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Marcinowski: Der Okkultismus als Weltanschauungspröblem. 739

Ich nach der radikalen Spaltung des leiblichen Todes erst recht zur Verfügung
stehen, zunächst in der Gestalt und Form dessen, was die Menschheit seit Jahrtausenden
die Hauchseele nennt, ein luft- und nebelhaftes Materialisationsgebilde
.

Haben wir uns einmal an den Gedanken einer körperfreien, d. h. feinste
»ff liehen Lebensform überhaupt gewöhnt, wie sie Du Prel als logische Denk-
nolwendigkeit hier vor Jahren vor Ihnen abzuleiten gewußt hat, so müssen wir
ihr auch dieselben Wirkungsmöglichkeiten zubilligen, ja größere noch, weil
von freierer Beweglichkeit. Auf der anderen Seite bedingt das allerdings auch
wiederum gewisse Schwierigkeiten des Wirkens in unserem Sinne, weil verfeinerte
Lebensbedingungen zugleich Beschränkung auf der Ebene gröberer
Daseinsformen bedeuten. Daher die Unvollkommenheiten in der Möglichkeil
der Verbindung von hüben und drüben. Das Plus auf der einen Seite beding!
ein Minus auf der anderen.

Aber sind wir denn überhaupt berechtigt, von alledem zu sprechen? Haben
wir uns nicht weit aus dem Bereich des wissenschaftlich Bewiesenen, auf das
Gebiet der Phantastik verirrt? — Blicken wir zurück. Wie war unser Weg?

Wir gingen von einer Anschauung aus, welche uns feinslofflich strahlende
Materie als die Crundlage der Lebenserscheinungen anzunehmen riet, bis wir in
dieser Annahme die allgemeine Formel für das Weltgeschehen überhaupt er
kannten.

Das Strahlen steigerte sich so besehen zu einem S i c h - s e 1 b e r •
V erströmen, und das führte naturgemäß in weiterer Steigerung zu einer
Art Abspaltung eigenen Wesens und zu einem wechselseitigen Verhältnis
weghaften Erreichens, Durchflutens und Verschmelzens. Wir lernlen
dabei kennen, daß es ein Innen und ein Außen gibt, und wie solche Ver-
schmolzenheit nur auf der Innenseite möglich sei, als unmittelbares Ineinanderfließen
. Das Innen hat bekanntlich keine Grenzen.

In der Steigerung abspaltender Vorgänge erfaßten wir danach das Wesen
ausgesprochener Spaltungen; die abgespaltenen Bestandteile erschienen
immer selbständiger, sie wurden zu doppelgängerhaften Bildungen
. Schließlich lösten sie sich von ihren grobstofflichen Unterlagen ab, und
nun stehen wir vor der entkörperten, feinstofflichen Persönlichkeit
, die sich daraus logisch ganz von selbst ergibt.

Aus der anfänglich angenommenen Strahlung ist ein Heraustreten
, eine Emission geworden, und der jenseitige geistige Mensch erscheint
uns nun als eine unabweisbare Schlußfolgerung, als eine SelbslVerständlichkeit
. Die Annahme einer Unsterblichkeit für geistig ichhafte Wesen
tritt so als etwas auf, dem man sich schwerlich entziehen kann. Alle ani-
mislischen Hypothesen münden schließlich eben im Spiritualismus, ^on welcher
Seite man auch an das Problem herantritt. Durchsichtig ist nun der ganze
\uibau meiner Darlegungen für Sie geworden. Ich bitte Sie, mir trolzdem
noch weil er zu folgen.

Ich brach ab, als ich im Begriff war, auf eine der bösesten Schwierigkeiten
zu stoßen, die das Problem des Spiritismus uns in den Weg wirft: Das
außerordentlich niedrige, peinlich niedrige Niveau, das spiritistischen Kundgebungen
im allgemeinen anhaftet. Wir würden uns nicht daran stoßen,
wenn es sich dabei wirklich nur um die Unvollkommenheiten beschränkter
Kundgebungsmöglichkeil handelte. Aber wir stehen auch vor so viel positiv

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