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Gräfin Wassilko-Serecki: Beobachtungen an Eleonore Zugun.
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Maxima, die ohnehin schon große Anforderungen an mich stellen, nie vor
Mitternacht einschläft, wird man begreifen, daß ich nicht jede dieser Gelegenheiten
ausnützte und manchmal während des Klopfens einschlief — ohne erst
alle jene Fragen und Aufforderungen an den ungemein stützigen „Klopfenden
" gerichtet zu haben, die sämtlichen Lesern zur Genüge bekannt sein dürften.
Nur selten gelang es, Anzahl und Rhythmus der Klopftöne zu beeinflussen.
Lediglich um das Bild zu vervollständigen, lasse ich nunmehr die Beschreibung
des Maximallages folgen, wobei der Einfachheit halber die Phänomene nur als
Tatsachen, ohne jeden Kommentar, angeführt sind.
Journal des 20. März,
10 bis ii Uhr. Während ich Toilette mache — Eleonore ist währenddem in
der anderen Zimmerableilung und sitzt meistenteils auf ihrem Bett — fallen
folgende Gegenstände. Leider alles ohne direkte Beobachtung meinerseits.
Soweit als möglich kontrollierte ich jedoch, meine Toilette i8mal unterbrechend,
die Phänomene. Der Zelluloidball von der Etagere auf den Teppich. Es hatte
den Anschein, als ob der Katze ,,Nazi", welche gerade nach einem Spielzeug
suchte, ihr Wunsch erfüllt werden sollte. "Zweimal der Gummi (Endstück eines
Stockes) von der Etagere an die Vorzimmertür und gegen den 'Ofen. Während
ich Eleonore beim runden Tischchen mit Nazi sprechen höre und merke, wie
sie ihn auf mein Geheiß von dort herunterhebt, fallen viele Bücher — wie
nachher konstatiert, die ganze mittlere Stelle — von der Etagere mit einem
Schlage auf den Boden. Bald darauf noch einmal dasselbe. Ein ganz leises
Geräusch und der Papierkorb steht bei der Salontür; zurückgestellt, fällt er von
seinem Platz zwischen Schreibtisch und Kasten in Eleonorens Bett. Die Madonnenplakette
von der Etagere gegen die \ orzimmertür. Auch der Kompaß
vom Schreibtisch, sein Deckel ist herausgedreht. Dreimal die Marmortaube
von der Etagere. Einmal davon wie ein Gewehrschuß gegen die Schlafzimmertür
und einmal, nachdem ich nach dem* letzten Mal „langsam" gerufen halte, sehr
sachte und langsam bei der Vorzimmer tür. Dreimal die kleine Marke nsehachtel
vom Schreibtisch. Etwas Kleines — Koralle? — bei meinem Bett. Der Radiergummi
vom Schreibtisch in mein Lavoir. Eleonorens Wasserglas vom Schreibtisch
auf das Polster unter dem runden Tischchen. *
Während des Aufräumens bleibe ich in meinem Zimmer und lasse Eleonore
nicht aus den Augen. Trotzdem hat sie plötzlich einen großen roten Fleck auf
der rechten Wange.
In der Küche, während des Mittagessens, kommt angeblich ihr Fingerhut
,. Zu rück", der mindestens drei Wochen unauffindbar gewesen war.
2 bis 1/2^ Uhr. Eleonore sitzt neben mir am Brett des Schreibtisches und
wird dreimal wie von einem schwarzen Bleistifte auf der rechten Wange und
am Hals gekratzt. Dann viermal ohne Farbspur: nachdem bilden sich dicke
weiße Striemen. Etwas später spielt sie Ballon; einige Bücher der Etagere
werden herausgerissen und fallen auf ihre Füße. Dann hat sie die linke Brustseile
voll weißer Striemen; vorher fühlte sie ein Kratzen.
Anwesend Professor Hahn, 4 bis 8 Uhr. Eleonore fühlte oft ein Kratzen,
zeigt Striemen am Halse. Später auf der Unterlippe und am Kinn, während
wir mit ihr sitzungsartig um den runden Tisch sitzen und ihre beiden Hände
hallen. Hierauf treten Bisse an beiden Händen und Unterarmen auf. Man kann
die einzelnen Zahnabdrücl*e, sechs bis neun oben und unten, zählen. Einmal
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