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Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1926.)

läppischem und albernem Zeug, daß wir keineswegs alles auf die Mitwirkung
ungebildeter Medien abschieben dürfen. Nun haben wir aber auch Kundgebungen
von so unzweifelhaft hochstehender Natur, daß wir auch ohne die
dahingehenden Behauptungen der Spiritisten rein logisch auf folgendes schließen
dürfen. Sehen wir hier unten die Kontinuität von Ichpersönlichkeit und
Doppelgängerlum gewahrt, so wird es selbstverständlich erscheinen, daß
diese Kontinuität der Persönlichkeit auch in dein ganz analogen Verhältnis des
irdischen und des entkörperlen Lebens besteht1). D. h. wenn hier unten alles
auf Entwicklung gestellt ist, so wird das auch für drüben zu gelten haben,
und es wird grundsätzlich so weitergehen. Dementsprechend wird es auch
drüben Stufen geben, auch drüben Niederes und Höheres, Albernes und Gewalliges
. Mystifizierung und heilige Offenbarung. Ist mit dem leiblichen Tode
grundsätzlich eine Entkörperung der seelischen Persönlichkeit gegeben — nicht
eh\a eine Enlseelung des Körpers —, so müssen wir damit rechnen, daß
auch dort drüben, zunächst wenigstens, das allgemeine Niveau nicht wesentlich
höher sein kann, als es hier unten war, und was wir davon zu packen bekommen
, das dürfte eben nur aus den tieferen Schichten des Jenseits herrühren,
die höheren werden sich hoffentlich etwas weiter von all dem Allzu-Mensch-
lichen enlfernt haben.

Außerdem darf man die eine Schwierigkeit nie aus dem Auge verlieren,
die darin besteht, daß wir noch kein stichhaltiges Kriterium dafür zu besitzen
scheinen, ob wir es talsächlich mit Erscheinungen zu tun haben, die einer
jenseiligen Well angehören, also mit erschütternden Ausblicken auf
E w i g k e i l s werte, oder mit frechem Schwindel und überwuchern
der Einbildungskraft, ganz abgesehen von den dämonisch anmutenden
Bewußtseinsspaltungen und Verdoppelungen schizophrener Natur, denen solche
Kundgebungen entstammen können als undurchschaute Leistungen des eignen
Unbewußten. Veigessen wii niemals die ungeheuren Fähigkeiten zu pseudoschöpferischer
Neubildung, die wir an den Medien kennen gelernt haben. Die
Frage des Identitätsbeweises wird noch lange nicht aufhören, eine Frage zu
sein, auch wenn wir den Berichten eines Dennis Bradiev weder Glauben noch
Achtung versagen wollen.

Allerdings ist das eine nicht zu verkennen, die Identitälsbeweise
dafür, daß die Erscheinung, die sich irgendwie kundgibt, auch tatsächlich das
und der ist, für das sie sich ausgibt, häufen sich nicht nur, sondern sie
4___

x) Ich bitte, aus diesem Ausdruck nicht etwa schließen zu wollen, daß wir
die entkörperte Psyche ajs ein körper loses Gebilde auffassen dürften. Etwas
Körperloses im strengen Wortsinn gibt es ebenso wenig wie ein Sein, da^s sich
nicht zu gleicher Zeit in irgendwelcher Form ausdrückte, sich in irgendwelchem
Dasein selbst zur Darstellung brachte. Kein Dasein ohne geistigen Seinsgrund,
sagte ich, aber auch kein reines Sein ohne Ausdruck in irgendeinem Daseienden.
Wir können wohl logisch denkend das Sein vom Dasein unterscheiden — und
qualitative Unterschiede bestehen ja auch in der Tat — aber wie der alte Theodor
Fechner so feinsinnig lehrte: etwas denkend unterscheiden können, bedeute noch
nicht, dar] das so Unterschiedene auch g e schieden und für sich auftreten könne.
Geist und Lebensform des Geistes sind stets miteinander gegeben. Entkörperung
ist also hier immer nur in bezug auf den grobsinnlichen Körper des irdischen Menschen
gemeint und bedeutet den Uebergang in einen feineren Aggregatzustand der
stofflichen Ausdrucksformen. Da^rum ist von Hauchseele zu sprechen keine schlechte
Gewohnheit, was die Schriften des N. T. einen verklärten Leib nennen.


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