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Marcinowski: Der Okkultismus als Weltanschauungsproblem.

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diese unmittelbare Beziehung lediglich als subjektive Deutung gelten
lassen will, die man den sinnlichen Wahrnehmungen nur untergeschoben habe.

Nun beobachten wir eins: diese u n mittelbaren Wirkungen bezeichnet schon
die Sprache als etwas, was in seiner Stärke außerordentlich verschieden auftritt
. Wovon hängt das ab? Nun, wenn es sich dabei um* Strahlung
handelt, so werden wir annehmen dürfen, daß die leichtere, also lebhaftere
Abgabe von Od, einem lockeren, weniger starren Gefüge
des Strahlers entsprechen wird — lockerer — also im Vergleich
mit physikalischem Geschehen gesprochen, und im Vergleich mit der geringeren
Dichtigkeit bei einer lebhafteren intramolekularen Schwingung, hieße: wärmer
— und, wieder ins Geistige zurückspringend: liebender wird er sein;
wie es auf der anderen Seite auch überempfindliche, leichter zu beeinflussende
und zu beeindruckende Empfänger gibt.

Steigern wir beides ins Uebernormale, Ungewöhnliche - -
und es gibt viele Menschen, die übernormal leicht Od abgeben — so haben wir
den geborenen Heilmagnetiseur vor uns, der uns doch nur solange unwahrscheinlich
dünkt, als wir ihm sein Wirken nicht nachmachen können.
Auf der anderen Seite, wo übernormale Sensitivität fremdem Einfluß
allzu offen daliegt, haben wir das geborene Medium vor uns, den gegebenen
Vermittler für fremde Wesenheiten. Uebermäßig suggestibel nennen wir, das.
Uebrigens, was heißt Suggestion? Ich glaube, es wird am Platze sein, das
hier einzufügen.

Was istSuggestion? Eines der mißbrauchtesten Worte unseres Sprachschatzes
zunächst, ein Beispiel für das schöne Faustzitat: wenn irgendwo Begriffe
fehlen, dann stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Handelte es sich um einen
klaren Begriff, wir wären wahrlich nicht so verlegen um diese Frage, die zu allertiefst
mit Weltanschauungsproblemen ersten Ranges zusammenhängt. Vom materialistischen
Standpunkte aus ist die Frage überhaupt nicht zu lösen, denn sie ist
ein Problem der Innerlichkeit, und der Materialismus vermag nichts zu denken,
was über das Bereich des Sinnlichen hinausgeht. Folge davon: er teilt die Suggestion
ein in Verbal-Suggestionen und solche, die durch irgendwelche Situationen geschaffen
werden, ferner in bewußt gewojjfte und in unbewußt zufällige, aber niemals
ist recht abzusehen, warum eine suggestiv gesetzte Wirkung denn dann etwas
anderes ist, als die Ueberzeugung, die man durch eindringliche Ueberredung hervorruft
, oder wie die blitzrasche Entscheidung einer plötzlich gegebenen Lebenslage
gegenüber.

Der Fehler liegt darin, daß hier immer das Medium des Verstandes und des
Sinnlichen zwischengeschaltet ist. Suggestion ist aber ein Zustand, bei dem dieses
Medium nichtinFrage kommt. Darum ist es grundsätzlich falsch, von Ver-
bal-Suggestion und dgl. zu sprechen, denn niemals erzeugt ein Wort eine suggestive
Wirkung, nie etwas, das durch die Pforte der Sinne von uns wahrgenommen wird,
nie ein mittelbares Berühren des anderen. Das scheint der praktischen Erfahrung
zu widersprechen, aber es scheint nur so.

Das äußere Vehikel eines Bewirkens ist nicht die Kraft, die bewirkt. Ja, hier
ist sie nicht einmal ein notwendiges Gerät, manchmal sogar eher ein Hindernis
. Alles, was den Verstand wachhält, verhindert suggestive Wirkungen. Wir
werden Suggestion aber niemals begreifen können, wenn wir tagwaches Hirn-
denken und Bewußtheit gleichsetzen, wenn wir der Bewußtheit keinen größeren
Umfang als dem verständigen Denken zubilligen, wenn wir Bewußtheit nicht in
ihrer polaren Beschaffenheit ansehen, also der Außenseite des Verstandes und der
Wahrnehmung nicht auch eine Innenseite des unmittelbaren und unvermittelten
Schauens zubilligen. Ich sehe vermittels der Augen, aber nicht die Augen sind
es, die sehen. Die Q e i s t persönlichkeit ist der Träger des Sehens, das Auge
ist nur ein Instrument, das sich der schöpferische Geist zu bestimmten Zwecken
geschaffen hat. Das Sehen selbst als solches bedarf des Auges nicht; hellwissendes


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