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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0040
24 Zeitschrift für Parapsychologie. l.Hefi (Januar 1927.)

ihren Tee im Dienstbotenzimmer bekommen und spielte bei unserem Eintritt
wieder mit ihrem Ball. Die Gräfin und das Kind gingen zuerst in den Scilla C-
raum, während ich auf einem Stuhl des Studierabteils Platz nahm. Meine- Gastgeberin
und das Mädchen waren für mich nicht zu sehen. Um 5 Uhr 35 Minuten
hörte ich irgend etwas hinter der Zimmerteilung im SchlafkabineIt
fallen und gleichzeitig rief die Gräfin: „Ein neues Phänomen!" Ich ging
sofort hinter die Wand. Die Gräfin hielt ein Metallpfeiferl in der Hand, das
seinen Platz auf dem Bücherbrett hatte, auf das Eleonore die dem Teufel
zugedachte Schokolade usw. zu legen pflegte. Es mußte demnach von dem
Zimmerteil, in dem ich saß, in den Schlaf räum befördert worden sein. Aber
ich hatte es nicht fliegen sehen, sondern nur fallen gehört.

Fünf Minuten nach diesem Phänomen ereignete sich noch etwas Merkwürdiges
. Eleonore näherte sich der Gräfin, wisperte ihr etwas ins Ohr und
lachte. Sie hatte gesagt: „Ich weiß etwas", aber sie wollte nicht sagen, was.
Nach einigem Schmeicheln vertraute das Kind der Gräfin an, daß ich es gewesen
sei, der das Pfeiferl geworfen hatte, denn sie habe „den Stuhl rücken
gehört", eine Ansicht, der ich sofort widersprach. Eleonore hatte ihren Rücken
gegen die Bretterwand gedreht, so sagte mir die Gräfin, als das Pfeif erl zu
Boden fiel; es war also die Wand zwischen mir und dem Kind. Wenn ich
das Pfeiferl wirklich geschleudert hätte, so hätte dies die Kleine nicht sehen
können. Und dann würde man doch wohl kaum einen Lehnstuhl rücken, um
ein Pfeif erl über eine nicht ganz 2 Meter hohe Zimmerteilung zu schleudern!
Aber der Vorfall gab mir zu denken, und ich vermutete, daß vielleicht Eleonore
selbst das Pfeifer 1 geworfen habe, um a) in der Annahme, daß ich sie
beobachtet hätte, durch die Behauptung, ich sei es gewesen, eine Beschuldigung,
die sie von mir erwartete, zu vereiteln, oder b) wenn es sich um ein echtes
Phänomen handeln sollte, durch die Anklage meinen Widerspruch herauszufordern
und meinen Eindruck zu vertiefen, oder c) mir zuvorzukommen, wenn
ich ihr etwa eine Falle gestellt hätte. Wenn ich mich auf den Standpunkt
stelle, daß die Spukphänomene alle echt sind, so zögere ich keinen Augenblick
festzustellen, daß der Flug des Pfeiferls ein echtes Phänomen gewesen ist.
Sind aber nicht alle einwandfrei, dann bin ich geneigt, die Echtheit der Pfeiferlepisode
zu bezweifeln.

Der geschilderte Vorfall ähnelt in mehr als einer Hinsicht einer Erfahrung,
^flie Professor Thirring kurz vor meiner Ankunft machte. Der Professor machte
einige Versuche und brachte im Verlauf eines solchen verschiedene Bücher in
dem Regal in Unordnung, um zu prüfen, ob Eleonore darauf achten und es als
echtes Phänomen ansprechen würde. Aber die Kleine kam sofort dahinter und
war dann — eigentlich mit Recht — einige Zeit argwöhnisch und verstimmt.
Im allgemeinen ist sie sehr von Dr. Thirring eingenommen, aber bei einer Gelegenheit
behauptete sie, ihn nicht zu kennen, Ich erzähle das, um dem Leser
die merkwürdige Mentalität des Kindes aufzuzeigen. Professor Thirring hatte
sich in Kitzbühel von einer Grippe erholt. Er war mehrere Wochen dorl gewesen
und sah1 sehr gebräunt aus. Bei seinem ersten Besuch nach der Rückkehr
, traf er die Gräfin nicht zu Hause. Als sich diese später erkundigte, ob
niemand nach ihr gefragt habe, antwortete Eleonore: „Nur ein fremder Mann,
den ich nicht gekannt habe." Sobald die Gräfin dann herausgebracht hatte,
daß es Professor Thirring gewesen war, zankte sie die Kleine und nannte sie
eine Lügnerin. Aber Eleonore beharrte bei ihrer Behauptung, daß der „braune


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