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Zeitschrift für Parapsychologie. l.Heft. (Januar 1927.)

erst noch zu entdecken, oder ist B. etwa durch die Berichte Hennings über den
mythischen Russen überzeugt worden? Vertieftes Studium der Berichte sollte
gerade Baerwald es ermöglichen, seine gänzlich ablehnende Stellung zu verlassen
, zumal er ja bei diesen Phänomenen nicht die intellektuellen Hemmungen
zu haben braucht wie dem Hellsehen gegenüber, das, wie ich schon früher
betont habe, viel weniger in unser Weltbild paßt als die Materialisation, obwohl
diese als sensationeller gilt.

Es ist verwunderlich, daß Baerwald nicht die Hypothese des telepathischem
Zwanges auch auf paraphysischem Gebiete anwendet, er würde dann wohl von
seiner Forderung, nur entschlossene Skeptiker als die gegebenen Experimentatoren
anzusehen, ein wenig nachgelassen haben. Gerade nach Baerwaldschen
Grundsätzen ist die Möglichkeit, daß ein negativ eingestellter und an Betrug!
denkender Skeptiker diese Vorstellung auf das Medium überträgt, recht nahe
liegend, sie darf gewiß nicht geringer geschätzt werden als die Möglichkeit der
Telepathie beim „Hellsehen*4.

Ein letztes Kapitel erörtert den Spiritismus; in einer geistreichen Parabel
läßt Baerwald in ausgezeichneter Weise die Bedenken, die gegen die spiritistische
Deutung sprechen, zu Worte kommen.

Der positive Okkultist wird gewiß noch manches gegen das Buch zu sagen
wissen, es bedeutet aber jedenfalls einen Schritt vorwärts in der Anerkennung
der metapsychischen Erscheinungen; es wird, abgesehen von der sachlichen
Wirkung, gewiß nicht ohne suggestive Wirkung sein, wenn ein Forscher, den
man zu den Berliner Negativisten zählte, die Telepathie in weitreichendem Maße
und sogar den Tierokkultismus zugibt. „Nur der erste Schritt kostet etwas";
wir wollen sehen, ob Baerwald noch gezwungen wird, mehr Schritte in dem verpönten
Gebiete zu tun.

Kleine Mitteilungen.

Parapsychisches bei Luther?

Seit langem bekannt sind Luthers Teufelsvisionen. Sie sind aber nicht das
einzige Visionäre, bei ihm. Nach der neuesten Lutherbiographie von katholischer
Seite, Hartmann Grisars, der seinem großen rein wissenschaftlichen Werk jetzt
eine kürzere zusammenfassende Darstellung für breitere Kreise folgen läßt ^Martin
Luthers Leben und sein Werk, Freiburg, Herder 1926), hat er auch Visionen
von Engeln, ja sogar des Gekreuzigten gehabt, wobei er die letzte Vision für eine
teuflische Täuschung hielt. Ja, er will sogar einen teuflichen Hund, den er sah,
zum Fenster der Wartburg mit eigenen Händen hinausgeworfen haben.

Doch das sind Dinge, die mindestens vorläufig mit der Parapsychologie noch
keine engere Beziehung haben. Indessen Grisar macht noch nebenher ein paar
andere Mitteilungen, die auf parapsychische Veranlagung hinweisen können. Er
schreibt nämlich: „Ein anderes Mal wird des Nachts zu seiner Störung ein Sack mit
Haselnüssen, der in einem Kasten verschlossen ist, durch Teufelskraft lebendig.
Die Nüsse werden eine nach der andern an die Zimmerbalken „gequitscht" und am
Bette wird tüchtig gerumpelt. Nicht genug. Auf der Treppe hebt ein Gepolter
an, als ließe man Fässer darauf herabkollern." Und doch war die Treppe, wie Luther
sich überzeugte, unten mit Kette und Riegel verschlossen. Laut der Versicherung
des Lutherschülers Mathesius hat er „den bösen Geist viel nachts in seinem
Pathmo (d. h. auf der Wartburg) poltern hören"; es sei oft ein Kampf gewesen wie
bei Christi Versuchung in der Wüste. Ais er einst sein Zimmer der Frau des Hans
Berlips räumen mußte, wollte auch diese in der Nacht daselbst ein Gerumpel gehört
haben, „als wären tausend Teufel drinnen". (Bei Grisar a. a. O. S. 182 f.)


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