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Kleine Mitteilungen

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Zu dem Arzt Ratzeberger habe er, wie dieser mitteile, gesagt: „Weil es um
ihn einsam war, so kam ihm viel Gespensts und Unruhe von Poltergeistern zu
handen, die ihm zu schaffen machten; mit Gebet habe er alle weggetrieben".

Es fehlt mir an Zeit, der Frage des Parapsychischen bei Luther weiter nachzugehen
. I»ch möchte jedoch darauf hingewiesen haben, daß es sich vielleicht
lohnen würde, diese Frage einmal an Hand der Quellen aufzuklären. Daß es skh
überall um bloße Täuschung und Illusionen gehandelt hat, wie Grisar, der im dritten
Bande des Hauptwerkes (S. 618 ff.) noch etwas näher auf diese Dinge eingeht
und das Material breiter darlegt, annimmt, kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor.
Ist es glaubhaft, daß „der Lärm der Nüsse, die zur Decke flogen, bei dem tief aufgeregten
Manne aus dem Knarren einer Wetterfahne, einer Türe, eines Ladens im
Winde entstanden sein könnte"? Und der Lärm der die Treppe herunter kollernden
Fässer? Prof. Oesterreich, Tübingen.

Der Professor der Philosophie und Vorstand des Institutes für experimentelle
Psychologie an der Universität in Oslo, Dr. HaraldScheldjerup,schilderte
in einem bereits in zweiter Auflage erschienenen Werk „Das Unterbevißte" (Das
Unterbewußte) Gyldendal Norik Forlag in Oslo den sprunghaften Aufstieg der
psychologischen Wissenschaft in den letzten Jahren. Er steht auf dem Standpunkt,
daß das Wachbewußtsein nur einen Bruchteil des menschlichen Seelenlebens ausmacht
, und daß hinter ihm jene gewöhnlich verborgenen Gebiete und Kräfte liegen,
welche Wunder bewirken können. Es war einst Sache der Magiker, Zauberer
und Priester, diese mystischen Kräfte zu verstehen und zu gebrauchen.

Allerdings, fügt der norwegische Gelehrte hinzu, legt die große Masse heute
dem Begriff „Unteibewußtsein" eine unbestimmte metapsychische Bedeutung bei.
Weil einige Menschen übernormale Fähigkeiten zeigen, suchen manche Kreise die
von ihnen beobachteten Phänomene mit dem Universalmittel „Unterbewußtsein"
/u erklären, ohne sich Mühe zu nehmen, Wissenschaft von Aberglauben, Humbug
und Charlatanerie zu trennen. In Wirklichkeit geht es aber, meint der Autor, nicht
an, die verschiedensten Phänomene, wie spiritistische Manifestationen, automatische
Schrift, Reden im Trance, Visionen usw. mit einem solchen Schlagwort abzutun,
sondern man wird als neuer Psychologe Schwindel von wirklichen Erscheinungen
zu trennen verstehen und sie normal (anormal, krankhaft) oder supranormal zu
erklären trachten.

Ganz falsch sei aber die Haltung, welche die Schulwissenschaft im großen und
ganzen dem Spiritismus gegenüber einnehme. Scheldjerup sagt hier wörtlich: „Es
nutzt sehr wenig, den Spiritismus und Mystizismus zu bekämpfen und die Tatsächlichkeit
der Phänomene zu bestreiten, ohne sich auch nur ein einziges Mal die Mühe
der Untersuchung zu nehmen. Außerordentlich viele von den Erscheinungen, auf
welche sich die Okkultisten berufen, sind echt genug. Wenn zahlreiche naturwissenschaftliche
Dogmatiker glauben, das Ganze mit einem hochmütigen Achselzucken
abtun zu können, so beweisen sie damit nur ihre eigene sachliche Unwissenheit
und schaden der Wissenschaft. Der Okkultismus läßt sich dadurch, daß man die
Fakten negiert, nicht aus dem Sattel heben, sondern lediglich dadurch, daß die
Wissenschaft die natürliche Ursache für gewisse bemerkenswerte Phänomene klar
aufzeichnet." (Ubald, Die neue Psychologie. Neues Wiener Journal vom 30. No-
vember 1926.)

Die Aufsatzserie von Karl K r a 11, die in den nächsten Fortsetzungen die
hochinteressanten Tierversuche bringen wird, mußte aus technischen Gründen (Anfertigung
zahlreicher Klichees) zunächst ausgesetzt werden und erscheint wieder im
Märzheft.

Ab 1. Januar 1927 tritt Herr Dr.Kröner, der s. Zt. an der Umgestaltung
der Zeitschrift mitgewirkt hatte, aus der Redaktion aus, um sich wieder ausschließlich
experimentellen und literarischen Arbeiten zuzuwenden. Er wird auch
weiterhin unserer Zeitschrift ein wertvoller und eifriger Mitarbeiter bleiben.

Dr. Richard Herbertz, o. Universitätsprofessor der Philosophie in Bern, Schweiz,
kündigt für das nächste Semester eine Vorlesung an: „Einführung in die Para-
psychologie und in den kritischen Okkultismus."

Im Rahmen derSchleiermacher-HochschuIe sprach der Pf arrer
Marquardt in dem evangelischen Gemeindehause Berlin-Friedenau, Kaiser-


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