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Tischner: Hyperästhesie und Hellsehen.

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die Telepathie nebst einigen Ilil f sannahmen zur Grundlage der Erklärung der
parapsychischen Erscheinungen zu machen.

Nun noch etwas ausführlicher über die vielberufeno Hyperästhesie! Kino
Hyperästhesie kann peripherer und zentraler Natur sein. Erstere haben wir
z. B. bei den Totalfarbenblinden, letztere bei Hypnotisierten.

Daß die periphere liyperäslhesie bei den Leistungen der Medien eint?
Holle spielt, ist an sich schon sehr unwahrscheinlich, da es sich um relativ
seltene, umschriebene Krankheilsbilder handelt, von deren Vorliegen bei den
Medien auch nicht das geringste je verlautet hat. Außerdem ist mir nicht bekannt
, daß diese Hyperästhesie bei Farbenblinden nun wirklich die Leistungen
der Normalen — wenn überhaupt — derartig erheblich übertrifft, daß sie
bei Erklärung der Leistungen der Medien eine Rolle spielen könnte. Die
periphere Hyperästhesie scheidet also wenigsten«? als allgemeines Erklärungs
prinzip aus.

Es bleibt demnach die zentrale Hyperästhesie, wie sie ja tatsächlich viel
fach im Trance und in der Hypnose festgestellt worden ist; aber auch sie war
nie so erheblich, wie sie bei den Leistungen auf unserem Gebiete vorausgesetzt
werden müßts.

Da die bekannten Lehrbücher meist recht kurz über das Gebiet sprechen
und zumal zur Erklärung wenig zu sagen wissen, seien zum Verständnis dieser
Hyperästhesie die Ausführungen eines bekannten Fachmannes gebracht. Mar ■
cinowski sagt im Anschluß an Selbstbeobachtungen in der Hypnose (Zeitschrift
für Hypnotismus, Bd. (j, S. 33—3^): „Die Reizenergie trifft auf ein
bestimmtes Zentrum und gleitet im Wachen von da in alle möglichen Bahnen
weiter. Tsl der Reiz stark genug, so richtet sich die Aufmerksamkeit auf ihn
erst passiv, später aktiv. Dabei konzentriert, verengt sich bereits das Bewußt
.sein auf dieses Zentrum, eine Menge Assoziationsbahnen werden ausgeschaltet,
nur einige wenige bleiben in Funktion und werden demgemäß lebhafter ange
sprochen. ^

Dies ist aufmerksame Denkarbeit im Wachen. Nun engt sich durch die
auftretende Schlaf hemm ung das Bewußtsein immer mehr ein, die Reizenergie,
die voiher gewissermaßen das Zentrum nur passierte, staut sich darin, die
Reize summieren sich, kumulieren, und das führt dazu, daß die Reizschwelle
selbst wesentlich herabgesetzt und folglich derselbe Reiz als ein stärkerer empfunden
wird .. . Die sinnliche Lebhaftigkeit ist eben der Ausdruck für eine
stärkere Empfindung, und diese kann demselben Reiz gegenüber nur durch
Herabsetzung des Schwellenwertes zustande kommen."

Wenn hier Marcinowski davon spricht, daß die schwachen Reize in
folge Herabsetzung des Schwellenwertes stärker perzipiert werden, so gilt
das mutatis mutandis natürlich auch für die schwächsten Reize,
die unter normalen Bedingungen überhaupt nicht perzipiert werden.

Aber abgesehen von dieser „Reizstauung'* sind noch eine Reihe von
Punkten zu beachten. Bei der Aufnahme eines Reizes muß man zwei Stationen
unterscheiden. Erstens das Sinnesorgan und den peripheren Sinnesnerv und
zweitens die Verarbeitung des Reizes in dem Zentralnervensystem. Als erstes
ist es vonnöten, daß der Reiz stark und klar genug ist, um dann zentral entsprechend
verarbeitet werden zu können. Beim Auge z. B. muß der Reiz
erstens stark genug sein, um überhaupt eine Reizung der Netzhaut zu venu -
suchen, d. h. die Reizschwelle zu überschreiten, und zweitens müssen, falls es

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