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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0646
Driesch i Psychische Forschlung und akademische .Wissenschaft.

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diesem Sinne wäre Prophe>tie vielleicht das „Lesen4 im Geiste einer UebeiN
entelechie. Aber es ist nutzlos, sich hier weiter in Einzelheiten zu verlieren..

Psychometrie endlich darf sicherlich nicht so aufgefaßt werden,. als ob
eine Art von „Energie" das in Rede stehende Objekt sozusagen umkleidet;
das wissen wir schon aus früheren Erörterungen. Aber was sollen wir nun
selbst sagen? Wenn die Person, welcher der in Rede stehende Gegenstand gehört
, anwesend ist, können wir vielleicht sagen, daß ein Fall von Gedankenlesen
vorliegt: Die anwesende Person nimmt den Gegenstand wahr und alle
möglichen Vorstellungen, die sich auf ihn beziehen, treten vor sie, sei es in
bewußter oder unterbewußter Form, und werden dann vom Medium ,.gelesen".
Aber diese Erklärung paßt nicht für alle Fälle, und ich bekenne offen, daß ich
für den Rest keine Erklärung zu bieten habe. —

Wir kommen schließlich zum Spiritismus, welcher sicherlich eine
legitime, d. h. eine logisch-mögliche Hypothese darstellt. Denn seine Annahmen
enthalten keinen Widerspruch in sich.

William James hat bekanntlich zugegeben, daß die Piper-Phänomene allerdings
durch Telepathie und Gedankenlesen erklärt werden könnten, daß aber
die spiritislische Hypothese sie in weniger gekünstelter und sozusagen natürlicherer
Weise erklären würde. Er fügt bei, daß er aus allgemein methodischen
Gründen es vorzöge, einstweilen noch mit Telepathie hier zu arbeiten, und das
ist sicherlich ein gesundes Prinzip theoretischer Methodik, denn entlä non
nmt creanda praeter necessitatrm.

Könnte es aber nicht sein, daß angesichts jüngster Forschungen die Notwendigkeit
neue entta, nämlich die Geister, einzuführen einmal zwingend
werden könnte?

Drei Gruppen von Phänomenen pflegen zugunsten des Spiritismus angeführt
zu werden: Die Kreuzkorrespondenzen und alles, was sich auf literarische
und persönliche Besonderheiten eines angeblich Verstorbenen bezieht.
Von diesen scheinen mir die persönlichen Besonderheiten, welche die literarischen
in gewissem Grade einschließen, die bedeutsamsten zu sein. Wir könnten
freilich auch hier mit Telepathie und Gedankenlesen arbeiten. Aber dann
müssen v*ir zweierlei annehmen: erstens, daß das Gedankenlesen auswählend
ist, und zweitens, daß es gelenkt wird von einer gewissen Ganzheit,
welche dem Medium nicht bekannt ist, nämlich durch die Vorstellung des
persönlichen Charakters eines Verstorbenen. Man mag annehmen, daß auch
diese Vorstellung von den Beisitzern kommt, daß sie dem Unterbewußtsein
des Mediums telepathisch eingepflanzt wird, und daß dieses sich dann ihr entsprechend
benimmt, so wie ein Hypnotisierter bekanntlich infolge einer Suggestion
fähig ist, ein Kind oder einen Hund oder Napoleon zu „spielen". Aber
zweifelsohne ist diese Erklärung sehr künstlich und zusammengesetzt, zumal
was die Auswahl der Besonderheiten anlangt. Und ein weiterer Vorteil des
Spiritismus ist es natürlich, daß er zugleich fähig ist, diejenigen physischen
Phänomene zu erklären, welche ohne Kontinuität mit dem Leibe einer* lebenden
Person auftreten und oben von uns erwähnt worden sind.

Aber für zwingend halte ich die Annahme der spiritistischen Lehre freilich
noch nicht.

Nicht übergehen wollen wir hier die Bemerkung, daß der Spiritismus
nicht notwendigerweise eine persönliche Unsterblichkeit im üblichen Sinne des
Wortes einschließt. Oesterreich hat einmal auf die Möglichkeit hingewiesen,


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