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Verweyen: Phänomene bei dem Grazer Medium Frau Silbert,
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klarheit, darüber, welcher Buchstabe geklopft sei, auf die Frage, ob es etwa
ein „r" gewesen sei, sofortige deutliche Antwort mit ja oder nein zu erhalten
pflegt. So erlaubte ich mir dann auch gleich die weitere Frage, ob ich etwas
anderes fragen dürfe, erhielt die Antwort „Ja" und den weiteren Klopfsatz:
„Mögen eure Gedanken die richtige Fährte finden!" (Bei den ersten Worten
dieses Salzes war zunächst nicht ganz klar, wohin das „n" gehöre. Auf die,
Frage, ob es zu „möge" gehöre, erfolgte sogleich ein einmaliges bejahendes
Klopfen.) Ich bat dann noch — mich der bei diesen Sitzungen üblichen Anreden
an den hypothetischen „Klopfgeist" bedienend — um einige deutliche Zeichen,
durch welche mir bekannte Zweifler überzeugt werden könnten, und erhielt
auf meine Frage: „Bin ich sehr unbescheiden?" die freundliche Antwort:
„Nein". Bei den späteren Gelegenheiten wurde meine Bitte in ergiebiger Weise
erfüllt.
Die erste Abendsitzung mit Frau S. erlebte ich acht Tage später in der
Wohnung Prof. W., wobei außer dessen Gattin nur noch Direktor Schobert
und der mir befreundete Dr. Fritsch anwesend waren. Auch dieses Mal gab es
zunächst Klopf töne, unter denen drei in bestimmtem Rhythmus erfolgende
Klopf laute — die gleichsam als feste Begrüßungsformel wiederzukehren pflegen
und ursprünglich als die Worte „Gott zum Gruß" klopf alphabetisch kundgetan
waren — besonders bemerkenswert waren. Es stellten sich alsbald bei mehreren
Sitzungsteilnehmern die üblichen Berührungen ein. Spontan wurde der Name
„Hertz", des großen > erstorbenen Bonner Physikers, geklopft. Ich erinnerte
dann gleich den „Klopfgeist" an sein mir gegebenes Versprechen, mir einen
besonderen Beweis für die Zweifler zu erbringen, und erhielt auf die diesbezügliche
Frage ein fc&tes „Ja * als Antwort. Legte dann meine Uhr auf das
Kreuzbein des Tisches. Desgleichen wurde auf eine zuvor gestellte und durch
einmaligen KJopflaut bejahte Frage hin eine gefüllte Tasse Tee auf das Kreuzbein
des Tisches gestellt. Frau S. fiel, während wir eine Kette bildeten, in
Trance. Nach wenigen Minuten nahm sie meine beiden Hände, strich mehrere
Male über meinen rechten Arm. Es leuchtete dann plötzlich zwischen ihren
und meinen Händen eine helle elektrische Flamme auf. \uf die Frage Prof.
W.: „Ist das nicht ein Blick in eine Wunderwelt?" erfolgte die spontane Klopfantwort
: „Nenne es Wunder. Wir wollen beweisen." Wiederum fiel Frau S.
in Trance. Diesmal wurde auf dem Tisch vor den Augen aller Teilnehmer
ein heller Blitz sichtbar. (Für allzu naive Skeptiker sei gleich bemerkt,
daß diese Lichterscheinungen ^on den Teilnehmern deutlich gegen etwaige von
der ohnedies dunklen und ruhigen Straße oder von anderen Wohnungen herkommende
Lichtreflexe abgegrenzt werden konnten.)
Noch überraschender als diese eigenartigen Lichtphänomene waren die folgenden
Vorgänge, die sich während des Trancezustandes der Frau S. abspielten.
Prof. W. hielt ihre rechte, ich ihre linke Hand. Nach kurzer Zeit erhob sie
sich — das brennende Rotlicht erlaubte eine deutliche Wahrnehmung der Umrisse
der anwesenden Gestalten und ihre Bewegungen — wobei ich ihr folgte
und plötzlich zu meiner nicht geringen Ueberraschung die zuvor unter den
Tisch gestellte Tasse Tee sanft in FrauS.s linke und meine rechte Hand gleiten
fühlle und sah. Während des zweiten Trancezustandes bemerkte Frau S., deren
Hände wir wiederum festhielten: „Ich sehe über Ihrem Kopfe (gemeint war
der meinige) etwas wie einen Ball, wie einen Puderball; jetzt kommt es nieder,
jetzt nieder höher. Fassen wir es doch!" Prof. W. streckt seine Hand,
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