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Zeitschrift für Parapsychologie. l.Heft. (Januar 1927.)
licht fiel Frau S. abermals in Trance, streckte ihre Hand den iiieinigen entgegen
, ließ sie dann wieder los, schaute mit visionärem Ausdruck in meine
Richtung, erhob sich, faßte in mein Haar und hielt meine Uhr in Händen. Vor
dem Eintritt des letzteren Phänomens war auf Befragen noch eine kleine Platzänderung
eingetreten, indem Dr. D. und ich ihre Plätze tauschten. Darauf
klopfte es wiederum spontan: „Nimm mich in dein Herz, ich will dein Führer,
Freund und Berater sein." Ich stellte die Frage: „Wem gilt dieser Spruch?
Einem von uns besonders? Welcher Nummer?" Die Klopfantworl ergab:
„10—8—6.4' Meiner Gewohnheit getreu, bei diesen Sitzungen gleichsam aufs
Ganze zu gehen, erbat ich die Klopfantwort der Namen, die in der Reihenfolge
der Teilnehmer mit diesen Zihlen verbunden seien. 53ei Nr. io klopfte es:
„Duffek", bei Nr. 8: „Yerweyen", auf meine Zusatz frage: „Aus welcher Stadl?"
— „Bonn". Bei Nr. 6: „Yest" (sämtliche Namen stimmten). „Und alle
anderen" (>>ar die ergänzende spontane Zusatzanlwort). Die dann folgenden
Klopflaute im Marschtempo konnten zwanglos in Zusammenhang gebracht
werden mit dein unter den Tisch gelegten, auf den verstorbenen Major bezogenen
Brief, in dem die Frage nach seinem Regiment gestellt war. Nach
Schluß der Sitzung legten im Laufe der Unterhaltung einige Teilnehmer das
Ohr auf den Tisch und hörten, wie es ununterbrochen nach Art der Morse-
zeichen weiter klopfte.
Die dritte Abendsitzung, der ich beiwohnen konnte, fand am i5. Oktober
in der Wohnung der Frau S. statt, wobei außer dem Medium und mir noch
Med.-Rat Dr. E. und Frau, Oberbaurat tng. R. und Frau, Prof. Waller und
Frau, sowie Direktor S. zugegen waren. Diese Teilnehmer halten bereits seit
zehn Jahren regelmäßig Sitzungen erlebt, und feierten gerade den Tag der Erinnerung
an den ersten Abend. Wiederum legte ich meine Uhr auf das Kreuzbein
des Tisches. Nach einiger Zeit schaute die im Trance bjfindliche Frau S.
visionär vor sich hin„streckt die mit den inneren Flächen gegeneinander gedrückten
Hände aus. Alle Teilnehmer hören deutlich das Ticken einer Uhr
in ihrer Hand, die beim öeffnen ihrer Hände als die meinige erkannt wird.
Auf meine Frage, ob etwas eingra>iert sei, erfolgt die Klopfantwort: „Was
du ersl dann innewerden wirst, wenn die Lettern stehen." Abermals legte ich
die Uhr auf das Kreuzbein des Tisches. Nach wenigen Minuten bemerkt Frau S.,
sie sehe ein Licht an meiner rechten Schulter, das immer näher auf den Tisch
zukomme. Wiederum sehen wir plötzlich meine Uhr auf dem Tisch, die ich
nun ein drittesmal auf das Kreuzbein lege. Bei völliger Dunkelheil werden
nun zunächst ^on einigen Teilnehmern durch den Raum wandernde kleine
Flammen wahrgenommen, von allen aber wird ein mehrfaches Aufleuchten
elektrischer Art gesehen. Bei ganz hellem Licht erbittet sich dann der anwesende
Med.-Rat die Erscheinung des schiebenden Tisches. Tch bücke mich
deshalb, um meine Uhr unten fortzunehmen. In demselben Augenblick liegt
sie bereits allen sichtbar auf dem Tisch. Frau S. erklärt: „In dem Augenblick,
als Si^ sich bückten, hatte ich das Gefühl: Nimm! streckte* sofort die Hand aus
und halte die Uhr in der Hand." (Es erübrigt sich, für Zweifler zu bcmerkeHi.
daß sowohl >>egen der Helligkeit der Beleuchtung als auch wegen der Weile
des Abstandes — zu schweigen, von der bisher nie erschütterten Redlichkeit der
Frau S. und der wissenschaftlichen Vorbildung der Teilnehmer — die Möglichkeit
einer „natürlichen", etwa trickmäßigen Hervorholung der Uhr ausgeschlossen
war.) Tch schaue die Uhr an. und entdecke die in Aussicht ge-
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