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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0793
764 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (De7ember 1Q26.)

Kleine Mitteilungen.

Vom VIII. Internationalen Psychologen-Kongreß.

Vom 6.—11. Sept. 1926 fand in Groningen der VIII. Internationale Psychologen-
Kongreß statt Es war der erste internationale psychologische Kongreß nach dem
Kriege in alter Art, denn sein Vorgänger in Oxford war, soweit mir bekannt — abgesehen
von dem Inflationshemmnis —, nur einigen besonders eingeladenen Deutschen
zugänglich gewesen. Die Wahl des Landes und Ortes hat sich als eine sehr
glückliche herausgestellt; der Kongreß ist zur vollen Zufriedenheit aller Anwesenden
verlaufen. Die holländischen Gelehrten, die, durch die Lage ihres Landes und
die Individualität seiner Sprache veranlaßt, die heutigen Beziehungen zu England,
Frankreich und Deutschland in ziemlich gleicher Weise pflegen, haben den Kongreß
und die Aufnahme seiner Teilnehmer in mustergültiger Weise vorbereitet.»
Die Stadt Groningen tat ebenfalls, was in ihren Kräften stand, in großzügigster
Weise, um den Gästen den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Kunstgenüsse mannigfaltiger
Art, ein Ausflug an einen holländischen See und ein wahrhaft glänzen-!
der Empfangsabend füllten die Abendstunden der Kongreßtage.

Die Mehr/ahl der Vorträge erfolgte von deutscher Seite: die Gestaltpsychologie
, die Frage vom Verstehen und Erklären und des Verhältnisses geisteswissenschaftlicher
und naturwissenschaftlicher Psychologie, der Personalismus, die Eidetik,
die Psychologie der Primitiven und viele andere aktuelle Dinge der letzten Jahre
kamen mehr oder weniger reichlich zu Wort. Unter den nichtdeutschen Vortri-
gen war der Glanzpunkt ein Vortrag Pierre (arrlets über einen psychologisch
höchst interessanten, durch lange Jahre beobachteten Krankheitsfall, der sogar
mit Stigmatisationen \erbanden war. Nach ihm sprachen drei Hauptvertreter bestimmter
Richtungen, der angelsächsischen Religionspsychologie (L u b e, E. Jones
, Thouless), extreme Positivisten. Ich konnte es mir nicht versagen, mit
der für einen internationalen Kongreß gebotenen Zurückhaltung darauf hinzuweisen
, daß die zentralen Probleme beim Begründer der Religionspsychologie,
W. James, \iel tiefer erfaßt worden sind, und die weitere Entwicklung da/u
zurückzukehren habe.

In reicher Fülle jagten sich die Vorträge der drei Einzelsektionen. Für künftige
Kongresse wird zu erwägen sein, ob die dem EinzeL ortrag zugebilligten 15 Minuten
nicht auf Kosten einer Reduktion der Vorträge sich etwas vermehren Keße,n.
Auf einem Schweizer Psychiaterkongreß ist man, wie ich hörte, bereite beim
7i^-Minuten-Vortrag angelangt. Das führt zu Rekorden im Schnellspreche j. Vielleicht
könnte einige Einschränkung der Redefluten überhaupt günstig wirken. Angesichts
der regelmäßigen Abendveranstaltungen bleibt die persönliche Berührung
der Teilnehmer, die einen der wesentlichsten Punkte solcher Kongresse darstellt,
mehr und mehr fast ganz auf die Pausen angewiesen und erfährt eine nicht er-j
wünschte Beschränkung. Auch die starke Uebermüdung der Teilnehmer der Kongresse
würde gemindert werden. —

Die Parapsychologie war zwar vom Kongreß nicht ausgeschlossen, hat sich
jed#ch mit keinem Vortrag zum Wort gemeldet. Statt dessen ist der Kongreß in
corpore zum III. Metapsychischen Kongreß im Herbst nächsten Jahres nach Paris
eingeladen worden. Der Vorsitzende des Gesamtkongresses, Prof. G. H e y m a us ,
der selbst die holländische Parapsychologische Gesellschaft gegründet hat, hat
in einer Gesamtsitzung die Einladung Dr. Ostys, die vom Unterzeichneten veranlaßt
worden ist, dem Kongreß übermittelt. —

Der umfangreiche Kongreßbericht dürfte bereits Ende des Jahres als starker
Band vorliegen, da die Resumes sämtlicher Vorträge den Teilnehmern des Kongresses
bereits am Eröffnungstage gedruckt übermittelt wurden. Die große Wandlung
und Geschwindigkeit des Fortschritts in der Psychologie wird darin eindrucks-
\oI! zutage treten.

Bei dieser Gelegenheit sei eine Arbeit von Prof. Heymans der Vergessenheit
entrissen, in der er schon vor langen Jahren in sehr! interessanter Weise im
einzelnen zeigt, wie die parapsychischen Erscheinungen sich der Theorie des ps> -
chischen Monismus, die er in seiner bekannten „Einführung in der Metaphysik"
entwickelt hat, einordnen lassen. Sie ist mir erst jetzt bekannt geworden, und auch
die „Psychischen Studien" haben seinerzeit nicht darüber berichtet: Psychischer
Monismus und „Psychical Research", Zeitschrift für Psychologie (Bd. 64, lQli)


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