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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0050
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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1927.)

heißt mit anderen Worten: die Richtung des Naturgeschehens kann in dorn
Moment sehr wohl richtig gesehen worden sein, die relative Unzuverlässigkcit
der Natur hat es aber bewirkt, daß es anders gegia,ngen ist, wie beabsichtigI.

Der Begriff der fehlgeschlagenen Anpassung läßt aber noch die Möglichkeil
einer weiteren Folgerung zu, die sich direkt auf unser Ilauptthema bezieh I.
Weshalb können die mediumistischen Fähigkeiten nicht einen Rest >on solchen
Produkten fehlgeschlagener Anpassung darstellen — Eigenschaften, dessen >on
der Natur geplante Träger ausgestorben sind, die sich zufällig bloß vereinzelt
erhalten haben! Das eine muß als sicher angenommen werden, daß die Medien
im Prinzip durchaus nicht als in der Welt unbrauchbare Individuen angesehen
zu werden brauchen. Das zeigen zahlreiche Beispiele. Ich brauche sie nichl
aufzuzählen. Dagegen ist es auch bekannt, daß viele Medien zugrunde gehen1).
Ist es nicht möglich, daß letzteres der Fall sein kann, wenn nicht bei medialer
Veranlagung zugleich durch stark intellektualistische Veranlagung die Psyche im
Gleichgewicht gehalten wird? Beim Fehlen derselben kann jedenfalls die Labilität
der Psyche bedrohliche Grade erreichen. Die dem Menschen durch Anpassung
beispringende Natur kann bei der Schaffung mediumistischer Fähigkeiten
sich etwas übereilt und vor allem nicht genügend berücksichtigt haben, daß
ohne Gegengewicht einer intellektualistisehen Einstellung diese Fähigkeiten
mehr Schaden als Nutzen stiften können. Aber nicht allein das individuelle,
sondern auch das allgemeine intellektuelle Niveau im Mann muß eine gewisse
Höhe erreicht haben, bevor Personen mit mediumis tischen Fähigkeiten nichl
Gefahr laufen, als soziale Fremdkörper angesehen zu werden. Sind nicht etwa
die mittelalterlichen Ilexenprozesse ein grausamer Beweis für die Richtigkeif
dieser Auffassung ? Vielleicht sind schon in Urzeiten solche Vernichtungswellen
über medial veranlagte Individuen hereingebrochen. Im Altertum hat man ja
Hellseher sehr geschätzt, aber auch oft kurzen Prozeß mit ihnen gemacht,
wenn einem die Prophezeiungen nicht paßten. Auch für so manches Unheil
»urden sie verantwortlich gemacht und werden es wohl noch heute in Gebieten
mittelalterlicher Rückständigkeit und roher Sitten. Jedenfalls ist die allgemeine
Intellektualilät, sagen wir meinetwegen Aufklärung, erst jetzt so weit gestiegen,
daß die Medien trotz Moll und Genossen vor Brand- und amderem Schaden
einigermaßen sicher sind. Freilich vielleicht erst seit kurzem. Denn leicht
haben sie's noch heute nicht. Davon kann ein jedes Medium sein Liedehen
singen. Wer weiß aber, was uns der Mediumismus noch alles auf dem Gebiet
der Ausgestaltung psychischer Fähigkeiten bringen kann, wenn man seine Enl-
^ icklung nicht hemmt und Mutter Natur gexs ähren läßt.

Riga-Waldpark, September 1926.

Die Evolution der mystischen Psyche.

Von Universitätsprofessor Dr. Ernst Bergmann, Leipzig.

Alle Psvche ist mystisch. Sie ist es zumal dort, wo sie ins Unterbewußte
hinunter taucht. Das ist aber beim Mystiker stets der Fall. Der Mystiker lebl
an der Grenze der bewußten und unbewußten Welt, in jenem charakteristischen

!) Vielleicht bietet ein Beispiel das isländische Medium Indridason, Psych.
Studien 1925, H. 3.

Auch parapsychische Forscher können bei zu starker affektiver Einstellung
Gefahr laufen. Vielleicht nicht nur in der Parapsychologie. Bei Künstlern und
Denkern ist naturgemäß die Gefahr noch größer.


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