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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0777
748 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1926.)

aber voller Entsetzen weigerte sie sich, dort Platz zu nehmen, denn sie sah dort
einen Herrn mit einem kleinen Mädchen liegen, das er im Begriff war, zu vergewaltigen
. Das Kind wehrte sich schrecklich. Frau B. verabschiedete sich schnell
unter irgendeinem Vorwand und wollte erregt das Zimmer verlassen, aber sie war
nicht imstande, die Türklinke in die Hand zu nehmen, denn sie sah auf einmal den
Mann dort hängen.

Noch am gleichen Tage erzählte sie dieses Erlebnis der Frau U. und deren
Schwägerin Frau K. Beide waren höchst erstaunt und wollten den Fall nachprüfen.
Es ergibt sich ein paar Tage später Gelegenheit, mit der alten Frau H. unauffällfg
in ein Gespräch zu kommen. Es war bekannt, daß diese immer an junge Leute ein
Zimmer zu vermieten pflegte, und so fragte man sie, ob das denn immer so einfach
mit den jungen Leuten wäre, die bei ihr wohnten usw. Sie sprechen hin und her,
und dabei ei zählte die alte Frau, daß sich vor damals fünf Jahren ein junger Mann
bei ihr erhängt habe, weil er tatsächlich auf dem Sofa in dem Zimmer ein Kind
vergewaltigt habe. Das war Frau B. und Frau U. nicht bekannt; mein Gewährsmann
aber, der Pfarrer Dr. Anton in Wallstadt b. M., hat duich persönliche Erkundung
bei der Staatsanwaltschaft die Richtigkeit dieser Angaben eingeholt und bestätigt
erhalten.

Der Fall ist für unsere Theorie auch im Sinne >on lllig lehrreich genug,
sobald man die spukhaften Erscheinungen als Traumgebilde im Sinne meiner
Darlegungen auffaßt, als feinstoffliche Aussendungen seitens des jenseifigen
Träumers, als gleichsam pictographische Bildungen ohne persönliche Anwesenheit
ihrer Quelle.

Hier ist es die Summe von Lusl, Angst, Reue und Gier, die die Gedanken
und Träume des Erhängten immer wieder dieselbe Szene lokal herauf besehe ören
uml materiell verstehen läßt. Gedanken und Träume werden real. Strahlung.
Telepathie des Jenseits.

Hieraus ergibt sich: spiritistische Erscheinungen können echt sein, e^
braucht sich trotzdem nicht um eine persönliche Wiederkehr des Hinübergegangenen
handeln. Sein schemenhafter Doppelgänger von drüben her genügt,
wie er dem lebenden Erdenmenschen zu gleichem Erscheinen genügt. Der
Spiritismus wird wesentlich einfacher durch solche Hypothesen, annehmbarer,
im gewissen Sinn.

Eine weitere Theorie fällt dadurch als überflüssig fort. Die Theorie
örtlich gebundener Engramme, so als ob das Ereignis auf den Sofaplatz gleichsam
eingraviert bliebe Das dünkt mich zu wenig lebendig Anderseits erklärt
sich in meinen Auffassungen die Tatsache, daß auch das vergewaltigte Kind,
raier das gemordete Opfer im Spuk miterscheint, das doch wahrlich keinen
Grund hätte, dieses grause Spiel immer wieder mit zuminien. Als Traum-
gebilde des Verbrechers, als Traummaterialisation wird es verständlich.

Eine Erkenntnis möchte ich Sie bitten, von alledem mit nach Hause /u
nehmen. Die okkulten Erscheinungen sind nicht das Ungewöhnliche und l n-
noimale neben dem Alltag, sondern sie sind die Innenseite des Alltags.
Immer wieder war ich bemüht, Ihnen den liefen Zusammenhang mit dem
Geschehen des Alltags aufzudecken, immer wieder war ich bemüht, die
okkulten Erscheinungen in lebendiger Beziehung zum Geschehen des Alltags
zu schildern. In meinem ärztlichen Lebensberuf bin ich in erster Linie Psychologe
. Wie der Chirurg und der Inlerne sich an das Sinnen fällige und
Aeußere im Krankheitsbilde hält, so wendet sich meine Arbeitsweise an die
seelische Innenseile des Menschen. Und so ist es nicht verwunderlich,
daß sich mir der Okkultismus als die psychologische Seite des
Alltags darstellt, so wie ich sie hier vor Ihnen ausgebreitet habe. Darum


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