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Gräfin Wassilko-Serecki: Beobachtungen an Eleonore Zugun.

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regem als Gruppen gezählt. Jeder Monat hat zwei bis drei negative Tage und
ein stark ausgeprägtes Maximum, nebst drei bis vier kleineren Kurven-
erhebungen.

In Sitzungen hat Eleonore nur Biß- und Kratzphänomene gezeigt; alles
andere war trotz großer Bemühungen unerreichbar, ja nicht einmal Klopftöne
konnten erzielt werden. Deshalb zeige ich Eleonorens Phänomene, indem ich
jene, die sich dafür interessieren, auf einige Stunden zu mir einlade und die
Kleine im Zimmer behalte. Solche Nachmittage sind fast nie ganz negativ und
bieten erfahrungsgemäß dieselbe Wahrscheinlichkeil, okkulte Erscheinungen
zu sehen, wie die üblichen Seancen. Durch automalische Schrift gelang es jedoch
mit Eleonorens Personifikation in Kontakt zu kommen. Nach 16 Tage
langen negativen Versuchen schrieb Eleonore am n. März das erste Mal automatisch
— in rumänischer Sprache — und hat es darin sehr schnell bis zur
Perfektion gebracht. Durch dieses Verständigungsmittel gelang es Phänomene
zu verabreden, jedoch konnte ich bisher nur drei erfüllte Versprechungen verzeichnen
. Am besten eingearbeitet ist noch das Hineinstoßen der Bücher, das
nahezu nie versagt.

Eleonore selbst glaubt, daß alle ihre Phänomene von einem unsichtbaren
Teufel gemacht werden, den sie auf rumänisch „Draku" nennt und der sich
beim automatischen Schreiben auch gemeldet hat. Diese Vorstellung ist aus der
Ansicht ihrer ehemals bäuerlichen Umgebung entstanden, die das Auftreten
ihrer Medialilät dem Teufel zuschrieb und in der Kleinen dermaßen festgewurzelt
ist, daß ich gar nicht versuchte, daran zu rühren. Und so heißt es
immer: „Der Draku hat mir etwas an den Kopf geworfen, mich gestochen,
mich gebissen/' Ich gehe vollkommen auf diese Denkungsart des Kindes ein.

Zum Schluß will ich die allgemeinen Bedingungen besprechen, die Eleonorens
Phänomene zu begleiten und zu charakterisieren scheinen.

Am allerauf fallendsten ist die ausgesprochen boshafte Tendenz, die ausnahmslos
allen Erscheinurigsgruppenwanhaftet, meistens das Medium selber zum
Ziele hat. und nur selten gegen andere Personen gerichtet ist, wie z.B. beim
Verschwinden der Stoffe. Die meisten Würfe trafen Eleonore am Kopf; Tintenfässer
und Flaschen ergossen sich auf sie und in ihr Bett, ihre Schuhe wurden
mi( Wasser angefüllt, Hefte und Bücher zerfetzt, die Handarbeil verschwand,
Nadeln wurden zerbrochen, viele Lieblingsspielereien ruiniert — so ein Ballon
durch einen Nadelstich —, sie selber wurde gestochen, zerkratzt, verschmiert
und gebissen.

Eleonorens Stirn scheint irgendwie akli\ zu sein, an sie schlugen die meisten
Dinge, an ihr zerbrachen einige Eier, mein Marmor brief beschwer er in drei
und meine Bernsleinzigarettenspilze in mehrere Stücke. Eleonore ist mit geringen
Ausnahmen das Zentrum, der attraktive Mittelpunkt in anscheinend
systemlosem Durcheinander der sie umgebenden Bewegungen. Es hat — ganz
bildlich gesprochen — den Anschein, als ob irgendeine Kraft an jenen Sachen
zurückbliebe, die lange unter Eleonorens Einwirkung standen, und unter cien
erforderlichen, unbekannten Bedingungen Nieder in ihren Organismus zurückschnellte
, den Gegenstand mitreißend. Sie muß oft mit dem später Bewegten
vorher in Relation, meist körperlicher Nähe, gestanden sein, sie „reißt mit",
„es kommt ihr nach". In neuer Umgebung vergehen einige Tage, bis die Phänomene
in Gang kommen. Nicht an der Stirn des Mediums endigende Würfe
scheinen mit Vorliebe an hohen, senkrechten Flächen wieder herabzukommen.


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