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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0636
Kindborg: Zur Frage des Spukhauses im Eulengebirge.

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ein Erwachsener spukhaftes Klopfen vortäuschen wollen, so hätte er es abends
oder nachts, aber nicht früh um sieben getan. Zudem war ich davor einigermaßen
sicher; denn ich hattte geflissentlich überall verbreitet, ich glaubte an
Spuk nicht, sondern sei mit meiner Frau nur zur Sommerfrische da. Damit
hatte ich mir von vornherein die Sympathien der Einwohner gesichert. Klopfen
im Walde für Klopfen im Hause anzusehen war auch nicht gut möglich;
nicht einmal Klopfen vom Nachbar hause her. Ich vergewisserte mich aber
noch ausdrücklich, daß der Nachbar schon um sechs in den Wald gegangen
war. Geträumt konnte ich nicht haben, denn ich hatte das Klopfen auch noch
während des Erwachens gehört. Yor allem hatte aber auch gleichzeitig der
Hund gebellt. Und der Hund wiederum konnte sich nicht geirrt haben, da
ich es auch gehört hatte. So sah ich mich denn außerstande, diesen an sich
nicht bedeutenden Vorfall auf natürliche Weise zu erklären. Trotzdem würde
ich ihn als Einzelheit kaum bewertet haben, im Rahmen der Gesamtheit jedoch
scheint auch er mir beachtlich.

Läßt sich nun die Gesamtheit dieser Wahrnehmungen irgendwie beurteilen
? Zunächst sah ich durch sie meine nach den Berichten vorgefaßte Meinung
bestätigt, daß, nachdem die übliche Annahme des Unfugs hinfällig geworden
war, gewisse anormale, wenn auch nicht häufige und nicht starke
Erscheinungen mit dem Hause in Zusammenhang stünden. Ein eigentlicher
psychisch bedingter Spuk hat sich indessen nicht gezeigt. Es ist mir auch' nicht
gelungen, obwohl ich pflichtgemäß auch das versucht habe, mit einer am
Hause haftenden „Intelligenz" in Verbindung zu treten. Ich bin daher zu dem
Schlüsse gekommen, daß es sich hier um rein physikalische Erscheinungeni
handelte. Es scheint, als ob sich unter gewissen Umständen, wahrscheinlich
an die Gegenwart von Menschen gebunden, Kraftfelder unbekannter Herkunft
bildeten. Der Erfahrene kennt ja solche zum Teil sehr lauten Klopftöne in
der Umgebung bei Tischrücksitzungen. Auch erinnert das Knistern, das meine
Frau im Tische gefühlt hat, sehr lebhaft an das gleiche Gefühl, das eine Tischplatte
mitunter bietet, ehe die Bewegungen losgehen. Daß diese Tischbewfcgun-
gen nicht einfach die Folge unbewußter Muskelbewegungen sind, wie immer
gelehrt wurde und auch ich bisher anzunehmen geneigt war, davon bin ich fest
überzeugt, seit ich unter einwandfreien Bedingungen, insbesondere ohne spiritistische
Einstellung und ohne eigentliches „Medium", mehrfach in meinem
Hause vollständige Tischerhebungen vom Erdboden miterlebt habe. Ich hoffe,
über diese später in einem besonderen Aufsatze berichten zu können.

In etwas Aehnlichem suche ich die Erklärung für die Erscheinungen im
Weberhäuschen des Eulengebirges. Manche Beurteiler werden Wert darauf
legen, daß unmittelbar am Hause eine Quelle zutage tritt, überhaupt dort überall
unterirdisches Wasser ist. Und da ich nun einmal bei der physikalischen Auf-
Cassung der Dinge angelangt war, so suchte ich auch für den auffallenden
Metajlklang der hier beobachteten selbständigen Töne eine physikalische Ursache.
Und diese glaube ich in den bei der Beschreibung des Hauses erwähnten eisernen
Schienen gefunden zu haben, wobei der Hausflur, der Ofen und der Kamin vortreffliche
Resonanzböden abgaben. Dazu würde stimmen, daß das Klingen
offenbar erst in neuester Zeit aufgetreten ist; denn erst der nach dem Tode
des alten Webers neu einziehende Besitzer hat, wie ich in Erfahrung brachte,
den Kachelofen setzen und das Bohr mit den Schienen legen lassen. Mithin
hat also auch der Ofen an sich gar keine lange und besondere Vorgeschichte,


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