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Price: Das Spukmedium Eleonore Zugun und seine Phänomene.
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hätte, so hätte mich das Stilett gestreift. Tch bin absolut überzeugt, daß Eleonore
unter keinen Umständen auf normale Weis© das Phänomen hervorgerufen
hat; sie stand von dem Schreibtisch etwa drei Meter entfernt. Ich
weise darauf hin, daß die beiden Bände des Mädchens nicM frei waren: in
der einen hielt sie den halben Ball, in der anderen einen Schleuderbecher; ferner
stand ich zwischen dem Wurfgeschoß und der Gräfin mit Eleonore; außerdem
kam das Stilett von hinten her und flog rechts an mir vorbei; endlich beobachtete
ich während des Geschehnisses sowohl die Gräfin wie das Kind.
Kaum hatten wir unserem Interesse an dem Phänomen Ausdruck gegeben,
als (5 Uhr 45 Minuten) Eleonore einen kurzen, scharfen Schmerzensschrei ausstieß
. Sofort schob die Gräfin den linken Aermel des Kindes zurück; in der
Fleischpartie ihres Vorderarms, etwas über dem Gelenk, zeigten sich tiefe
Zahneindrücke, sechs oben, fünf unten, welche eine elliptische Figur, wie
nebenstehend abgebildet, formten. Wenn sich der Leser in den Vorderarm
beißt, wird er genau dieselbe Erscheinung bemerken. Die Länge der Ellipse
betrug 4o mm, die größte Breite 3o mm.
Ich bemerke ausdrücklich, daß Eleonore
sich beißen konnte, in der kurzen
Minute, da uns das Stilett in Anspruch
nahm, aber weder die Gräfin noch ich
hatten irgendeine verdachtige Bewegung
des Mediums bemerkt. Wir beobachteten.
wie die Spuren des Bisses aufliefen, sich 1$---—4^ O mv*i —--)l
röteten, abblaßten und schließlich wie
Wülste auf der Haut erschienen. Ich prüfte den Aermel des Kleides, um
Speichel festzustellen, denn wenn sich die Kleine selbst gebissen hatte, mußte
sich dies verraten — aber ich fand nichts dergleichen. Die Eindrücke der Zähne
verschwanden allmählich.
Die Gräfin und ich setzten uns wieder auf die Faufceuils, das Kind fuhr
fort zu spielen. Wir waren alle dre^ im Studienabteil des Zimmers. Um 5 Uhr
58 Minuten blitzte es vor uns auf. Im selben Moment fiel irgend etwas vom
Bücherschrank herunter. Wir gingen der Sache gleich nach und fanden einen
kleinen Spiegel (in der Art, wie ihn die Damen in den Handtäschchen haben),
der über die Zimmerteilung aus dem Schlafzimmer herübergeworfen war. Sein
gewöhnlicher Platz ist auf einem Nachttischchen neben dem Bett der Gräfin.
Wieder bin ich völlig sicher, daß niemand im Zimmer den Spiegel über die
Zimmerteilung geworfen haben kann. Trotzdem untersuchte ich sofort das
Schlafabteil und den Platz, an dem der Spiegel gelegen war, fand aber nichts
Außergewöhnliches. Ich überlegte mir alle Möglichkeiten, wie der Spiegel
lrickmäßig herübergeschleudert worden sein konnte (etwa Fäden, Drähte,
Sprungvorrichtungen, Gummibänder, Preßluft, Schnellen durch allmähliche
Ausdehnung einer zähen Substanz usw.), aber nichts konnte zur Erklärung
des Spiegelphänomens herangezogen werden.
Um 6 Uhr sließ Eleonore von neuem einen Angstschrei aus, und nach sofortiger
Prüfung fanden wir eine andere Art von Zahneindrücken im Arm des
Mädchens, dicht neben den früheren. Vier Vertiefungen formten die obere
Hälfte der Ellipse, fünf die untere. Länge 4o Millimeter, Weite 20 Millij-
meter. Wieder stimmten die Spuren mit dem Mund des Mediums überein,
aber wieder hatte niemand von uns eine verdächtige Bewegung desselben wahr-
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