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Krall: Eigene Versuche mit Ninoff.

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Hilfskraft aus. Er stand nicht in körperlicher Berührung mit seinem Auftraggeber
, dein Sender; also konnten die bekannten ideomotorischen Muskelzuckungen
nach Cumberland J) ihn nicht leiten.

Der Sender verblieb an seinem Platz, während N. dem geistigen Befehl
folgend, sich im Zimmer frei umherbewegte. Die Entfernung zwischen Sender
und Empfänger betrug dabei selten unter i bis 2 m, vergrößerte sich aber je
nachdem auf 4 bis 6 m.

Was den Abschluß des Sehsinnes anlangt, so wünschte Ninoff bei
seinen Versuchen im engeren Zirkel ganz im Dunkeln zu arbeiten, um zur
Konzentration seines Geistes völlig von optischen Eindrücken abgeschlossen zu
sein. Hierdurch wäre aber die Beobachtung, die ganze Versuchsanordnung
wesentlich erschwert worden. Da der Ausschluß des Sehsinnes auf andere,
nicht minder zuverlässige Weise zu erreichen war, verband ich ihm zu diesem
Zweck mit einem breiten Handtuch, das bis zum Munde reichte, die Augen
und verschloß die Augendeckel noch besonders mit großen, aufliegenden Watteballen
. Die Anordnung wurde an anderen und mir vorher sorgfältig ausprobiert»
so daß ich von dem Ausschluß seines optischen Sinnes überzeugt sein mußte.

Dem Sender wandte Ninoff den Rücken zu, sobald es sich um Bewegungsaufträge
handelte; er stand der Versuchsperson gegenüber, wenn er auf der
Bühne rasch von einem zum anderen ging oder in den Taschen des Senders
nach dem gewünschten Gegenstand suchen mußte. Gleichzeitig wurde darauf
geachtet, dal? keine spiegelnde Fläche in seiner Nähe war. Es wäre hier noch
einmal darauf hinzuweisen, daß ihm bei einer Reihe von Versuchen ein Sehen
nichts hätte nützen kömien, wenn der Sender sich z. B. ein Bild nur im Geiste
vorstellte, das objektiv also überhaupt nicht vorhanden war.

Da durch geeignete Maßnahmen der Gesichtsinn sicher auszuschließen
ist, käme, wie wir noch sehen werden, als mögliche Fehlerquelle nur die einer
akustischen Einwirkung in Betracht. Wir hätten vor allem zu prüfen,
ob der von den Gegnern immer wieder erhobene Einwand eines „Unwillkürlichen
Flüsterns" (Lehmann, Baerwald) zutreffen könnte2). Wie sich aus

willkürliche oder unwillkürliche gegenseitige Verständigung ausgeschaltet werden
kann, was sehr schwierig sein dürfte. Daher sind z. B. auch die Üebertragungsver-
suche zwischen Va,ter und Tochter, von denen Naum Kotik berichtet, sehr fesselnd,
aber nicht beweisend. Ich halte es für unerläßlich, daß zur Nachprüfung der Untersuchende
selbst als Sender fungiert. Kotik hat das zwar getan, aber es sind nur
wenige Versuche, darunter einige gelungene. (Dr. Naum Kotik [Moskau], Die
Emanation der psychophysischen Energie. Wiesbaden 1908.)

*) Cumberland stand in einem unmittelbaren oder (durch Taschentuch oder
Stock) mittelbaren Zusammenhang mit seiner Versuchsperson, durch deren Muskelzuckungen
er zu dem Ort der Verabredung geleitet wurde. Wenn in neuerer Zeit
— wie berichtet wird — Gedankenleser dieser Art auch ohne Anfassen der Person
„Bewegungsaufträge" bei unverbundenen Augen ausführen können, so
bleibt noch dahingestellt, wie weit hier echte Telepathie und eine Wahrnehmung
ideomotorischer Bewegungen zusammenwirken. (Vgl. hierzu die eingehenden Ausführungen
von Dr. Tischner, Telepathie und Hellsehen. Wiesbaden 1919. S.3.)
Da Ninoffe Sehsinn ausgeschaltet war, kam für ihn auch ein „visuelles Muskellesen
", irgendeine optische Wahrnehmung ideomotorischer Bewegungen nicht
in Frage.

2) F. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann, Ueber unwillkürliches Flüstern. Eine
kritische und experimentelle Untersuchung der sogenannten Gedankenübertragung.

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