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schaut! Ln/ählige Male sah ich die wenigen in der Schachtel befindlichen
Gegenstände durch, suchte die ganze Umgebung ab, von dem blauen Garn
keine Spur. Ich stellte die Schachtel zugemacht an dieselbe Stelle, dann blieben
wir in der gleichen Situation sitzen; ich sah oft nach, keijn Garn. Da, nach
ca. 10 Minuten war es wieder in der Schachtel, ohne daß man etwas gemerkt
hatte — Rückkunft in einen geschlossenen Raum! — um nach weiteren 10 Minuten
nochmals zu verschwinden. Dieses Ereignis war der Beginn einer Reihe
gleicharliger Vorfälle am selben und an den folgenden Tagen. Die Bosheit und
Intensität dieser Phänomene steigerte sich stundenweise derart, daß Eleonore
vor Wut weinte und ich den letzten Bleistift, der mir noch geblieben war,
nicht mehr aus der Hand ließ; Bleistifte waren nämlich besonders bevorzugt,
aber auch Federstiele, meine Füllfeder, zwei Zigarettenspitzen, die Stickerei der
Kleinen (ein Läufer i5o Zentimeter zu 4o Zentimeter groß), die dazugehörigen
Garne und Nadeln, eine Schere, das Schreibheft Eleonorens und ihr Buch verschwanden
auf verschieden lange Dauer, um von „irgendwo" herunterfallend
wieder zu erscheinen. Einiges blieb jedoch verschwunden bis auf den heutigen
Tag, was mich an ein besonders unangenehmes Ereignis dieser Sorte erinnert,
das ob der günstigen Umstände seines Zustandekommens erwähnt zu werden
verdient.

Fall XII. Es war eines Nachmittags, in der ersten Hälfte des Monats März.
Eleonore wollte mit mir im Vorzimmer Ball spielen; wir begannen. Bald
darauf äußerte die Kleine den Wunsch, zu dritt zu spielen, und ging mit mir
ins Speisezimmer, um das Hausfräulein — meine ehemalige, seit meinem ersten
Lebensjahre bei uns befindliche Erzieherin — zum Ballspielen aufzufordern.
Diese war mit dem Zuschneiden eines Kleides beschäftigt und hatte keine Zeit
zum Mitspielen, was Eleonore sichtlich ärgerte. Enttäuscht ging sie mit mir ins
Vorzimmer zurück, wo wir etwa eine halbe Stunde ohne Unterbrechung spielten.
Nachher erzählle mir das Fräulein folgendes: Sie hatte, nachdem ich mit der
Kleinen wieder weggegangen war, zusammen mit meiner Mutter den Stoff in
fünf Teile geschnitten. Als sie nachher diese Teile zusammennähen wollte,
waren zwei davon spurlos verschwunden, trotzdem die Stoffstücke nicht vom
großen Speisetisch entfernt worden waren und niemand der Anwesenden das
Zimmer verlassen, niemand anderes das Zimmer betreten hatte. Das Fräulein
durchsuchte das ganze Zimmer, und so sinnlos dies auch erschien, die Neben-
räume. Es war erfolglos. Später beteiligte auch ich mich am Suchen, die
Stoffe waren unauffindbar und sind es bis zum heutigen Tage geblieben. Ich
glaubte durch Fragen beim automatischen Schreiben und vieles Reden darüber
mit Eleonore, die, bevor ich ihr davon erzählte, keine Ahnung vom Verschwinden
des Stoffes hatte, ihr Wiederkommen unterstützen zu können; umsonst.
Nach wochenlangem vergeblichen Warten mußte das Kleid unter Zuhilfenahme
zusammengestückelter kleiner Reste schlecht und recht beendet werden. Nochmals
möchte ich betonen, daß Eleonore, noch bevor der Stoff in fünf Teile geschnitten
war, das Zimmer wieder verlassen hatte, und an diesem Tage überhaupt
nicht mehr hineinging. Dies sei einwandfrei festgestellt. Die Glaubwürdigkeit
der Aussagen des Fräuleins ist durch ihren 27jährigen Aufenthalt
In unserem Hause wohl bekräftigt. Im übrigen möge sich jeder Leser sein Urteil
selber bilden.

Fall XIII. KörperverJetzungsphänomene begannen erst zwei Monate nach
Eleonorens Ankunft in Wien aufzutreten. Am 21. März, gegen 7 Uhr abends,


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