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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0775
746 Zeitschrift für Parapsychologk. 12. Heft. (Dezember 1926.)

erreichte. Wer jemals zu dem starken Gefühl solchen Geführtwerdens erwachte
, der wird es sicher ablehnen müssen, für oft so überwältigendes Erleben
eine im eigenen Ich verborgene Instanz als Quelle dafür anzusehen,
eine Instanz, die gleichsam über sich selbst stehen müßte, die aber doch nicht
so wesentlich höher stehen kann, als der geführte Teil steht.

Andererseils ergibt sich aus der Idee der ausgiebigeren Verschmelzung \on
Ich und Du auf jener Ebene des feinstofflichen Geschehens nalurgemäß auch
eine Versehmolzenheit von Geführtem und Führer, wie sie
eben bei allem Einflußgewinnen statthat. Kein Wunder, >venn bei besagter
Vereinigung, die wir Inspiration nennen, das Gefühl nicht mehr unterscheiden
kann, v o n w o der Anstoß, die Belehrung, die Warnung, die innere Stimme
kommt, ob aus der Tiefe des eigenen, oder von außen, das ja dann kein außen
mehr ist —, als schwömmen wir in einem Strom und könnten nicht mehr
auseinanderhalten, inwieweit wir eigentlich noch selber schwimmen oder
nur noch von dem Strömen getragen werden. Unio myslica auch da.

Von der Inspiration, die wie gesagt das Alleralltäglichste unserer
wechselseitigen Beziehungen darstellt — richtiger: die ihr Wesen ausmacht —
M^ri der Inspiration, sage ich, bis zur Besessenheit ist nur ein Schritt, und ich
möchte dieses Wort damit von dem dämonischen Grauen erlösen, das wir bei
ihm empfinden. Sind wir in allem „E i n f 1 u ß" immer selbst und höchsl-
persönlich gegenwärtig, so ist Besessenheit doch nur ein quantitativer
Unterschied solcher Einflußnahme. —

Ist es notwendig, hier zum Schluß nun noch die okkulten Erscheinungen
aufzuzählen, die ich bisher nicht erwähnte? Die Benutzung medialer Persönlichkeiten
für Kundgebungen, für die sie vorübergehend in einen Zustand
erhöhter Sensitivität gebracht wurden, der — wie wir gesehen haben — stets
auf eine Lockerung des normalen Verbandes zwischen unserem
Erdenkleid und seinem Bewohner herauskommt. Man könnte
hier natürlich auch gelegentlich von einem Verdrängen der fei nslo ff liehen
Haucbseele sprechen und in diesem Sinne von einer Besessenheit, die dann
aber nur einen wesentJich anderen M i s c h u n g s charakter aufweist.

Eine solche Erklärung für allerhand Kundgebungen des Mediums in Wort
und Schrift usw., würde zum mindesten nicht in Widerspruch mit der einheitlichen
Grundformel stehen, die wir bisher für alles Geschehen aufgestellt
haben. Selbstverständlich ist zu gleicher Zeit frommem Selbstbetrug und
frecher Mystifikation Tür und Tor geöffnet. Vergessen wir auch nicht, daß
die Qualität der einflußnehmenden Wesenheiten gelegentlich von einer recht
bedenklichen Niedrigkeit, ja Bösartigkeit sein kann. Es gibt Beobachtungen
genug, die darauf schließen lassen. Aber darauf kommt es mir hier nicht an.
Ich habe nur zeigen wollen, wie sich — wiederum durch das Prinzip der
Steigerung — die Inspiration als Grundlage für weitergehende und zusammengesetztere
Erscheinungen verwenden läßt.

Zum Schluß stehen wir damit nun vor der Maximalleistung medialen
Geschehens, vor den mehr oder weniger materialisierten Erscheinungen
hinübergegangener Menschen, die sozusagen aus
physiologischen Gründen auf die hergeliehene Substanz von Medien angewiesen
sind, wollen sie sich uns bemerkbar machen.


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