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Glogau: Natürliche Magie und Panpsychismus.

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Es ist nun sehr dankenswert, daß unsere Zeitschrift mit der Abteilung
^Fachliteratur des Auslandes" eine internationale Uebersicht über Gegenwartsarbeit
ermöglicht und daß Universitätsinstitute wissenschaftliche Methodik
in unsere Disziplin bringen. Wir sollten es aber auch nicht verschmähen, den
Kontakt mit der naturwissenschaftlichen Forschung zu erhalten, wenn sie es
auch verschmäht, mit uns zu gehen. Aus diesem Grunde wollen wir die
physikalische Untersuchung der Gehirnstrahlung nicht mit Tischners ablehnenden
„Bemerkungen zu der Arbeit von Cazzamalli" und Naum Kotik erledigt
sein lassen, sondern uns dadurch angeregt fühlen, auch hier weiter zu
bauen, denn über diese gar nicht zu überschätzende Grundfrage aller parapsychologischen
Forschung muß es eine Verständigung geben, damit wir
nicht auf ein totes Geleise geraten oder hypothetisch in den Wolken hängen
bleiben.

Um zu solcher Verständigung zu kommen, muß ich hier Tischner nochmals
— wie vor Jahren in mündlicher Aussprache — darauf aufmerksam machen,
daß es für die genannte Gruppe parapsychologischer Forscher keinen „ungeheuren
prinzipiellen Unterschied zwischen Physis und Psyche gibt, der aufs
schärfste auseinander zu halten ist", sondern, daß Physisches für uns nur eine
Form von Energie ist, die sich eben materialisieren kann, wie die Parapsycho-
physik beweist. Es ist auch ein Grundirrtum von Tischner, anzunehmen, „daß
die Schwingungslheoretiker alle Parallelisten sind und nichts die Aussage gestattet
, daß das Gehirn eher als ein anderes Organ Hertzsche Wellen aussenden
kann*, wie ich unten beweisen werde.

Tischner hält sich dabei an die aus Lemnitz' Apperzeptionsphysiologie entnommene
Wundt und RiehJsche Definition des psychophysischen Parallelismus,
die für die monistisch-spinozistische Identitätsphilosophie natürlich absurd
ist, denn was identisch ist, kann nicht parallel, kann nicht nebeneinander sein.
Parallelismus ist also, paraphysisch verstanden, nicht Monismus, sondern
Dualismus.

Es wird zum Zweck der Klärung dieser Grundfrage gut sein, einen kurzen
Rundblick auf eine Forscherreihe außerhalb unseres Kreises zu werfen, deren
Arbeiten von der Einheitlichkeit von Physis und Psyche getragen sind, ohne
daß von mir der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, wird.

Schon Rene Descartes hat auf das magische Wunder hingewiesen, daß
sich bei jeder willkürlichen Bewegung die seelische Realität des Willens in die
körperliche Realität der leiblichen Bewegung umsetzt und sich bei jeder sinnlichen
Empfindung der Licht-, Schall- usw. Reflexe, diese in seelische Erlebnisse
der Wahrnehmung verwandeln. Ich habe schon früher1) darauf hingewiesen
, daß bloße Vorstellung materielle Wirkung haben kann (wie es die
Versuche von Jaensch u. a. an Eidetikern beweisen) und daß die empirischen
Suggestions- und Autosuggestionswirkungen fremder oder eigener Vorstellungen
auf unsern eigenen oder den Leib anderer als magische Wunder (etwa ge-
websverändernder Einflüsse) empfunden werden, daß aber die gewöhnliche
Erfahrung in jedem Willensakt, der z. B. unsern Körper sich in komplizierten
Umseizungen bewegen läßt, ein gleiches Wunder ist. Auch Ernst
M arcus kommt in seiner „Theorie einer natürlichen Magie" (Verlag Reinhardt
), die sich auf Immanuel Kants Welllehre stützt, zu denselben Ergeb-

*) In meiner Dissertation der mediz. Fakultät Frankfurt „Ueber den Einfluß
der Persönlichkeit des Arztes auf den Patienten".


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