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Zeitschrift für Parapsychoiogie. 10. Heft. (Oktober 1926.)

rischen „Medien" Moß und Munnings. Moß, ein Medium für Geisterphotographie,
konnte 1924/25 monatelang Herrn M'Kenzie und andere „Forscher" durch den
kümmerlichen Trick täuschen, daß er die bei den Experimenten zu verwendenden
Platten vorher zu Hause mit Erlaubnis M'Kenzies „magnetisierte"; bei diesem
„Magnetisieren" öffnete er natürlich die Platten-Pakete und behandelte die einliegenden
Platten seinen Betrugszwecken entsprechend. Damit seine vorbereiteten
Geisterbilder — relativ zu den in der Sitzung aufzunehmenden Personen — nicht
gelegentlich auf dem Kopfe stehen konnten, bezeichnete Moß die Platten an einer
Ecke, was schließlich von Herrn Barlow in Birmingham entdeckt wurde, nachdem
Moß von M' Kenzie in seiner Zeitschrift begeistert gefeiert worden war.

Auch Munnings, ein Medium für direkte Stimme, konnte seinen Unfug 1919/26
nur durchführen, weil viele überzeugte Spiritisten ihren Medien keinerlei ernste
Versuchsbedingungen aufzuerlegen für nötig finden. Als Anfang 1926 ein Sitzungsteilnehmer
plötzlich Licht machte, sah man, daß das Sprachrohr, durch das an-

feblich Geister sprachen, an einer gebogenen Verlängerung befestigt war, die in
lunnings Mund endete. Dr. Wallace, Sir A. C. Doyle und Bradley, die Beschützer
Mumuings, ließen ihn daraufhin fallen, obwohl sie nach wie vor behaupten, daß er
gelegentlich auch echte Phänomene biete, was dem Referenten des S.-P.-R.-Journals
nach den vielen Streichen Munnings offenbar lächerlich erscheint. Im Juliheft weist
C. Doyle jedoch auf das Beispiel Eusapias hin, die in Cambridge 1895 auf offenkundigem
Betrug ertappt wurde und doch zweifellos ein hervorragendes echtes
Medium war, wie eine andere S.-P.-R.-Kommission 1908 begeistert einräumte. Dieser
Vergleich mag zutreffen, doch ist zu beachten, daß Munnings nie von so bedeutenden
Forschern geprüft wurde wie Eusapia, die unter ihren Zeugen Dutzende von
großen Gelehrten und Taschenspielern aufzuweisen hat. Munnings wird künftig
unter ganz anderen Bedingungen arbeiten müssen, wenn er den Vergleich mit
Eusapia auch nur von ferne aushalten soll.

Im Juniheft bespricht Carrington den Bericht über etliche Sitzungen mit dem
Medium Valiantine (Proceedings, Bd. 36, S. 52/77 und Z. f. P., Maiheft, S.313).
Carrington, der Valiantine in Amerika geprüft hat, ist geneigt, alle seine Phänomene
für betrügerisch erzeugt anzusehen. (Ich halte diese Deutung für unmöglich; vgl.
meine Besprechung von Bradleys Buch „Den Sternen entgegen" im Septemberheft
der Z. f. P.) Insbesondere glaubt er, daß die von Lady Troubridge bei Tageslicht
gehörten, offenbar aus dem Sprachrohr in der Nähe von Valiantines Mund herkommenden
Worte so hervorgebracht wurden, daß Valiantine mit geschlossenen
Lippen flüsterte, wobei die Töne durch das Sprachrohr verstärkt wurden; Carrington
erklärt, selbst imstande zu sein, das Phänomen gut nachzumachen.

In seiner Zeitschriftenübersicht (Juniheft), die uns hier naturgemäß sonst nicht
beschäftigt, bekennt sich seltsamerweise der von mir im übrigen sehr geschätzte
Herr E. J. Dingwall, Research Officer der S. P. R., als Anhänger des guten alten
Herrn Albert Moll, der im 3. Heft der Zeitschrift für kritischen Okkultismus in völlig
unzureichender Weise nachzuweisen suchte, daß die von Dr. Osty im Institut Meta-
psychique mit Ludwig Kahn gemachten entscheidenden Hellsehexperimente (vgl.
Psych. Studien 1925) jeder Beweiskraft entbehren. Als einen der Beweisgründe
gegen Kahn erwähnt Dingwall, daß, nach Moll, Kahn 1888 mit dem angeblich
Köllig entlarvten Hellseher Bert Reese zusammengearbeitet habe. Selbst wenn wir
diese sehr fragliche Behauptung als wahr hinnehmen, so besagt doch Kahns zeitweiliges
Zusammenwirken mit einem übel beleumundeten Subjekt nicht das geringste
gegen seine späteren vorzüglich kontrollierten Versuche mit Prof. Schotte-
lius oder Dr. Osty; diese Versuche müssen vielmehr rein als solche beurteilt werden,
ohne Rücksicht sogar auf etwaige frühere Betrügereien Kahns selbst, geschweige
denn solche eines seiner Bekannten. Diese Betrügereien wären nur dann in Betracht
zu ziehen, wenn sie eine normale Deutung der neuen Versuche ermöglichten, was
hier aber nicht der Fall ist. Wir müssen uns damit abfinden, daß viele Medien infolge
ihrer hysterischen Veranlagung, wie Eusapia Palladino, neben, zweifellos
echten Phänomenen, immer wieder ziemlich leicht durchschaubare hysterische Betrügereien
bieten. Zu diesen Medien scheint auch der genannte Reese zu gehören;
sicher betrog er zuweilen, doch liegen über ihn aus der Zeit vor dem Kriege im
gleichen Jahrgang der Annales des Sciences Psychiques von Maxwell, Schrenck-
Notzing und Carrington Berichte vor, von welchen mir namentlich derjenige Car«
ringtons, der in Fragen des Medienbetrugs außerordentlich erfahren ist, zu be-


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