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Buchbesprechungen.

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Die formalen Merkmale von Geistesprodukten stimmen überein mit analogen Merkmalen
des Organismus selbst; also muß das Denkende und Organisierende identisch
sein. Die denkende Seele ist auch an den organischen Produkten beteiligt. Entsteht
so einerseits ein psychophysischer Monismus, der (im Jahre 1887) manche
Gesichtspunkte der modernen entelechialen und gestaltlichen Biologie erstaunlich
vorausahnt; — so folgt andererseits aus du Preis Thesen gleichsam natürlich und
organisch die Tatsachenwelt mystisch-okkulter Gestaltungen als ein deduzierbares
Bereich seines Seelenbegriffs. Krön fei d (Berlin).

Theodor Piderit: Mimik und Physiognomik. 4. Auflage, herausgegeben und neu
bearbeitet von Dr. Max von Kreusch. Mit 96 Abbildungen. Verlag der Meyer-
schen Hofbuchhandlung, Detmold 1925.

Das Werk, welches als erstes modernes Werk dem Studium der Mimik und
Physiognomik auf wissenschaftlicher Grundlage gewidmet war, und welches somit
einen unvergänglichen Anspruch darauf hat. in der Forschung bekannt und beachtet
zu bleiben, erscheint in schöner Ausstattung innerhalb von 60 Jahren zum vierten
Male. Dtr Herausgeber hat der Bedeutung des Werkes pietätvoll dadurch Rechnung
getragen, daß er den Text unverändert erhielt, Ergänzungen nur in von ihm
selber gezeichneten Fußnoten vornahm, im übrigen aber das reiche Abbildungsmaterial
mit Unterschriften in den Text hinein verarbeitete, wodurch das Studium
des Buches sehr erleichtert wird. Es braucht nicht mehr gesagt zu werden, daß
dies Werk eine wahre Fundgrube praktischer Menschenkenntnis darstellt Auch
wo seine Schlußfolgerungen zu weitgehend erscheinen, besitzt es einen klassischen
Charakter, den keine zukünftige Forschung ihm nehmen wird. Kronfeld (Berlin)

Franz Dornseiff: Das Alphabet in Mystik und Magie. 2. Auflage. Verlag von
B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1925.

Dies Werk gibt eine umfassende Zusammenstellung alles dessen, was sich von
Aberglauben, von mystischen und magischen Vorstellungen um die Buchstaben des
Alphabets im Laufe der antiken Geistesgeschichte kristallisiert und seitdem in dem
Glauben aller mystischen Sekten durch das Mittelalter hindurch bis heute erhalten
hat. Es ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk und bietet eine Fülle von Anregungen
, nicht nur für den Historiker und Philologen, sondern gerade auch für
den Psychologen. Kronfeld (Berlin).

Paul Schilder, Medizinische Psychologie. Für Aerzte und Psychologen
. Berlin. Verlag Julius Springer. 1924. XIX Bl. u. 355 S

Es ist ein Zeichen für die großen Fortschritte, welche die Psychiatrie im Laufe
der letzten zwei Jahrzehnte inbezug auf psychologische Vertiefung gemacht hat,
daß die psychologischen Gesamtdarstellungen von ihrer Seite sich mehren. Wie
haben sich doch die Verhältnisse seit Beginn des Jahrhunderts geändert! Unter
den mir bekannten verwandten Büchern ist das vorliegende jenes, das am meisten
Berührung zur philosophisch vertieften deutschen Psychologie der Gegenwart hat.
Die Namen Husserls und Schelers sind dem Verfasser keine Fremden, vielmehr
basiert er auf ihren Arbeiten. Der zweite charakteristische Zug liegt in der — nicht
kritiklosen, wenn auch wohl doch zu weitgehenden — Verarbeitung der Freudsehen
Gedankenwelt. Niemand wird die theoretischen Ueberspannungen, die sich
auch diesmal der Urheber der neuen Anschauungen zu Schulden kommen ließ,
verkennen, aber die völlige Ablehnung ist sachlich nicht gerechtfertigt und hat in
Deutschland auch nicht nur sachliche Gründe. Es scheint jetzt übrigens das objektive
Urteil sich mehr und mehr einstellen zu wollen.

So sei das Buch angelegentlich empfohlen Es ist unter den vorhandenen
Psychopathologieen das mocernste. Im einzelnen wäre natürlich manches zu
bemerken. In bezug auf die Depersonalisation gibt Schilder mir jetzt zu, daß die
Gefühle „verdrängt" seien. Das heißt aber doch, daß der Depersonalisierte die
Gefühle in seinem Bewußtsein nicht vorfindet, daß also insofern auch, wie ich es
seit jeher behaupte, „Athymie" besteht. Bemerkenswert ist, daß Schilder auch auf die
Parapsychologie aut ein paar Seiten eingeht bis hin zu den Materialisationen. Es
geschieht noch etwas ängstlich und onne daß er entschieden Stellung nimmt „Der
Okkultismus ist eine Tatsachenfrage, und Erwägungen führen nicht recht weiter."
Dieses Zugeständnis und daß das Gebiet nicht einfach nach dem Vorbild seines
Chefs Wagner-Jauregg a limine, ohne es zu kennen, abgelehnt wird, ist schon ein


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