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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0679
650 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1926.)

mußte es sich für mich entscheiden, ob ich bei ihm das so lange vergeblich
gesuchte Phänomen erleben sollte —, echte Denkübertragung!

Entweder gelang der Versuch unter Umständen, die nach Menschenwitz
jede Beeinflussung durch die Sinne ausschlössen, oder — er gelang nicht, was
freilich immer noch kein Gegenbeweis gewesen wäre, da ein Mißlingen ja
durchaus von unkontrollierbaren äußeren Umständen abhängen kann. Ich band
Ninoff ein breit zusammengelegtes Handtuch um und steckte darunter größere
Watteballen auf die Augenlider, so daß (wie ich es bei mir nachprüfte) eine
optische Wahrnehmung ganz ausgeschlossen war.

Die Versuche fanden in dem zu ebener Erde gelegenen, matt erleuchteten
Treppenflur meines Geschäftshauses statt; eine andere Person war während der
Untersuchung nicht zugegen, niemand wußte um den Vorgang und meine Absicht.
Während ich den geplanten Versuch vorbereitete, verblieb Ninoff in Gesellschaft
meines Geschäftsführers in einem anstoßenden, vom Treppenflur durch
eine eiserne Tür abgeschlossenen Raum.

Erster Versuch.

In dem Vorraum hing an der Wand ein Kleiderhalter, der verschiedene
Mäntel und Kopfbedeckungen trug. Unter das innere Futter eines dieser Hüte
steckte ich mein Taschenmesser. Dann holte ich Ninoff herein. Er bat mich,
scharf an den Gegenstand zu denken und ihn geistig „hinzuführen". Dann
tastete er sich (ich selbst war an der Tür stehen geblieben) ohne jedes Zögern
zu dem Garderobehalter hin, um in den Taschen eines Mantels herumzusuchen.
Ninoff, etwa 4 bis 6 m von mir entfernt, kehrte mir während dieses Vorgangs
den Rücken zu. Obgleich ihm meine Blickrichtung bei seinen verbundenen
Augen keinen Anhalt hätte bieten können, sah ich nicht nach dem
Garderobeständer hin, sondern weiter nach rechts, den Ort nur indirekt im
Auge haltend. Nach wenigen Sekunden sagte er: „Hier ist der Gegenstand."
Bei der matten Erleuchtung des Raumes (durch eine klein gedrehte Gaslampe)
war in dieser Entfernung das, was er in der Hand hielt, für mich nicht zu erkennen
. Da er aber die Hüte noch nicht berührt hatte, rief ich ihm zu: „Nein,
es ist nicht richtig." Er wiederholte daraufhin seine Bitte, ihn gut zu führen,
und suchte weiter. Kurz darauf faßte er den richtigen Hut und nahm ihn
vom Ständer, wobei das Messer klirrend auf den Steinboden fiel. Er hob es auf
und mit dem Ausruf: „Das ist gedachter Gegenstand!" hielt er das Messer hoch.

Der Versuch bot scheinbar nichts Außergewöhnliches; wenngleich er nach
der ersten Berichtigung den unter mehreren von mir ausgewählten Hut ergriffen
hatte, so konnte man doch annehmen, daß ihn das Herausfallen des
Messers ohne weiteres auf die richtige Spur geleitet hätte, da man im allgemeinen
kein Messer im Hutfutter zu verwahren pflegt. Aber nachträglich wurde
festgestellt — und diese Tatsache erscheint bemerkenswert —, daß in der von
Ninoff durchsuchten Manteltasche ein ganz ähnliches Messer steckte, wie das
von mir benutzte: Ninoff hatte, wie er mir später sagte, das Bild des
„gedachten" Messers mit dem in der Tasche vorgefundenen identi fiziert.
Er war also an die richtige Stelle gegangen, hatte den unter dem Hut befindlichen
Mantel abgetastet und einen dem gedachten entsprechenden Gegenstand
ergriffen. Auch hier war die Verzögerung, der Umweg, meine eigene Schuld,
weil ich ihn nicht richtig zu der Stelle „hingeführt" hatte.


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