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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0710
Marcinowski: Der Okkultismus als Weltanschauungsproblem. 681

Fülle von Anregungen überschütten, die dann für weitere Erörterungen
fruchtbar werden sollen. Dabei selze ich in diesem Kreise ebenso selbstverständlich
die grundlegende Kenntnis der Tatsachen voraus,
auf denen ich fuße, wie ich auf der anderen Seite zu entschuldigen bitten muß,
wenn ich die uns allen bekannten Tatsachen immer wieder erwähne und hervorhebe
, denn nur auf diesem Wege können wir zu einem Ueberblick über das gesamte
Gebiet gelangen, der uns zu gleicher Zeit vor die einzelnen Probleme stellt.

Ich werde das zu erreichen suchen, indem ich das uns Bekannte in
ein bestimmtes System zu bringen trachte, so daß sich schon aus der
Gruppierung des Stoffes allein Problem wie Lösung willig darbietet. Jede
gute Systematik soll so wirken.

Ich steuere dabei auf ein Ziel los, das mir als ideale Lösung vorschwebt.
Viele Einzelprobleme des Okkultismus haben ihre Einzellösungen
gefunden. Warum befriedigen sie uns schließlich nicht? Weil wir nach einem
allgemein gültigen Schlüssel zum Verständnis zu suchen genötigt sind, aus
der Natur unseres Denkens heraus. Dies ist mein Bemühen, und für dasselbe
möchte ich aus der Hinterlassenschaft eines unserer Besten, des so tragisch ums
Leben gekommenen Dr. Geley, einen Leitsatz hervorheben, der um so kühner
und beachtenswerter ist, als er in unserem Zeilalter der zusammenhanglosen
kleinen Fachwissenschaften — die jede in ihrem beschränkten Gärtchen ihren
eigenen Kohl baut.— ungewöhnlich ist. Geley sagt: eine Erklärung, che mir
nur einen Teil der Erscheinungen einer Gruppe annehmbar macht, und zwar
nur die einfacheren Bestandteile eines Problems zur Lösung bringt, ist
grundsätzlich falsch, auch für die Teilprobleme, die sie anscheinend
befriedigend löst. Wenn man aber für die zusammengesetztesten
Höchstformen des Problems eine Lösung findet, so hat man damit
auch alle Teilprobleme geklärt, und eine solche Hypothese wird
dann auch der Wahrheit entsprechend nahekommen.

Eine praktische Nutzanwendung hiervon: gewiß kann die Telepathie, das
berühmte Mädchen für alles, gewiss^ Teilerscheinungen okkulter Vorgänge verständlich
machen, da sie aber nur Teil erscheinungen zu erklären vermag, fast
immer aber sehr wesentliche Bestandteile des Problems ungelöst läßt,1) ist sie
grundsätzlich als Erklärungsprinzip überhaupt zu verwerfen.

Ich weiß, daß mir hierin einige von Ihnen sehr lebhaft zustimmen werden,
die meisten aber werden mir darin nicht folgen wollen, und es wird kennzeichnend
für diese Spaltung unter uns sein, daß zu der letzteren Gruppe alle diejenigen
gehören, die der materialistischen und mechanistischen
NalurerkJärung nahe bleiben, während zur ersteren Gruppe diejenigen zählen,
denen spirilualistische Auffassungen im Vordergrund stehen, jeder der
Struktur seines eigenen Wesens gemäß. Ich persönlich stehe etwa in der Mitte
beider Gruppen, denn mein Sonderfach ist Psychologie. Aber ich sehe dabei,
wie ich von Jahr zu Jahr immer deutlicher durch die Wucht der Tatsachen
nach der spirilualen Seite hinübergedrängt werde, und wie sich mir die Psychologie
Schritt für Schritt immer deutlicher aus der Umklammerung von Sinnesund
llirnphysiologie löst und immer froher, sozusagen, in das Gebiet des wahrhaft
Geisligen lrnübergleitel, also in das Gebiet des Metaphysischen.

*) Wie z. B. alle Stelgerungen zu sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen,
die in Begleitung von telepathisch denkbaren Vorgängen auftreten.


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