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Fall VII. vi. März, 11 Uhr nachts. Eleonore stand mit Bettzeug in beiden
Annen knapp seitlich neben der Etagere, ich dicht neben ihr, sie ansehend und
gerade im Begriffe, ihr elwas zu sagen, als das Feuerzeug, das auf dem Lampen
'« ischchen gelegen halle, mit großer Gewalt gegen die Vorzimmertür fiel.
Da ich die Kleine gerade voll ansah, hätte ich jede verdächtige Bewegung sofort
bemerken müssen. Durch automalische Schrift war am selben Tage ein
heftiges Phänomen für den Abend angekündigt worden.
Fall VIII. 99. März. Ich hatte Eleonore, die sehr musikliebend ist, zu meinem
Klavierabend bei Professor B. mitgenommen. Dreimal war die Kleine
schon dort gewesen, ohne, daß sich eheste Ungewöhnliches ereignet hätte.
Diesmal war ich mit ihr kaum ins Zimmer getreten, als ein nachträglich als»
Zwei-Groschen-Stück agnoszierter kleiner Gegenstand beim Ofen niederfiel.
Sofort darauf hatte ich Gelegenheit, dasselbe Phänomen in überzeugendster
Weise zu beobachten. Eleonore stand, ein wenig verschüchtert, an einen Kasten
gelehnt, als neben ihr, etwas höher als sie, selber ein Zwei-Groschen-Stück sichtbar
wurde und zu Boden fiel. Bei dieser Beobachtung hatte ich das ungemein
seltene Glück, gleichzeitig Medium und Phänomen im direkten Gesichtsfelde
zu haben. Außer mir ^ar noch einer meiner Klavierpartner, ein Dr. G., anwesend
, der die gleiche Beobachtung machte wie ich. Die Herkunft des Zwei-
Grosrhen-Stückes war nicht zu konstatieren, da jeder von uns einige die^r
kleinen Münzen bei sich hatte, ohne zu wissen, wieviele. Als wir später zu
musizieren begannen, wurden die Fälle so häufig und heftig, daß es mir nicht
gelang, Eleonorens bisher gewahrtes Inkognito vor dem Professor B. aufrechtzuerhalten
. Anfangs begnügte er sich mit der Antwort, es sei eben etwas heruntergefallen
, als aber später, während zartester Pianissimi Münzen, die Brosche
meines Schals, dieser selber und meine Handschuhe teilweise lärmend im Zimmer
herumflogen, legte er den Taktstock weg und sagte überzeugend: „Da geht
es Um." Und darin mußte ich ihm wohl oder übel vollkommen Recht geben,
denn selten dürfte dieser Ausspruch «so treffend angewandt worden sein. Dann
wurde ich mit Fragen bestürmt, speziell, warum die Sachen „so eigentümlich
fielen", was allen Herren, die keiner je ein mediales Phänomen gesehen hatten,
zu meiner Freude aufgefallen war. Ich mußte erzählen, was für eine Bewandtnis
es mit der kleinen Eleonore hatte, die, zum Mittelpunkt des Interesses geworden
, rasch noch einige Bißphänomene zeigte. Obwohl ich bei dem alten
Herrn, entgegen meiner Befürchtung, ein überraschendes Verständnis für Mediumismus
fand, habe ich Eleonore seither nicht mehr mitgenommen.
Fall IX. 2ti. März, nachmittags. Eleonore spielte mit dem Ballon, als
ihre Korallenschnur auf merkwürdige Art riß; nicht an einer Stelle, sondern
an zwei, ca. io Zentimeter voneinander entfernten Punkten gleichzeitig. Die
Perlen rieseilen zu Boden und in den nächsten 20 Minuten regnete es geradezu
Korallen. Mindestens 3o Stück fielen auf diese Weise einzeln von oben herab,
manche davon unter den besten Beobachtungsbedingungen. Ich sah die Kleine
z. B. in einer Ecke meines Zimmers am Boden knien und aufsammeln, als
an einer weit entfernten Stelle neuerlich Perlen fielen. Oder ich half ihr bei
dieser Arbeit, hatte ihre am Boden suchenden Hände vor meinen Augen, als
auf unsere Köpfe Korallen fielen. Auch das oben erwähnte 10 Zentimeter lange
Stück Seide kam auf die beschriebene Art herunter; es paßte genau in den
andern Teil der Schnur, die wie zerschnitten war. Am Abende des gleichen
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