruck litt. Noch an diesem Abend erkrankte er, bekam wiederholt
Blutbrechen und lag, von Dr. A., einem Teilnehmer an unseren Versuchen,
ärztlich betreut, über i4 Tage zu Bett, völlig ermattet durch starken Blutverlust.
Er fürchtete „verrückt zu werden", wie er verzweifelnd stöhnte und das alles
nur, weil ihm eine Uebertragung nicht gelungen war, der doch noch eine
ganze Reihe spannender und wohlgelungener Versuche folgtet Ein mißlungenes
Experiment wirkte deshalb so verhängnisvoll, weil Ninoff, stolz auf seinen Ruf
und sein Können, sich unglaubliche Mühe gab den Erfolg durchzusetzen, und
gerade das zehrte so an seinen Nerven. Diese täglichen, wochen- ja monatelang
fortgesetzten, anstrengenden Vorführungen mit ständig wechselnder Umgebung
mußten für sein Nervensystem — das war unausbleiblich — auf die Dauer
von den übelsten Folgen sein.

„Ich verlor — sagte mir der Bettlägrige, als ich ihn besuchte — heute
eine ganze Flasche voll Blut; wenn es sich morgen wiederholt, bin ich auf der
Besserung und geheilt. Sobald ich mich allzusehr aufrege, steigt mir das Blut
zu Kopf. Während ich überhaupt viel an Atemnot und Ohnmachtsanfällen zu
leiden habe, ist dieser Blutabfluß, der »bei mir sehr oft eintritt, mein Sicher-
$ heitsventil, danach fühle ich mich immer wohler. Ich wog ioi Kilo, glaube
aber, daß ich stark abgenommen habe.'*

Noch einen anderen, wenn auch nicht so nachwirkenden Fall erlebte ich mit
einem Regierungsbaumeister J., der sich in den anschließenden Diskussionen als
ein vorurteilsvoller Gegner, man kann sagen, als ausgesprochener Feind Ninoffs
erwies und der kein Gelingen und überhaupt nichts zugeben wollte. Dieser heftige
durch nichts begründete Widerstand war mir persönlich höchst auffallend, da
Ninoff im Rechte war. Erst nach einigen Jahren erfuhr ich zufällig, daß der Herr
sich als „Amateur-Zauberkünstler*' betätigte. Das erklärte die Sache. Ich machte
nämlich die merkwürdige Entdeckung, daß die schlimmsten Gegner häufig
Leute waren, die auf irgendeinem Gebiet mit Tricks arbeiteten.1)

*) Dilettanten sowie Fachleute, z. B. Zauberkünstler, die gewissermaßen anderen
einen, wenn auch loyalen, „Schwindel" vorführen, zeigen häufig das größte Wider-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0625