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Krall: Versuche Anderer mit Ninoff.

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*\ v\ bundcnen Angen. Endlich isl alles bereit und N. macht sich auf die Suche,
ohne vorher überhaupt mit dem betreffenden Agenten in körperlicher ßerüh-
rührung gewesen zu sein. Etwa fünf Schritte >or demselben stolpert und taumelt
N., fortwährend heftig, fast konvulsivisch mit den Händen in der Luft
«mherfahrend, ohne dabei anzustoßen, zwischen den Tischen durch und direkt
4iu f das Versteck zu. Mit einem eigenartigen, kurzen Schrei begrüßt er den
Fund, gibt sogleich! die Farbe der Ilaare an. und bringt dann, in derselben
Weise suchend, jedes Haar dem früheren Besitzer zurück (am ersten Abend
jnußle er zu diesem Zwecke sogar durch den ganzen Saal gehen und
.die Galerie besteigen),1) dabei die Stelle angebend, on dannen e*
kam" resp. gerupft wurde.

N. macht hierbei ganz den Eindruck eines, teik \on hinten gelriebeneii.
teils sich vorn an unsichtbaren Fäden weitertastenden Menschen. Einem nor
malen Gehen gleicht seine Fortbewegungsart nicht im mindesten. Mit diesem
,elou des Abends war er aber auch so erschöpft, daß er atemlos, mit geschlossenen
, tief eingesunkenen Augen, auf den Arm des Dolmetschers2; gestützt, da*
Podium bestieg und dann sofort, für die Aufmerksamkeit der Zuschauer dan
kend, >erschwand. Er ist eine große, sympathische Erscheinung, mit totenbleichem
Gesicht. Während der Versuche ist er fieberhaft erregt und im höchsten
Grade ner\ös. Eine Dame, die schon Meie Seancen mit bedeutenderen
Trfnce-Medien mitgemacht hat und selbst stark medial veranlagt ist. sprach
mir ihre feste Ueberzeugung aus, daß, nach dem äußeren Ansehen zu schließen.
Herr N. speziell bei diesem lelzten Versuch entschieden in einem leichteren
Trance-Zustand sich befinde3) —

.,Ich' glaube, daß eine Reihe von exakt durchgelührlen Beobachlangen tele
pathischer Erscheinungen, mit Ausschließung aller bis jetzt bekannlen und
-supponierten Fehlerquellen, die beste Antwort au£ die Lehmannschen Hohl
Spiegelfechtereien wäre. Leider war es mir nicht möglich, trotz zweimaligen
Veisuchs, Herrn ISi. im Hotel zu treffen. Auch weiß ich nicht, wohin Mm hiei
.aus seine Reise geht. Es dürfte aber nicht schwer halten, aus den Zeitungen
•weiteres über ihn zu ermitteln. Jedenfalls wäre es sehr zu wünschen, wenn die*e
unter so schwierigen äußeren Verhältnissen, zwischen Nikotin. Alkohol und In
•Verständnis resp. Indifferenz einer gedankenlosen Zuschauermenge2) *o glän
zend sich äußernden Fähigkeiten wissenschaftlich geprüft würden und wenn

A) Wenn auch hier (wie anzunehmen) der Sender an seinem Platz verblieb,
nätten wir es bei diesem Experiment mit einer die übliche weit übersteigenden
Entfernung zu tun. Der Fall ist nicht ganz klar.

2) Ninoff seheint, wie aus dieser Bemerkung hervorgeht, früher mit Dolmetschern
gearbeitet zu haben.; zu meiner Zeit nicht mehr.

3) Auch dieser Beobachter hielt Ninoffs Zustand für einen abnormen.

<4) „Wie der liebe Pöbel" — bemerkt der Verf. in einer Anm. — „auch der
scheinbar gebildete, der sich eben amüsieren wollte, sich am ersten Abend benahm
, ersehen Sie aus dem beigelegten Abschnitt. Am zweiten Abend war es
etwas besser. Uebrigens fand N. nachher selbst seitens der Presse einstimmig
Anerkennung mit Rüffeiung der Rüpel; mehr kann man ja vorerst garnicht verlangen
. Der „Darmstädter Anzeiger" schreibt in seiner Nr. 239: „Als wir nach
Schluß der gestrigen Orpheums-Vorstellung zu später Nachtstunde heimwärts
strebten, da konnten wir über das Auftreten des Hrn. Ninoff aus Paris u. a. hören,
daß doch nicht alles so glatt und wunderbar zugegangen sei, wie vorher verkündet
worden, und daß es an »Irrtümern* nicht gefehlt habe. Das ist richtig, nur mit
der Einschränkung, daß ersichtlich viele Besucher mit derAbsicht ge-


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