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Tischner: Hyperästhesie und Hellsehen.

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Platz hal. Dem Worte ist immer eine Schleife angebunden, auf der die Worte
stehen: „Vorsicht! Unklar und gefühlsbetont!" Alles Uebersinnliche — auch
dies Wort steht auf der schwarzen Liste —, d. h. alles, was den Sinnen prinzipiell
nicht zugänglich sein würde, wird damit als „mystisch" gebrandmarkt.
Solche abschätzigen Wertungen scheinen mir hier nicht recht am Platze, insbesondere
sollte man das Wort „mystisch" in weit engerem Sinne gebrauchen,
wo es seinen sehr guten Sinn hat, anstatt es zu einem Schlagwort mit negativem
Gefühlston herabzusetzen. Selbst Spinoza, der Baerwald zu seiner Weltanschauung
Pate gestanden hat, dürfte keine Gnade finden, auch bei ihm ist bekanntlich
manches „mystisch".

Auch im Kapitel über Spuk vermißt man mehrfach die vorurteilslose Analyse
, so z. B. wenn er allem Anschein nach die berühmten Steinregen auf
Halluzinationen zurückführen will, was doch nach den Berichten seine großen
Schwierigkeiten hat und ebenfalls nicht ohne genauere Begründung gesagt werden
durfte. — '

Es ist klar, daß es von seinem Standpunkt aus natürlich keine Prophetiei
geben „darf", und er hat ja auch in seiner überdehnten Telepathie ein genügend
geschmeidiges Werkzeug, um die meisten oder alle Fälle anders erklären zu
können. Hier bei der Piophelie fällt vielleicht die Entscheidung in bezug auf
das Hellsehen, denn wenn vielleicht auch beim räumlichen Hellsehen den
Baervt aidschen Prinzipien bei genügender Ueberdehnung keine Grenze geselzl
ist, so sind sie gewiß bei entsprechend gelagerten Fällen auf die zeitliche Vorschau
nicht anwendbar. Neu vorkommende Fälle gilt es nach dieser Richtung
hin genau auszuwerten. Aber auch hier wird seine extreme Kritik anregend und
klärend wirken.

Ein Einwand sei hier besprochen: der der zwingenden suggesliven Telepathie
. Er ist nicht ganz neu, ich selbst (Einf. in den Okkultismus, München,
1923, 2. Aufl. S. 63 und 64) habe auf diese Möglichkeit schon hingewiesen,
und andere mögen das auch schon j*etan haben, aber erst Baerwal,d hat diesie
Möglichkeit so weitreichend und systematisch zur Erklärung scheinbarer Pro-
phelie herangezogen. Dieser „Fernzwang" besteht kurz gesagt darin, daß ein
Mensch den andern unterbewußt telepathisch derart beeinflussen kann, daß das
vorher gel räumte Ereignis tatsächlich eintritt. Diese Möglichkeit ist grundsätzlich
nicht abzustreiten, wenigstens läßt sie sich in vielen Fällen nicht exakt
widerlegen, es gibt meiner Meinung nach aber genug gut dokumentierte Fälle
\on zweitem Gesicht, in denen weder diese Fehlerquelle noch eine andere in
Frage kommt. Ich1 empfehle B. einmal die Berichte der S. P. II., Kühl e n -
b e c k s oder Zur Bonsens daraufhin zu analysieren.

Ganz negativ verhält sich Baerwald den paraphysischen Phänomenen gegenüber
, und man muß sich wundern, daß er die hislorische individualisierende
Krilik, die er in ausgezeichneter und geschmeidiger Weise an den Telepathie fällen
übl, hier völlig unterläßt, sondern mit derselben hölzernen Logik wie Moll
alles kurz und klein schlägt. Gewiß ist ihm zuzugeben, daß auf diesem Gebiete
die Verhältnisse in mehrfacher Hinsicht undurchsichtiger liegen als bei
den parapsychischen Phänomenen, aber es ist nicht erfindlich, wie das Medium
unter den strengen Bedingungen einer mo3ernen Sitzung betrügen soll: insbesondere
vermißt man einen eingehenden Vergleich zwischen den Leistungen
eines Taschenspielers und denen des Mediums; der Taschenspieler, der unter
identischen Bedingungen, zumal genauer Fuß- und IIandkontrolle, arbeilet, ist


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