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Kindborg: Zur Frage des Spukhauses im Eulengebirge. 601

Eigenschaften gewisser, meist jugendlicher, Personen in den Fehler verfallen,
diese, weil sich die seltsamen Vorgänge an ihre Gegenwart gebunden zeigten,
ohne weiteres und ohne Ueberführung für Unfugstifter zu halten. Im vorliegenden
Falle erschien die Annahme des Unfugs allerdings dadurch auf den
ersten Blick gesichert, daß sich ein eben schulentlassenes Mädchen aus dem
Dorfe, mit Vornamen Klara, als die Anstifterin bekannt hatte. Sie hatte dies
Berliner Pressevertretern gegenüber getan, die, da sie sonst nichts zu sehen
bekommen hatten, nun nichts Eiligeres tun konnten, als die ganze Sache damit
vor ihrem Leserkreise möglichst lächerlich zu machen. Nun war aber gleichzeitig
auch eine Kommission der neugegründeten Gesellschaft für wissenschaftlichen
Okkultismus in Breslau nach dem Tatorte abgegangen, an der auch
Schreiber dieser Zeilen als i. Vorsitzender der Gesellschaft teilnahm. War es
nun auch von vornherein nicht sehr wahrscheinlich, daß sich der angekündigte
Spuk gerade in der einen für die Beobachtung in Aussicht genommenen Nacht
zeigen würde, so stand doch zunächst keinem der Beteiligten mehr Zeit zur
Verfügung. Gesehen oder gehört haben wir denn auch in dieser Nacht nichts;
nur das eine war mir aber sofort klar geworden, daß auf die Aussage des
Mädchens Klara auch nicht das geringste zu geben war. Denn das Mädchen war
derart zurückgeblieben, daß es für eine Tafel Schokolade aussagte, was man von
ihr erwartete. Nicht etwd in einer bewußten Lüge, sondern im Banne der Autosuggestion
. Und welche Macht dieser Bann hat, wissen wir ja daher, daß sich
im Mittelalter solche Personen selbst der Hexerei bezichtigt haben. Ueberdies
nehme ich als sicher an, daß besagte Klara tatsächlich etwas Unfug verübt hat;
aber erst hinterher, als sie sah, daß sich die Bewohnerin des Hauses, bei der sie
Dienste verrichtete, vor den unerklärlichen Ereignissen etwas zu fürchten begann
. Meine Ansicht über diese Zeugin, die, glaube ich, jedes Amtsgericht
genau so bewertet hätte, wurde mir alsbald von intelligenten Dorfjungen bestätigt
, die angaben, daß die Klara bald so, bald so aussage. Später hörte ich
dann das gleiche Urleil vom Lehrer des Ortes, der schließlich durch eingehende
Befragungen seiner Zöglinge auch |u der Erkenntnis gekommen ist, daß ein
Kinderunfug zur Erklärung dieses Falles nicht in Betracht kommt.

Sonst war von den Erwachsenen des Dorfes nichts zu ermitteln. Sie waren
zu „aufgeklärt", um an „solche Dinge" zu glauben. Außerdem fürchteten sie,
daß durch die Verbreitung von Spukgeschichten der Fremdenbesuch u&d damit
ihr ohnehin kärgliches Einkommen eine Schmälerung erfahren würde. So
beschloß ich denn, um, wenn möglich, hinter irgendwelche Spukgeheimnisse
zu kommen, meine Sommerferien zusammen mit meiner Frau in dem reizend
gelegenen Häuschen zu verbringen. Die Besitzer, ein Breslauer Beamtenehepaar,
hatten die Güte, mir dasselbe^ auf drei Wochen zu überlassen. Als Hausgenossen
nahm ich noch einen Hund mit, da ein solcher nach meiner Meinung überhaupt
zur Untersuchung eines jeden Spukfalles gehört; denn der Hund ist durch Menschen
oder Tiere nicht zu täuschen. Hatte es doch nicht an klugen Leuten
gefehlt, die alle sonderbaren Geräusche auf das Treiben von Raiten, Mäusen
oder Katzen zurückführen zu müssen glaubten. Zuvor hatte ich mich möglichst
eingehend erkundig!, über welche befremdlichen Vorgänge im einzelnen dir
jeweiligen Bewohner des Hauses zu berichten wüßten. Da war zunächst die
Tochter der Hauseigentümer, eine an sich mutige Sportsdame, der das Häuschen
besonders zum Ausgangspunkte für Skitouren gedient hatte. Diese Dame
wußte von drei Arten von Erscheinungen zu erzählen: Tappen und Scharrein


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