Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0673
644 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1926.)

meiner Expcrimentalstudie, die ich zur Kontrolle der Hansen-Lehinann-
schen Versuch unternommen habe, ergeben dürfte, neigt nur der ausgeprägt
„motorische Typ" zu einem Flüstern.1). Damit ist diese Fehlerquelle
als solche erkannt; sie ist leicht auszuschalten, wenn sich der Sender vorher
geprüft hat, ob er während einer bestimmten Zeit seinen Mund geschlossen
halten kann. Da dies bei mir und meinen Versuchspersonen der Fall war, kam
eine Uebermittlung durch „Unwillkürliches Flüstern" nicht in Frage.

Rhythmische oder in der Stärke wechselnde Atemgeräusche oder derartige
„akustische" Hilfen, wie sie vielleicht für Augenblicke den „Be-
wegunersaufträee" ausführenden Gedankenleser leiten könnten, scheiden aus,
•ohdd « sich nicht um das Aufsuchen eines Gegenstandes, sondern um dessen
Beschreibung handelt. Damit sind derartige akustische Nachhilfen, wenn sie
überhaupt hier vorkommen sollten, für die vorliegende Entscheidung prinzipiell
ohne Bedeutung.

Da Ninoff ohne „Anfassen" arbeitete, kam auch der Tastsinn nicht
in Betracht.

Es gibt noch mancherlei andere unbewiesene Hypothesen, die herangezogen
werden, um den außersinnlichen Hergang nicht anerkennen zu müssen; Geruchoder
Geschmacksinn, Wärme- oder andere Strahlungen sollen aushelfen. Man
braucht sich aber nur einmal klarzumachen, welche physikalischen und physiologischen
Voraussetzungen erfüllt sein, welche differenzierten Geruchs- und
Geschmacksqualitäten, welche „Schwankungen" eintreten müßten, um ein „Bild"
oder einen komplizierten „Vorgang" zu „übertragen".

Es bedeutet ja etwas völlig anderes, wenn ich dem Telepathen einen charakteristischen
Geruch oder einen bestimmten Geschmack zu übermitteln
suche. Es würde sich dabei um die Uebertragung eines einzigen Sinnesreizes
handeln, etwa so, wenn ich eine bestimmte Hautstelle mit der Nadel
berühre, und das Medium die Berührung an der gleichen Stelle mitempfindet.
Aber es muß — bis zum Gegenbeweis — als ausgeschlossen gelten, daß durch
den Geruch- und Geschmacksinn eine Reihe verschiedener und verschiedenartiger
Vorstellungen übertragen werden könnte.

Somit gelangen wir zu der endgültigen Feststellung: bei diesen Versuchen
erhielt der Gedankenleser seine Eindrücke nicht auf dem Wege
^ über die Sinne. Damit gehören die Versuche mit Ninoff in den Bereich der
Parapsychologie.

Die Zeitdauer, die eine Uebertragung erforderte, wechselte naturgemäß
je nach der Eignung und Konzentration des Senders, auch schon bei
ein und derselben Person. Meist bedurfte es dazu nur einer Zeitspanne von
etwa 5 bis 15 Sekunden, manchmal etwas länger: immer kam nur eine relativ
kurze Zeit in Frage. Aber diese, wenn auch kurze Zeitspanne, erforderte jede
Uebertragung. Bei einigen schwierigen Fällen, wo diese nicht gelingen wollte
— z. B. der Versuch mit dem Sanitätsrat und anschließend mit mir —,

Wundts Philosophische Studien. Bd. XL, 1895. S.471. — Alfred Lehmann, Aberglauben
und Zauberei. Stuttgart 1908. II.Aufl. — Richard Baerwald, Die intellektuellen
Phänomene. Berlin 1925.

i) Karl Krall, Ueber Unwillkürliches Flüstern. Leipzig 1926.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0673