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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0649
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Zeitschrift für Parapsychölogie. '40. Heft. (Oktober 1926.)

plastik zeigen, die in Anwesenheit mediumistischer Personen unsichtbare physische
Kräfte freimachen, die Gegenstände fernwirkend bewegen und körperliche
Neubildungen entstehen lassen, also Magie treiben. Da* magische
Problem ist danach, ob eine sonst an den Körper gebundene Kraft, analog
der psychischen Kraft der Sympathie, Suggestion und Telepathie, außerhalb
des Körpers auch physisch aktiv werden kann.

Wir wissen, daß nicht nur die exakte Naturwissenschaft, sondern auch
in unserm Lager die auf spiritistischem Boden stehenden oder dazu neigenden
diese Annahme bestreiten. Rudolf Tischner weist z. B. -immer wieder
(zuletzt in seinen „Bemerkungen zu Gazzamallis Versuchen", im Aprilheft dieser
Zeitschrift) darauf hin, daß dem Psychischen gegenüber dem Physischen
eine Selbständigkeit zuzubilligen ist und den Phänomenen der Telepathie
nicht irgendwelche physischen Schwingungen zugrunde liegen, daß
also seiner Meinung nach Physisches und Psychisches Gegensätzliches, Unverschmelzbares
bedeutet.

Er macht dabei den Fehler, die auf einheitliches Naturgeschehen Gerichteten
zu den Materialisten oder reinen Mechanisten zu schlagen, ohne zu berücksichtigen
, daß es unter den naturphilosophisch eingestellten Parapsychologen
teleologische Vertreter der Entelechie und Prolepsis, des Animismus, Spiritualismus
und Panpsychismus und seiner Lebenstendenz, des zielbewußten
und sinnvollen Monismus gibt, denen nicht nur die „Gehirnstrahlen", sondern
das ganze All magisches Problem ist. Gerade diese Forscher sind nicht „so
schnell bei der Hynd, irgendwelche Strahlen zur Erklärung des Hellsehens
und der Telepathie anzunehmen", dann wären sie ja keine Forscher, sondern
blasse Theoretiker, wie die Spiritisten, deren Lehrgebäude eben auf Fiktion
über natürlicher Kräfte beruht.

Im Wesen der Kraft liegt das magische Geheimnis, das der Materialist,
für den es überhaupt keine psychische Kraft gibt, leugnet, weil er dem Stoff
(als Aether) bisher nur koordinierte, dynamische Bedeutung als mitwirkende
Ursache zusprach, während wir deistisch-teleologischen Monisten von der parapsychischen
Fakultät ihn der Kraft gleichsetzen und sie für eine der ganzen
erkennbaren Körperwelt dynamisch übergeordnete Ursache ansehen. So kommen
wir vom energetischen Prinzip der Elektronen-Protonenwelt zum Panpsychismus
der immanenten Tendenz: deus sive natura! oder exakter:
animus dei sive natura.
# Kants Abstempelung als Mechanist ist auch nur von Schulphilosophen erfolgt
, die ihn nicht verstanden haben. In Wahrheit ist für die Parapsychölogie
von ihm noch viel zu lernen. Sagt er doch in seiner Kritik der Urteilskraft
(II. Teil S. 78): Wir wissen auch nicht, wie weit die für uns mögliche
mechanische Erklärungsart gehe, sondern nur soviel ist gewiß: daß,
soweit wir nur immer darin kommen mögen, sie doch allemal für Dinge, die
wir einmal als Naturzwecke anerkennen, unzureichend sein und wir also
nach der Beschaffenheit unseres Verstandes jene Gründe insgesamt einem teleologischen
Prinzip unterordnen müssen. Folgen wir seinen Spuren
über Spinoza, dem viel zu wenig gewürdigten Giordano Bruno zur „denkenden
Substanz" Descartes, bis zu Plotin und Plato, dann werden wir überrascht sein,
daß ihre Systeme mit den modernsten Ergebnissen neuer Natur erkenn tnisse»
übereinstimmen, die längst zum Siege der Parapsychölogie hätten führen
müssen.


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