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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1927.)
war unbeweglich stehengeblieben. Nach ungefähr fünf Minuten ein leiser Ausruf
Eleonorens, wieder kollerte ein kleiner Gegenstand von ihrem Kopf kommend
auf den Teppich. Derselbe Fingerhut! Sein Verschwinden halten wir
leider nicht gesehen, aber die anderen Umstände, unter denen sich dieses
Phänomen ereignet hatte, waren derart einwandfrei, daß nicht der geringste
Zweifel zurückbleiben konnte. Eleonore hätte bei heller Beleuchtung unter
unseren Augen an einem ^on uns beiden vorbeigreifen müssen, um den Fingerhut
zu holen; außerdem hätte sie dazu ungefähr drei Schritte auf uns zu
machen und die Katze anders halten müssen, die dabei sicher nicht ruhig ge*-
blieben wäre. Und das alles hätten wir nicht merken sollen?
Fall III. Am io. Februar, um 1/211 Uhr nachts, saß ich an meinem Schreibtisch
und sprach mit Eleonore, die schon in ihrem am Sofa zurechtgemachten
Bette lag. Sie war bis zum Hals zugedeckt und hatte beide Arme unter der
Decke. Plötzlich blickte sie erstaunt nach oben und im selben Augenblicke fiel
eine der Marmortauben \on der Etagere von rückwärts und, dem Falle nach,
von hoch oben kommend, unter meinen Sessel. Eleonore erzählte, etwas
Dunkles von der Lampe herabkommen gesehen zu haben.
Fall IV. Am 11. Februar, nachmittags, war Besuch bei mir, der Eleonorens
Wundern galt. Ich saß mit den beiden interessierten Beobachtern an dem
runden Tischchen und blickte, mitten im Gespräche, zufällig auf die Etagere.
Mit einem Male sah ich ca. 10 Zentimeter oberhalb der Etagere einen kleinen
Gegenstand im Lichte der genau darüber befindlichen Deckenlampe aufblitzen
und ganz sachte auf das Etagerenbrett auffallen, dann seitwärts horizontal, in
der Richtung auf die Salontür zu und hierauf fast im rechten Winkel abbiegend,
unter den roten Holzsessel (27) fallen. Es war ein gläsernes herzförmiges Schäl-
chen von meinem Nachtkästchen. Wir drei Personen hatten um den runden
Tisch gesessen, Eleonore btand an die Salontür gelehnt. Bei diesem Phänomen
machte das ungemein bachte. einem Falle aus 10 Zentimeter Höhe entsprechende
Auffallen den überzeugendsten Eindruck. Die Gäste bitten bedauerlicherweise
den Fall nur gehört, nicht aber gesehen.
Fall V. 26. Februar. Anwesend war der Privat gelehrte und Schriftsteller
Dr. Alfred Freiherr \on Winterstein, mit dem ich am runden Tischchen saß,
Eleonore befand sich gleichfalls in der >orderen Zimmerhälfte. Man hörte
in der anderen Abteilung einen Gegenstand sehr heftig in der Richtung zum
Fenster fallen. Beim Nachsehen fanden wir das Glasherzchen, das auf meinem
Nachtkästchen gestanden hatte, unter dem Sessel beim Fenster. Die Distanz
von Sessel und Nachtkästchen beträgt zwei Meter, was ein gewöhnliches Herunterfallen
ausschloß, denn wir hatten auch kein Kollern gehört.
Fall VI. 4. März, 10 Uhr ^vormittags. Ich machte Toilette, Eleonore saß
am Sofa, was ich trotz geschlossener Vorhänge konstatieren konnte, da ich mit
ihr sprach und die Herkunft ihrer Stimme genau zu lokalisieren vermochte.
Während ich beim Waschtisch stand, fiel etwas, \on der Seite kommend, klirrend
bis mitten unter ihn, ohne an die Vorzimmertür angestoßen zu sein. Ich zog
den Marmorbriefbeschwerer, der auf meinem Schreiblisch gestanden hatte,
iuervor. Eleonore hatte zwar in dessen Nähe gesessen, hatte den Stein jedoch unmöglich
auf gewöhnliche Weise unter den Waschtisch werfen können, da die
Wurflinie ums Eck hätte gehen müssen, wie aus der Skizze zu ersehen ist.
Auch ein Abprallen von der Vorzimmer tür hätte ich unbedingt hören müssen,
vernahm jedoch nichts Derartiges, wie schon einmal erwähnt.
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