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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0627
598 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

„Auch das habe ich noch nicht gemacht; man müßte es einmal versuchen."
„Kennen Sie bei Ihrer merkwürdigen Beanlagung das was man »Ahnung*
nennt?"

„Ich habe niemals solche gehabt, wohl aber sah ich auf der Straße einst
im Geist einen Bekannten, den Dr. S., mir entgegenkommen, angetan mit einer
roten Krawatte, io Minuten später begegnete ich ihm mit dieser roten Krawatte,
die ich nie bei ihm gesehen hatte. Dergleichen ist mir häufiger passiert."

„Wie ist es mit der Uebertragung von abstrakten Begriffen, z. B. Krieg,
Frieden?"

„So etwas kann man sich ja nicht denken, ni toucher, ni la voir, un
souffle poetique ist nicht möglich de transmettre. Man kann auf mich übertragen
ein vorgestelltes Bild mit Kriegsgreueln oder das geschriebene oder
gedruckte Wort ,Krieg', aber nicht den abstrakten Begriff. Das liegt nicht
an mir, sondern am Kommandeur: on peut transmettre seulement des choses
solides."

Er reiste mit seinem Impressario und zwei Damen, von denen er mir die
eine als seine Frau vorstellte.1) Damals wohnte er in einem Gasthaus dritten
Ranges in bescheidensten Umständen, und so empfand er das Kampieren in diesen
elenden Buden als etwas Trostloses; daß abends schon so früh die Treppenbeleuchtung
abgedreht wurde, regte ihn auf.

„Ich leide unter diesen unwürdigen Verhältnissen: nirgendwo Ruhe, keine
Heimat. Dazu dieser ewige Blutandrang nach dem Kopf, das häufige Nasenbluten
. Einige Male hatte ich heftige Anfälle; es war in Brüssel 1893, als
ich in der Scala eine Vorstellung beendet hatte. Ganz benommen, endlich im
Hotelzimmer angekommen, wollte ich ein Fenster öffnen. Ich konnte nicht,
konnte auch nicht sprechen, fiel in die Knie, hatte aber nicht die Kraft, wieder
aufzustehen. Meine Zunge schwoll an, und die Augen wurden hart und unempfindlich
; es war mir, als hätte ich einen Zentner auf dem Kopf."

Solche Fälle wiederholten sich von Zeit zu Zeit, namentlich bei seelischen
Erregungen, an denen es nie fehlte, und so mag man sich ein Bild von dem
gequälten, trostlosen Leben machen, das dieser ruhelose Mann in seinem Beruf
führte.

$ „Lustige Musik liebe ich sehr, aber sie muß kurz sein; in Wagner erkenne

ich le talent enorme, aber er macht mich verrückt. Ich liebe einfache, keine
musique composee. Eigentlich bin ich antimusicien, doch habe ich ein gutes
Ohr. Singen kann ich nicht, es ist dann, als wenn ich einen Bonbon im Mund
hätte, ich kann einfach nicht.

Ein Gelehrter von Genf — war es Gourde [Flournoy? K.] — sagte mir,
daß bei Darwin irgendwo eine merkwürdige Stelle zu finden sei, wo er seine
Meinung äußert, es existiere in einer Region, nicht weit von der unsrigen, eine
Welt, eine population, die sich nur durch Gedankenübertragung verständige."

*) Personen, die bei der Altsübung ihres Berufes über volle Manneskraft verfügen
müssen, z. B. ein Schwergewichtsmeister, ein Athlet, auch ein Bariton, wenn
seine Stimme vollen „männlichen Klang" haben soll, müssen in gewissen Dingen
Enthaltsamkeit üben, namentlich am Tage des Auftretens. Ich nahm an, daß bei
Ninoffs „passivem Zustand" das Gegenteil der Fall sein würde; auf meine bezügliche
Frage antwortete er lakonisch: „Toujours, toujours".


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