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Marcinowski: Der Okkultismus als Weltanschauungsproblem. 693

Od und den Begriff des Innen-Seins, dos Intra-Physischen und des Jntra-
Psychischen.

Zur Persönlichkeitserweiterung um das Du kommt so die Gegenwartserweiterung
im Raum und in der Zeit.

Niemand weiß etwas, was vor ihm geschah (ich spreche natürlich nicht
von Erinnern und von Kenntnissen in diesem Sinn); aber sein Jlaum-Zeit-flori
zont ist bis ins Unendliche gewachsen, Vergangenes wurde ihm Gegenwart.

Niemand sieht im voraus, was später sein wird (ich spreche natürlich
nicht von einem klugen, wissenden Erschließen der Zukunft).1) Niemand sieht,
was später sein wird, sondern der Hellwissende sieht es innerlich als Gegenwart
, nicht nur wie Gegenwärtiges, denn Raum und Zeit sind für ihn einfach
nicht, wenigstens nicht so wie für uns; ihm sind sie untergegangen in der Allgegenwart
des Absoluten und Einen, was natürlich nur relativ gesprochen ist.

Es ist eine Akzent-Verschiebung des individuellen Bewußtseins in ein
größeres, umfassenderes, Ueberpersönlicheres hinüber, vor dem tausend Jahre
sind wie ein Tag. Und das natürlich nach hinten und nach vorn hin; das
liegt schon im Begriff des Horizonts. Aber es ist kein Zukunf tswissen,
was uns so mitgeteilt wird, sondern ein Gegenwärtiges aus der Gegen-
warlserweiterung her. Dort wird das innerlich Erschaute zum Bild, zur
Spiegelung; daher sagt man Hellsehen. Was uns aber so als Gegenwart
mitgeteilt wird aus unmittelbarem Wissen, uns wird es zu unglaubwürdiger
Zukunft ohne zwingenden Wert.

Ich' begreife sehr wohl, daß die iaumzeitliche GegenwartserWeiterung
unserm denkenden Verstand zunächst wie ein leeres Wortspiel vorkommen
muß. Wir können uns auf der Außenseite der Hirnbewußtheit nicht aus dem
Dreidimensionalen des Wahrgenommenen losmachen. Für unser Denken ist
eben Zeit als Vergangenheit, Gegenwart .und Zukunft gegeben, und etwas
wissen zu können, was für unseren Horizont schlechterdings nun einmal in
der Zukunft liegt, ist gleichbedeutend mit einem bewußtseinsunerträglichen
Vorausbestimmtsein unseres Lebensablaufes. Wir sind dann hellbewußte
Mechanismen und Schicksal wird zu einer sinnlosen sadistischen Spielerei in
der Hand einer Dämonie, der wir sittliches Wesen im menschlichen Sinne nicht
zubilligen könnten.

Widerstrebt aber eine Schlußfolgerung so ausgesprochen allen anderen
Er!'dirungen, so dürfte die Annahme berechtigt sein, daß eben die Basis eine
falsche Annahme enthielt, auf der wir zwar logisch richtige, aber unzutreffende
und unwahre Schlüsse aufbauten. Nein, in solchem Sinne vorausbestimmte
Mechanismen, deren Todesstunde und Todesart z. B. schon lange vorher genau
vorauszusehen ist, solche blöden Maschinen können wir unmöglich sein, nicht
weil wir das nicht wünschen, nicht weil sonst unser ganzes Weltanschauungsgebäude
zusammenstürzen müsse, sondern weil die Fülle der Widersprüche
hier nötigt, nach einem Fehler in der Fragestellung zu suchen. Nun gibt es
doch aber ein sicher erwiesenes Hellsehen um für uns Zukünftiges! Bände
könnte man mit einwandsfreien Belegen hierfür füllen. Also müssen wir den

l) Obwohl jenseitige Wesen selbst ihr größeres Wissen um Zukünftiges als
solches Vorausschauen hinstellen. In den Bradleysqhen Kundgebungen, von denen
ich wohl annehmen darf, daß Sie sie alle persönlich zum Gegenstand der aufmerksamsten
Durchforschung machen werden, seitdem die Berichte in einer vorzüglichen
deutschen Uebersetzung vorliegen, ist wenigstens in diesem Sinne verhandelt
worden.


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