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in Träumen auftreten, also neben Wünschen auch Befürchtungen, gehabte Erlebnisse
, ja Zukunftsereignisse, in welche sich die träumende Seele in geeigneten
Momenten vorfühlt. Diese Tatsache, die ich in meiner eigenen Erfahrung vielfach
konstatieren konnte, ohne daß andere Erklärungsmöglichkeiten in Betracht
Kämen, als daß die Seele eine gewisse verborgene Fähigkeit hat, in die Zukunft
vorauszuahnen, vorauszufühlen, vorauszusehen, während sie im Wachzustand
nur in die Vergangenheit sieht, nämlich durch Gedachtniskraft und Erinnerungsbilder
— diese Fähigkeit führt zu einem neuen Problemkreis der Parapsycho-
logie, der auch im Hellsehen schon auftritt und in der Telepathie, in der
Prophetie und ähnlichen ungewöhnlichen Phänomenen gegeben ist: dem Problemkreis
der „radioiden Fernaufnahmen"\

Ich verstehe darunter das Vermögen der feinfühligen Psyche, da* in gewissen
okkulten Zuständen verstärkt auftritt, nach der Art des von der modernen
Technik erfundenen Radioapparates psychische Fernwellen von bestimmter
Eigenart — gleichsam von richtig abgestimmter „Wellenlänge' — aufzunehmen.
Daß die Seele ein radioider Empfangsapparat tatsächlich ist, wissen auch viele
Nichtmedien aus eigener Erfahrung, da in bezug auf ferne Menschen, mit denen
wir gefühlsmäßig stark verbunden sind, oftmals alle möglichen Ereignisse,
Seelenvorgänge, Sachverhalte ziemlich deutlich als Ahnungen empfunden werden
. Auch in den Tieren wirken diese okkulten Seelenenergien feinster Art,
indem sie etwa den Flug der Zugvögel lenken. Und, nehme ich die Zukunftsschau
in diesen Komplex mit hinein, so kann ich feststellen, daß jedem Menschen
sein Schicksal durch einen ähnlichen Instinkt vorgezeichnel ist, wie die
Bahn dem Zugvogel. Feinfühlige besitzen einen starken Instinkt für ihr Schicksal
, die andern stoßen sich erst an Wänden und werden durch deren rohere Einwirkung
auf ihre Bahn geführt. In allem aber walten feinste Energien, die entweder
von der Psyche wie von einem Empfangsapparat aufgenommen werden,
oder die sie aussendet, in räumliche Ferne oder sogar in zeitliche Zukunft
(horribile dictu!), dort Wirkungen vollbringend oder Sachverhalte erfühlend.
Die Telekinese, wie sie von Schrenck-Notzing studiert wird, scheint mir eine
verhältnismäßig grobe und greifbare Form der ,,radioiden Fernsendung" psychischer
Feinenergien zu sein. Jedenfalls dürften die okkulten Probleme durch
7» ei Erklärungsprinzipien, die qualitative statt ichraumzeitliehe Apperzeptionsgrundlage
und die radioiden Verbindungen, zu einem beträchtlichen Teil erfaßt
werden können.

Uebrigens haben Dinge des lealen Lebens mit den okkulten Naturgesetzen
manche sichtliche Verwandtschaft. So läßt sich zum Beispiel gar nicht übersehen
, daß das Phänomen einer Herzensliebe \oraussetzt„ daß die „psychischen
Wellenlängen" (bildhaft gesprochen), die vom Gefühl des einen Menschen ausströmen
und wie feine Fühler sich in die Welt erstrecken, im anderen Menschen
einen Apparat finden, der diese Wellenlängen aufnimmt tind zur Empfindung
gelangen läßt, und der sie als Reflex auf den Sender zurückstrahlt, wie Licht
an dunkeln Hintergründen in rückshahlende Wärme verwandelt wird. \\ enn
dagegen die Wellenlängen einer Psyche durch eine andere wie durch Glas hindurchgehen
, ohne von ihr registriert und ohne von ihr reflektiert zu werden,
können die beiden Menschen noch so wertvoll sein und noch so schöne Beziehungen
haben: Herzensliebe besteht zwischen ihnen nicht. Dieses telepathische
Phänomen, das heute so wenige kennen und schätzen, erfordert seine ganz besonderen
Voraussetzungen. Wer kennte nicht die ins Große gesteigerte Liebes-


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