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Zeitschrift für Parapsychologie. l.Heft. (Januar 1927.)

kritzelt nun, was ihr gerade einfällt. Sie darf nicht auf das Papier schauen
oder auf ihren Bleistift, und wird gewöhnlich \on einem der Teilnehmer überwacht
. Sie fällt dabei nichl in Trance, und zeigt keinerlei Abweichungen vom
Normalen.

Die Gräfin erzählte mir einen Fall einer „direkten Stimme'* bei Eleonore.
Fin guter Freund des Kindes war bedenklich krank und man zweifelte an seinem
Aufkommen. Eleonore und die Gräfin waren allein im Zimmer; letztere
äußerte die Hoffnung, daß der Freund wieder genesj. Unmittelbar darauf
antwortete eine hohle, leise, dürre Stimme dicht neben dem rechten Ohr der
Gräfin, daß ihr Freund auf dem Wege der Besserung sei. Beide, die Gräfin und
die Kleine, hörten die Stimme deutlich in ihrer Muttersprache reden. Der Klang
war wie leblos. Die Gräfin ist keine Spiritistiii und kann sich das Phänomen
nicht erklären. Sie versuchte mehrfach die Stimme hervorzurufen, aber immer
ohne Erfolg.

Die letzte Gruppe oder Phase der Phänomene gehört wieder in die Kategorie
der Telekinesen. Es handelt sich um um orhergesehene Bewegungen von
Nadeln, die mit dem Medium in engstem Zusammenhang zu stehen pflegen.
Wenn das Mädchen mit einer Nadel näht oder mit einer Feder schreibt, so bohrt
sich diese plötzlich in das Fleisch des Kindes. Dies ist öfters vorgekommen. Es
wäre natürlich möglich — wenn auch merkwürdig — daß die Kleine sich die
Nadeln selber in die Hände treibt. Wenn dem so ist, dann handelt es sich
um etwas fast ebenso Abnormes wie bei der Annahme, daß eine fremde In-
lelligenz für die plötzliche Verschiebung der Nadeln verantwortlich sei.

Die Nadeln sind in der Regel nicht sehr tief in das Fleisch ihrer Hände
oder Arme hineingestoßen. Sicherlich befindet sich Eleonore nichl im Zustand
einer leichten Katalepsie beim Durchbohren ihrer Hand, wie die Fakire,
deren Spezialität es ist, sich das Fleisch mit Messer, Degen usw. zu durchstoßen
. Ihr darauffolgender Schmerzensschrei macht den Eindruck des Natürlichen
und Unwillkürlichen. Ich habe dieses Phänomen nicht selbst gesehen1).

Jedenfalls werden meine Leser ganz gern erfahren, was Eleonore selbst
über dieso selteamen Geschehnisse denkt und welchen Eindruck die Phänomene
auf sie machen. Die letztere Frage kann ich ohne weiteres mit „keinen" beantworten
. Die Vorkommnisse, welche jetzt etwa ein Jahr währen, haben weder
ijpre Gesundheit, noch ihr Wesen irgendwie verändert. Sie ißt und schläft gut
und spielt den ganzen Tag wie ein normales, vielleicht etwas jüngeres Kind.
Sie ist niemals krank und die Gräfin hat weiter keine Schwierigkeiten mit ihr,
ausgenommen, wenn sie gerade ihre „Mucken* hat und widerspenstig sollen
manchmal auch ganz unmediale Kinder sein!

Trotzdem Eleonore bereits i3 Jahre zählt, ist sie noch nicht entwickelt
und es liegen keinerlei Anzeichen dafür \or, daß die Menstruation im Anzug
sei. Einige Mediziner sind der Auffassung, daß der plötzliche Eintritt der Phänomene
mit einer gewissen Reizbarkeit zusammenhänge, die immer der Entwicklung
eines jungen Mädchens vorausgeht. Ist diese Auffassung begründet, so
interessiert die Frage, ob der Eintritt der Menses die Phänomene \ erstärkt, verändert
oder völlig aufhebt. Es sind Befürchtungen laut geworden, die Manifestationen
könnten aufhören, wenn Eleonore einmal voll entwickelt sei. Bis

0 Selbstverletzungen sind bei Hysterischen eine häufige Erscheinung. Verschlucken
von Nadeln u. dergl. Die Schriftleitung.


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