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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0743
714 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1926.)

Endlich hatte er den Band des ihm bis dahin nicht bekannt gewesenen Werkes.
Der Band umfaßt die Worte: Ceralospire bis Chiem (Chiemsee), [fr. Ninoff
(mit verbundenen Augen) erklärte:

.,Das Buch dient zur allgemeinen Inierrichtung: es steht etwas von Tieren
darin. Chien? Nein, doch nicht. Aber cheval wohl. Da schlagen Sie ja grade
die Seite auf, wo Pferde und Zebras abgebildet sind."

Die Behauptung war völlig richtig. In einem anderen Falle ersuchte ZSin >f f
einen in seiner Nähe befindlichen Herrn, sich eine Münze in Gedanken zu
merken, die dieser Herr in seinem Portemonnaie bei sich führte. Dies geschah.
Ninoff nahm mit verbundenen Augen die Börse, öffnete sie, zog ein Geldstück
hervor, und sagte, ohne die Münze anzusehen:

.,Cinq Francs", und gleich darauf: „Louis Philippe."

Es war richtig, die gedachte Münze und die Umschrift (die dem Besitzer des
Portemonnaies h\> dahin unbekannt gewesen war)1) stimmte, selbst die Jahreszahl
wurde richtig angegeben.

Ein anderer Verblich, das Heraussuchen eines Buches, dessen genaue Beschreibung
usw., war wegen einiger begleitenden Nebenumslände noch schlagender
. Man darf nicht annehmen, daß Ninoff sich die Augen verbinden läfSt,
um zu beweisen, daß er nicht direkt sieht, vielmehr tut er die*», um störende
\uß< nwirkungen abzuhalten und seinen Geist besser zu konzentrieren. In einem
dunklen, ruhigen Räume bedarf er keiner Augenbinde.

Ninotf ist in Brasilien geboren und gegenwärtig noch brasilianischer Staatsangehöriger
; er hat in Lüttich Medizin studiert, doch dieses Studium später
aufgegeben. Seine merkwürdige Fähigkeit zeigte sich nach seiner Angabe schon
im i\. Jahre; er hat sie nach und nach bis zu ihrer heutigen Vollkommenheit
ausgebildet. Gegenwärtig steht er im /|8. Lebensjahre.

Gemäß unseren Lnterredungen und Erfahrungen ist es ihm leuhl, einen
Gegenstand, den eine beliebige in seiner Umgebung befindliche Person sich in
Gedanken vorstellt, instinktiv zu finden oder zu bezeichnen, nicht aber, oder
nur bisweilen, ein Wort, das einen allgemeinen Begriff ohne bildliche Vorstellung
bezeichnet. Auf welche Weise die intellektuelle Uebertragung aus dem
Gehirn der Versuchsperson in das Gehirn Ninoffs sich vollzieht, ist letzterem
selbst unbekannt: ei fühlt im gegebenen Falle lediglich einen mächtigen Willens-
impnls nach einer bestimmten Richtung, auf einen bestimmten Gegenstand
hin und muß diesem folgen. Je ungestümer dieser innere Vnlrieb sich bei ihm
4 gellend macht, um so gewisser ist er seiner Sache.

Die Arbeit, die Ninoff dabei leistet, ist in bezug auf .seine geistige und
körperliche Organisation eine ersichtlich anstrengende, und nach solcher anhaltenden
großen Anstrengung kommt bisweilen auch ein Mißerfolg w)r. Letzterem
merkt Ninoff dann schon selbst und erklärt, desorientiert zu sein. Wie
gesagt, vermag er selbst durchaus nicht anzugeben, woher die Kraft, mit der
er begabt ist, stammt und wie sie im besonderen wirkt, sie äußert sich für ihn
hdiglich als eine Art von Willenslrieb. 2)

2) Diese Bemerkung ist nicht ganz klar. Sollte die Umschrift der Münze dem
Besitzer völlig unbekannt gewesen sein, als Ninoff sie „las", so würde es sich
ev. um einen Fall von Hellsehen handeln, wie wir ja bei ihm manchmal solche
Grenzfälle erleben konnten.

2) uiese Auffassung ist zu einseitig: die eine Art ist die Uebertragung durch
Willensimpuls, bei der anderen hat der Oedankenleser die gleiche Empfindung


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