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Krall: Versuche Anderer mit Ninoff.
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Zum Schluß folgt ein, Bericht von Gasion Mery, aus dem „L'Eclio Du
Mer>eilleux" (H. 38 vom i. August 1898), der das \on mir über Ninoffs Arbeitsweise
Mitgeteilte ergänzt.
Eine Zeitungsnotiz über die Vorführungen in Elberfeld berichtet über
einige Bewegungsaufträge, bei denen ich selbst als Mittler und Sender seinerzeit
fungiert habe.
Ein wirklicher Gedankenleser.
Von Prof. II. J. Klein.
Bevor Prof. Klein über seine Yersuchsergebnisse berichtet, gibt er einen
kurzen historischen Ueberblick über einige Fälle von ,,Gedankenlesen" aus
früherer Zeit.
Solche Berichte stammen schon aus dem frühen Altertum, wenn z. B. der
Küchenvater Augustinus den karthagischen Wahrsager Abicerrius erwähnt.
Augustinus erkannte zwar die Tatsache der Denkübertragung an, schrieb sie
aber der Wirkung »des Teufels zu. Puysegur hypnotisierte einen Bauernburschen
, der in der Hypnose das laut wiedergab, was jener ihm zu sagen in
Gedanken befahl. Dt. »Barier berichtete an Cuvier (i835) über eine gewisse
Euphrosyne Bonneau, Piit der man eine vollständige Unterhaltung führen konnte,
ohne sich dabei der Sprache zu bedienen, also auf außersinnlichem Wege. Es
folgen noch1 einige ähnliche Beispiele, aus denen hervorgeht, daß die hellseherische
Fähigkeit (wie Klein sie bezeichnet) namentlich im somnambulen Zustand
eintritt. Es heißt dann weiter:
„Im Gegensatz zu allen diesen [zu ergänzen: Gedankenlesern im hypnotischen
oder somnambulen Zustand. K.] produziert sich gegenwärtig der Brasilianer
Ninoff als wirklicher Gedankenleser, der in völlig wachem,
natürlichem Zustande, ohne Berührung mit der Versuchsperson, irgend etwas,
»as diese in Gedanken fixiert hat, auffindet. Es handelt sich dabei nicht etwa
um einen taschenspielerischen Trick, sondern um eine wirkliche psychische
Fähigkeit Ninoffs, um ein* geistiges Vermögen, das mit semcim Willen zusammenhängt
und dessen Ausübung Kraftverbrauch erheischt, d. h. nach einer
gewissen Zeit Ermüdung und Erschöpfung nach sich zieht.
An der Realität dieser psychischen Fähigkeit Ninoffs
ist nicht zu zweifeln, und in dieser Beziehung gehören seine Experimente
zu dem Interessantesten, was überhaupt gegenwärtig auf dem dunkeln Gebiete
der psychischen Erscheinungen geboten werden kann. Es liegt nicht in unserer
Absicht, auf die überaus verschiedenartigen Proben, die Hr. Ninoff von
seiner Fähigkeit bisher gegeben, näher einzugehen, nur einiges, ^as er in den
Räumen der Kölnischen Zeitung ausführte, möge erwähnt werden.
„Bezeichnen Sie mir im Geiste ein Buch in dem Zimmer nebenan, tagte
er, und ich werde es holen und Ihnen sagen, was für ein Buch es ist."
Titel und Nummer des Bandes wurden niedergeschrieben: „La Grande
Encyclopedie, Tome jo."
'Sehr bald stand bei Hrn. Ninoff fest, daß es ein Band aus einer großen
Serie sei. Das Suchen war aber nicht leicht, zumal geklettert werden mußte.
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