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Price: Das Spukmedium Eleonore Zugun und seine Phänomene
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keiner von uns sah, daß Eleonore sich dem Gestell genähert hätte; alle drei
standen wir tatsächlich ein gutes Stück weit weg. Ich benutzte die Gelegenheit
, um den Puls des Mediums zu prüfen, denn die Gräfin ist der Meinung,
daß nach jedem Phänomen sich derselbe beschleunigt. Ich konstatierte o5
Schläge in der Minute — also 20 mehr als normal. Dies kann aber darin seine
Ursache haben, daß das Mädchen gerade getadelt worden und darüber etwas
erregt war. t
Während die Gräfin die Bluse der Kleinen wieder schloß und wir drei uns
im Studienraum des Zimmers befanden, wurde (6 Uhr i5 Minuten) ein Metalldeckel
aus dem Schlafkabinett über die Teilungswand geschleudert und fiel
uns vor die Füße. Der Deckel schien von einem Flakon zu kommen, wie sie
auf dem Toilettetisch zu stehen pflegen, und die Gräfin sagte mir, daß der
Gegenstand sich immer auf dem Tisch neben ihrem Bett befinde. Er kam
zweifellos von der Bettseite her. Wieder untersuchte ich diesen Teil des Zimmers
und wieder fand ich nichts, was meinen Argwohn bestätigt hätte.
Wir kehrten ins Arbeitszimmer zurück und ich nahm, wie vorher, auf dem
Fauteuil, neben der Gräfin, Platz. Rechts von mir stand ein kleiner Tisch,
der zu irgendwelchen Zwecken weggerückt worden war. Meine Gastgeberin
bat Eleonore, ihn an seinen gewöhnlichen Platz zurückzustellen. Während
ich das Mädchen bei der Ausführung dieser Bitte überwachte und während seine
beiden Hände den Tisch festhielten, hörten wir (6 Uhr 23 Minuten) einen Krach
auf der anderen Seite des abgeteilten Zimmers. Wir eilten alle drei gleichzeitig
hinter die Wand und fanden einen großen, schwarzen, ziemlich schweren
Stoffhund, der, über die Zimmerteilung hinweg, aus dem Studier- ins
Schlafabteil geworfen wurde und auf den getriebenen Griff des Kohleneimers
fiel. Dies war die Ursache des Lärms gewesen. Ich weiß bestimmt, daß der
Hund auf einem Stuhl lag, der vom Medium weit entfernt stand. Ich hatte ihn
gesehen, als wir durch die Oeffnung der Zimmer trennung ins Schlaf abteil gegangen
waren, um den Flug des Metalldeckels nachzuprüfen. Ich müßte den
Hund fliegen gesehen haben, während ich das Mädchen am Tisch beobachtete,
denn ich könnte doch nicht leicht einen dicken schwarzen Gegenstand übersehen,
der innerhalb meiner natürlichen Sehweite lag. Aber die Gräfin hatte mir
vorher schon eindringlich versichert, daß man den Flug der Objekte niemals
sieht. Der Stoffhund mußte eine scharfe Kurve genommen haben, um
über die Zimmerteilung zu kommen, denn es ist doch nicht anzunehmen, daß
er etwa durch diese hindurch geflogen wäre. Ich nahm wieder den Puls des
Mediums und zählte 126 — verbunden mit Herzklopfen. Dies konnte nicht
mit dem Heben des kleinen. Tisches zusammenhängen, denn dieser wog kaum
einige Pfund.
Während wir uns den mysteriösen Flug des Hundes zu erklären suchten,
stieß Eleonore (6 Uhr 25 Minuten) wieder einen Angstschrei aus und schlang
ihren linken Arm um die Gräfin, die sofort den Aermel zurückschob. Es
zeigte sich neuerdings der Biß, so wie er schon beschrieben wurde. Er rötete
sich und blaßte ab in der üblichen Weise. Ich sah wieder nicht die leiseste verdächtige
Bewegung, daß Eleonore sich selbst gebissen hätte.
Nach diesem kritischen Moment genehmigte sich Eleonore einige Schokoladeplätzchen
, von denen sie eines auf den Bücherschrank für Draku legte.
Das tut sie öfter, und hier und da verschwindet die Schokolad© auf angeblich
supranormale Weise. Kaum hatte sie die Leckerei hingelegt, als sie (6 Uhr
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