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Marcinowski: Der Okkultismus als Weltanschauungsproblem.

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wcsenswandelndcn Einflüsse zu Hause sind, denn zu all diesem
gehört das odische I nei nanderf luten. Auf der Außenseite haben
wir es dagegen nur mit kenntnisvermittelnden Eindrücken zu tun, nicht
aber mit lebendigem Erkennen.

„Es gibt zweierlei Wissen" —so lehrt uns Siegmund Freud, der geniale
Schöpfer der Tiefen-Psychologie —, „eines mit dem Verstand, das merkwürdigerweise
nicht das geringste in uns bewirkt, und ein anderes in der Tiefe
der seelischen Persönlichkeit ' - - in ihrem okkulten Kern, so würden wir hier
sagen —, „das mit eigentümlichen und wesenhaften Zuslandsande-
riingen verbunden ist."

Projizieren wir diese Selbstbeobachtung nach außen, so erhallen wir als
das Wissenum den andern einmal: eine Vorstellungsbildung auf Grund
von Siniieswahrnehinungen, und zweitens: ein unmittelbares inneres Wissen,
gleichviel ob dasselbe spontan und unwillkürlich einsetzt, oder ob ich es „saugend
" herbeiziehe. Damit sind wir mitten in das Bereich des llellwissens
gelangt, das eben ein unmittelbares Wissen ohne Sinnesvermittlung ist.

Mitten im normalsten Alltag fängt es an. Wir üben es alle ab Wesens -
erfassung (geistig), als Sinneserfassung (seelisch), mediale Naturen lediglich
stärker als andere. Die Uebergänge fließen.

Grundsätzlich falsch, hier von einem sechsten Sinn oder von Kryptäslhesie
zu reden und an eine merkwürdige, ja unbegreifliche Verfeinerung und Verlängerung
unserer gewöhnlichen Sinnesorgane zu denken, oder gar von Telepathie
zu sprechen. Alle sinnliche Erfahrung ist Telepathie,
denn alle Sinnlichkeit ist dann schließlich vermittelte Fern wirkung. Auch
wenn ich die Sonne sehe, ist die Entfernung vom Objekt meiner Wahrnehmung
eine recht beachtenswerte.1) Unmittelbare Gemeinschaft ist erst auf der
I nnenseite gegeben, und nur da, und nur um solche Geimeiii-
scha f l handelt es sich hier, genau wie wir darin das Geheimnis der Wesenswirkung
von Mensch zu Mensch erfaßt hatten. Aber bitte, nicht um eine Berühr
ti n g von Sender und Empfänger auf der Innenseite handelt es sich, denn
das Unmittelbare dieses Vorgangs berunt nicht auf einem Berühren, sondern
auf einem Ineinanderfließen, auf dem Eins- und Versehmolzen sein. Dort,
wo das Ich und das Du in das gemeinsame Medium des Allhaften, des Ueberj-
individuellen, Kosmischen eintauchen, dort ist Gemeinschaft, dort hört Ich
und Du auf, gesondert zu sein, und dort weiß man unmittelbar umeinander
; ja gegebenenfalls will man dort auch miteinander, weil ineinander
seiend.

Ein glänzendes Beispiel dafür waxen — als Ergänzung zum passiven Hellwissen
— die aktiven Kommandos, die „suggestiven" Befehle, die Dr. Glogau vor Jahresfrist
hier vor unseren Augen rem intra-psychisch erteilte, und das unter Verhältnissen
, die jede sinnliche Vermittlung ausschlössen. — Die Versuche kamen so
zustande, daß Herr Dr. G. aus einem Nachbarraum dem allerdings mit ihm seit
Jahren vertrauten Medium einen Befehl erteilte, indem er sich lediglich in Gedanken
auf den Inhalt des Befehls konzentrierte. Alle andern Anwesenden — mit Ausnahme
zweier Auftrag erteilenden natürlich —hatten von der Art des Auftrages
keinerlei Kenntnis. — Ein solcher Befehl lautete z.B.: das Medium ist nur
zehn Jahre alt. In dem Augenblick, wo Herr Dr. G. in dem Nachbarraum das
Zeichen gab, sank das Medium vor unsern Augen erst in Hypnose, richtete sich

') Unbeschadet der Tatsache, daß meine Wahrnehmung eigentlich den vermittelnden
Lichtstrahlen gilt.

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