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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0651
622 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft (Oktober 1926.)

nissen und dem Postulat eines ursprünglichen Willens, einer Urkraft, eines
Naturwillens, eines unsterblichen, Noumenon. Für Gustav Theodor
Fechner war alle Existenz vom Bewußtsein der Erdseele getragen, die er
als Realität erkannte, die den Tod der Lebewesen als Erinnerungskomplex
überdauert und dann, erwachend, zur substanziellen Weltseele mit höherem
Bewußtsein aufsteigt. So schuf Fechner die moderne biologische Metaphysik
als Erneuerer der lebendig realen Gedankenkraft einer Weltvernunft.

Eduard von Hartmann identifizierte diese Kraft mit Nervenkraft
und attachierte ihr den bipolaren Charakter der Elektrizität, die auch ohne
Materialisation, durch Kraftspannungen, fernwirken und so die paraphysikalischen
Erscheinungen hervorbringen könne, soweit es sich dabei nicht um
subjektive Halluzinationen handle, deren eidetische Realisierung ich schon im
Juliheft dieser Zeitschrift gewürdigt habe. Es ist dabei gerade für unsere Leser
interessant, festzustellen, daß der Streit Hartmann—Aksakow eigentlich gegenstandlos
gewesen wäre, wenn beiden diese Versuche bekannt gewesen wären.

Auch das biogenetische Grundgesetz Ernst Haeckels ist im Grunde
teleologische Bestätigung psychischer Entwicklung, denn wie kann sich der
homo sapiens aus der Monere empor entwickeln, wie kann sich das Menschengehirn
aus den Freßorganen vom Petromyzon über den Hai und Schellfisch
entwickelt, wie kann sich aus dem kinn- und deshalb sprachlosen Neandertaler
Diluvialmenschen der moderne Forscher entwickelt haben, wenn hinter dem
allen nicht Ziel- und Zweckstrebigkeit liegt? Von Aristoteles' Entelechie und
dem indischen Atman zu Haeckels Kristallseelen und Drieschs Vitalismus,
geht ein gerader Weg zum Panpsychismus, dem Spannungstrieb und der
Lebenstendenz Bartheis und Artur von Weinbergs.

So konnte Hans Driesch und Erich Becher die Seele den
elementaren Naturfaktor nennen, ihr vitalistische Realität geben, die
sie zur zweckmäßigen Leitung der physikalisch-chemischen Vorgänge im Organismus
befähigte, deren Erforschung dem Biologen in exakter Methode (nach
Becher) gelingen müsse.

Selbst August Forel erklärt zum Schluß seiner gegen den Vitalismus
gerichteten Ausführungen (in „Gehirn und Seele"), daß die Materialisten
nur die Chemie der Sekrete, Exkrete und der toten Organe, nicht
aber diejenige des Lebendigen, das wir weder chemisch noch physikalisch
erzeugen können, kennen. Ergo bleibt auch für ihn als Rest die vitale Kraft.

Oskar Kohnstamm schrieb im Schlußsatz seines Vermächtnisses
(Mediz. und philos. Ergebnisse aus der Methode der hypnotischen Selbstbesinnung
, Reinhardt, München 1918): „Sollte, wie wir vermuten, allen
Lebewesen ein tiefstes Unterbewußtsein zukommen, so würde auch das Tat
twam asi (Das bist du!) der alten Inder, die Liebe zu aller lebenden Kreatur,
einen neuen naturwissenschal tliehen Sinn erhalten."

I. H. Schultz konnte sein Werk „Die seelische Krankenbehandlung"
(Gust. Fischer, Jena 1920; so panpsychistisch fundamentieren, daß er die
Seele nicht als Körperteil, sondern den Körper als Seelenteil auffaßt.
Adamkiewicz hat mit der Sinnesfähigkeit auch die schöpferische Kraft
(in „Die Großhirnrinde als Organ der Seele", Bergmann, München 1902) als
molekulare Vibration der Ganglienzellen der Großhirnrinde zu erklären versucht
, die nach von Kries die Residuen, die die Vorstellungen durch Erinnerungsspuren
zu aktivieren haben, durch Vermittlung zerebraler Weichen-


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