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Marcinowski: Der Okkultismus als Weltanschauut\gspröblem. 737

liebe für allerhand Strahlungserscheinungen und Wellenbewegungen nicht annehmen
, daß das Jlellwissen auf einer Art drahtlosen Telejphonie
des Unbewußten beruhe, für das wir einen noch unbekannten Empfangsapparat
in unserem Zentral-Nervensystem besitzen sollen. Es erscheint mir
\ielnehr als das einfachste und natürlichste, in allem ausstrahlenden Senden
und im Empfangen solcher Sendungen die Anwesenheit und Auswirkung
von abgespaltenen, doppelgängerhaften Bildungen
/u erblicken. Es erscheint mir für die Erklärung zu genügen, daß man auf
diesem Wege seine Lieben überallhin unsichtbar, wie in Gedanken, d. h.
im Geiste — wortwörtlich zu nehmen — begleiten kann und zu ihnen zu
gelangen vermag, und dann u n mittelbar erfährt, wie es um sie steht, oder ihnen
unvermittelt kund gibt, was man sehnsüchtig ihnen mitzuteilen bestrebt ist.
Sie alle kennen ja das Anläuten und Empfangen solcher Botschaften in Ihrem
\on Ahnungen erfüllten Innern. Nicht alles davon ist Selbsttäuschung, so oft
dies auch vorkommen mag. Die quasi seelischen Verlängerungen,
die man so weit ausstrecken und wieder einziehen kann bis dorthin, wo der
andere jeweils ist, die sind wir höchstpersönlich selbst. Und das
geht denn doch über die mechanistische Vorstellung einer drahtlos feinstoff-
licben Verbindurg wesentlich hinaus, in eben dem Maße, wie persönliche
Gegenwar I mehr ist als Depesche und Telephon, selbst wenn man die technischen
Errungenschaften der letzten Jahre hinzunimmt, die zu Klang und
Schrifl noch das Bild zu übermitteln gelernt haben.

Die Theorie von der Abspaltung einer körperfreien Doppelgängerbildung
erklärt uns demenlspieohend auch alles vordem Erwähnte.
Auch das Ilellwissen und die Gruppe verwandter Erscheinungen. Nur muß man
sich dabei hüten, etwa die körperliche Persönlichkeit als Sender und
Strahler zu betrachten, obwohl sie das Material zur Einschmelzung liefert.
Das eigentlich wirkende Ich muß vielmehr in demjenigen Eh>as
zu suchen sein, für das auch der Körper nur eine materialisierte Erscheinungsform
darstellt. Das geistige Ich ist es, was ausstrahlt, was aussendel,
w as sich selbst auf den Wellen des Wunsches und der Sehnsucht und des Gedankens
an den Ort des hellwissend Erfühlten hinbegibt, um es dort unmittelbar
/u erleben. Und Senden heißt also, sich selbst senden, so wie die croshafte
überquellende Golleslebendigkeit sich selber verströmt. Das Organ, die Pseudo-
podie des Ilellwissenden und des Malerialisationsmediums, das sich in Femvur-
kungen ergeht, das ist man selbst. Und auch umgekehrt, dort wo man
anruft, kommt man in diesem Rufe selber zu dem also Angerufenen. Und
deshalb kann man auch dort gegebenenfalls sichtbar, zum mindesten aber
spürbar werden. Der Schlüssel schließt.

Durch solche Darlegungen gewinnen wir ganz eigene und andere Begriffe
umi Wesen der lebenden Materie, vom Wesen des Stoffes überhaupt. Die
Umschmelzharkeil aus einem Aggregalzustand in den anderen auf Befehl einer
wissentlich geislig wollenden Instanz drängt sich uns auf, und unsere
Vorstellungen von der Undurchdringlichkeit der Materie gerät ins Schwanken.

Di^s Gesetz ist an sich unklar. Selbstverständlich kann nicht, wo etwas
isl, zugleich etwas anderes sein, es durchdringend. Wenn aber das durchdrungene
Etwas von poröser INatur ist, so sehe ich kein Hindernis. Schließlich
braucht man nur irgendeine Flüssigkeit auf Löschpapier zu gießen, und das
Gesetz isl schon erledigt, wenn das Flüssige auch noch so augenscheinlich sein

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