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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1927.)

Bekennt man sich aber zu einer „geologischen Schichtung im Unterbewußten",
so werden die in Frage stehenden Erscheinungen, bei denen der Spiritismus objektive
„Geister" annimmt, zum großen Teil dadurch erklärbar, daß das Medium
in seinem Zustand in eine bestimmte Schicht unter der Bewußlseinsober-
riäche hinabsteigt und dann so spricht, als öb ein anderer Geist sich in ihm
sein Sprachrohr schüfe. Und gewiß ist es ja auch ein „anderer Geist", nämlich
der Inbegriff von Menschenerfahrungen von einem gänzlich fremden Stand
punkt aus. Aber dieser „andere Geist" ist nichts Objektives, sondern eine Tiefen -
schiebt in der Struktur des Subjekts. Nimmt man dazu, daß auch diese „andern
Geister", und vielleicht gerade sie, die Möglichkeit der qualitativen Intuitions-
schau uud der radioiden Verbindungen haben, so besteht kein Grund, die spiritistische
Hypothese, die sich gar nicht ausdenken läßt — wenn man doch bedenkt,
daß die „Geister" mit ihren Kleidern oder mit ihrem Geschlecht, mit ihrem
Mund oder mit ihren Händen recht irdisch-kulturelle od^r biologische Eigenschaften
haben, deren Genese und deren Zweckhaftigkeit nur diesseitig zu be
greifen sind —, noch festzuhalten. Die animislische llypolhese in Verbindung
mit Intuitionsschau und radioiden Fähigkeiten genügt für alle Tatsachen. Wer
ein Gespenst sieht, mag ruhig überzeugt sein, daß es eine Projektion des eigenen
Unbewußten, aber keine objektive Wirklichkeit ist. Und bezüglich der Unsterblichkeit
und des Jenseits wird man meines Erachtens zwar positiv, aber doch
kritischer denken müssen, als es in spiritistischen und ähnlichen Kreisen üblich
ist. Ueber diesen Punkt darf ich auf das zweiio Kapitel meiner „Lebensphilo
sophie" (Bonn, Cohen, 1923) verweisen, da er nicht empirisch-psychologisch,
sondern diskursiv-metaphysisch ist. Ebenso subjektiv wie Geistererscheinungen
sind selbstverständlich auch die Phänomene des medialen Schreibens. Es kann
gar nicht die Rede da>on sein, daß irgendein „objektiver Geist" die Hand des
Schreibenden führe, sondern es handelt sich um eine feine Anpassungsfähigkeit
motorischen Charakters die im Medium allein ihren Silz und ihre Ursache hat.

So glaube ich doch feststellen zu dürfen, daß es gar nicht unmöglich er
scheint, bei einigem Scharfsinn die sicheren okkulten Phänomene durch wenige
Erklärungsprinzipien dem Naturzusammenhang restlos einzufügen, wobei allerdings
die Grundlagen der überlieferten empirischen Psychologie theoretisch
umgearbeitet werden müssen, damit die Polarität zwischen Wachzustand und
okkulten Zuständen der Seele klar werde. Der leere Schlaf ist wahrscheinlich
nur der Uebergangsnullpunkt zwischen positiv cn und negativen psychischen Zuständen
, und wie die Mathematik einmal die negativen Zahlen mußte gellen
lassen, so die Psychologie die negativen, d. h., die okkulten psychischen Zustände,
als den positiven formal völlig gleichberechtigt, wenn auch von anderer Eigenart
bezüglich der biologischen Praxis.

Kriük und Methodik,

Hyperästhesie und Hellsehen.

Von Rudolf T i s c h n e r , München.

Diese Worte d^s Titels kennzeichnen die beiden Hauptfragen, di* durch
das neue Buch von Baeiwald aufgeworfen werden. Schon in seinem
früheren Buche, in dorn Bilde „Die intellektuellen Phänomene" «los Werkes
,,l)er Okkultismus in Lrkunc cn' (Berlin uyiö). halt'1 er denselben Standpunkt


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