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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1927.)

zum Gehen erforderlichen Hinterbeine entwickeln sich entsprechend, die vorderen
Extremitäten verkümmern in gewisser Hinsicht und werden zum Klettern
untauglich. Das ist ja das Originelle und Neue an den Forschungen Abels,
daß er aus dem anatomischen Aufbau der Tierreste seine biologisch wichtigen
Schlüsse zieht. Nun geht die Entwicklung der Arten merkwürdigerweise so
weiter, daß das Känguruh - wohl notgedrungen - wieder zum Baumbewohner
wird. Das allerinteressanteste und der für uns springende Punkt ist nun der
Umstand, daß sich die Anatomie des Körpers sofort danach richtet, neue Organe
entstehen, daß aber eine Bückbildung in die frühere anatomische
Form niemals vor sich geht, sondern neue Formen entstehen
. Abel hat den Eindruck, daß diese Erscheinung einem Naturgesetz
entspricht. Das leuchtet mir durchaus ein, besonders, wenn ich an den zweiten
Grundsatz der Thermodynamik denke, speziell an die Nichtumkehr barkeit
(Irreversibilität) aller natürlichen Prozesse, infolge von Verlusten durch
Reibung und dgl. Ich glaube, daß diese Parallele wohl ein jeder thermodyna-
misch Geschulte und naturwissenschaftlich Beschlagene ohne weiteres anerkennen
wird. Der Sinn und die Naturnotwendigkeit dieses biologischen Gesetzes
wird einem sofort klar. Auch dessen Tragweite.

Nun aber die Folgerung. Die möchte ich so formulieren: ist nämlich nacli
den obigen Gesetzen des Naturgeschehens ein rückläufiger Prozeß nicht möglich,
so wird die Menschheit auch nie die so gearteten parapsychischen Fähigkeiten
wiedererlangen, wie sie in primitiver Form bei den Tieren und in komplizierterer
und stark differenzierter Form bei den uralten Kulturvölkern vorhanden
waren. Die Entwicklung geht eben nur vorwärts. Es hat also keinen Zweck,
sich über das Gewesene den Kopf zu zerbrechen und erst recht nicht über
evt. Rückfälle zu diskutieren. Der Intellektualismus und die sogenannte Aufklärungsperiode
hat den intuitiven Menschen sozusagen vom Baume heruntergeholt
, es ist aber durchaus nicht ausgeschlossen — jedenfalls spricht niclils
gegen einen solchen Parallelismus — daß er wieder notgedrungen auf den Baum
zurück muß. Vielleicht haben gerade Weltkrieg, soziale Konflikte, zunehmender
Materialismus, uns in die Notlage versetzt, uns wieder höher hinauf flüchten zu
müssen, d. h. mehr die seelische Seite des Menschen zu pflegen und sie als
Grundlage der Kultur anzuerkennen. Daß sich dabei auch die psychischen Seiten
des Menschen stärker entwickeln werden als bisher, und damit auch seine parapsychischen
Fähigkeiten, ist durchaus möglich. Es gibt doch zu denken, daß die
mder auf dem Standpunkt stehen, daß die Abendländer für die Benutzung
mediumis tischer Fähigkeiten nicht genügend ethisch herangereift sind. Wollen
wir hier die Beziehung zwischen psychoanalytisch erfaßbarem Triebleben und
mediumis tisch bewußten Unterbewußtseinskundgebungen ausschalten, so ist es
doch eigentümlich, daß in einem spiritistischen Kreise die Phänomene desto
besser in Erscheinung treten, je wohlwollender sich die Teilnehmer einander
gegenüberstellen. Jedenfalls eine eigenartige Verbindung von Ethik und
Parapsychologie.

Aber lassen wir solche Erwägungen ganz beiseite und bleiben auf dem Gebiet
der Naturwissenschaft, so könnte man kaum etwas gegen eine Möglichkeil,
anführen, daß die Menschheit ihre innewohnenden parapsycliischen Fähigkeiten
wieder entwickelt, besonders wenn man ihnen die notwendige Pflege ange-
deihen läßt. Ein Rückwärts gibt es nicht. Daher werden sie sich wohl in einer
neuen, der Kulturentwicklung entsprechenden Form, wieder einstellen.


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