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Zeitschrift für Par^psychologie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

legitime Hypothese zugunsten einer illegitimen aufzugeben. Denn nach dem,
was wir oben gesehen haben, wird der Spiritismus dadurch nicht zu einer
legitimen Hypothese, daß er für den heutigen Stand unserer Kenntnisse einige
Erscheinungen besser erklärt als der Animismus. Es fehlt ihm dann eben
doch immer noch die causa vera, und ohne diese bleibt er illegitim.

Nun muß man aber bei alledem doch wieder den von uns betonten Unterschied
zwischen „berechtigter" (legitimer) und eine Wahrheit ausdrückender
Hypothese festhalten. Wir müssen unbefangen genug sein und sagen: die legitime
animistische Hypothese kann trotz allem falsch und die illegitime spiritistische
Hypothese kann wahr sein. Es handelt sich eben bei diesen unseren
Feststellungen um che wissenschaftliche Berechtigung und Behandlungsmöglichkeit
der beiden Anschauungen. Man kann es auch auf die Frage
zuspitzen: wie weit können beide als wissenschaftliche, heuristische Forschungsmaximen
dienen? Man wird darauf antworten müssen: Der Spiritismus
gar nicht, der Animismus sehr weitgehend. Es geht dies schon daraus hervor,
daß man mit Geistern Verstorbener auf keinen Fall experimentieren kann,
wohl aber mit den Geistesfähigkeiten Lebender.

Abschließend werden wir also sagen müssen: wollen wir die okkulten
oder parapsychologischen Phänomene wissenschaftlich behandeln, so müssen wir
ihnen eine legitime Hypothese zugrunde legen, und eine solche ist allein der
Animismus. Den Spiritismus müssen wir in dieser Hinsicht ablehnen.

Dabei bleibt es natürlich jedem unbenommen, doch noch an den Spiritismus
zu glauben bzw. anzunehmen, daß er manche okkulten Erscheinungen am
besten erklären würde. Allein man muß sich dann stets sagen, daß es sich dabei
nicht um eine wissenschaftliche Ansicht handelt, für diese ist eine
legitime Hypothese nötig, und eine solche wird der Spiritismus für die okkulten
Phänomene niemals sein und werden, weil ihm die causa vera fehlt und
man sich dabei immer im Kreise bewegt.

Instinkt und Hellsehen.

Von Prof. Karl Camillo Schneider, Wien.

Der verdienstvolle Forscher auf dem Gebiete der Telepathie und des Hellsehens
, Herr Dr. Tischner, gab mir die Anregung, mich über das Verhältnis von
Instinkt und Hellsehen zu äußern. Ich folge derselben um so lieber, als ich
in meinem vorigen Winterkolleg über Tierpsychologie gerade Gelegenheit hatte,
mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Das Thema selbst ist für den Okkultismus
, um der Begriffsklärung willen, von der größten Bedeutung. Denn wie
der Instinkt den Kern der tierischen Handlung ausmacht, so macht das Hellsehen
den Kern jener Leistungsformen aus, die ins Kapitel Okkultismus fallen
und die in ihrer Eigenart noch lange nicht genügend abgetrennt wurden von
der tierischen Handlung einerseits, vom echt menschlichen Erlebnis andererseits
. Die Herausarbeitung des Unterschieds war mir eine Hauptaufgabe im
Kolleg un4 darauf will ich hier in aller Kürze genauer eingehen.

Herr Dr. Tischner hat in einem 1919 in den „Psychischen Studien'* erschienenen
gleichnamigen Artikel die enge Verwandtschaft von Instinkt und
Hellsehen betont und gemeint, daß nur eine okkulte Auffassung des Instinkts
dieser eigenartigen, noch so dunklen Lebensform gerecht werden kann. Das
ist in gewisser Hinsicht unbedingt richtig. Aller Okkultismus beruht letzten


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