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Ludwig: Langjährige Beunruhigung eines Hauses durch Spukphänomene. 83
INachtrag: Bei der obigen Beschreibung des Gesundheitszustandes des
Vaters meiner Frau, gab das Medium noch an, daß der Kranke sich in einem
Pflegehausc oder Krankenhause befände. Gestern kommt nun die Nachricht,
daß der Schwiegervater vorderhand vom Krankenhause beurlaubt sei und zu
Hause sich aufhalte. Somit hätte Faslenrath in diesem Falle nicht richtig ausgesagt
. Dieser einzige, mir zur Kenntnis gekommene Versager, kann natürlich
in keiner Weise seinen sonstigen Leistungen Abbruch tun; die Phänomene
bleiben in ihrer Vielseitigkeit und Gründlichkeit nach wie vor bewundernswert,
wie die Seltenheit dieser medialen Gabe. Jeder Mensch und auch jedes Medium
kann mal irren; man darf zufrieden sein, wenn sie nicht hier und da zum
Trick greifen oder selbst betrügen, wie es ja immer wieder mal vorkommt.
Wir wissen zwar heute, daß diese recht unverständlichen Enttäuschungen in der
Psyche des Mediums begründet sind; so hilft es bei den physikalischen Phänomenen
unwillkürlich, unbewußt zuweilen nach, wenn die Phänomene nicht
so kommen, wie es gewohnt ist. Ich erinnere auch an den Telepathen NinoCf,
über den Krall im Oktoberheft berichtete. Auch dieser absolut sichere Experimentator
hatte gelegentlich Versager zu verzeichnen, die sich wohl jedesmal
allerdings begründen ließen.
Immerhin gab dieses Vorkommnis zu denken! Den ersten Gedanken: Vergangenheit
und Zukunft existieren nicht, es gibt in Wahrheit nur ein „ewiges
Jetzt", ließ ich fallen, weil er allen anderen widersprach; blieb noch der Gedanke
, ob hier nicht Telepathie im Spiele sei? Obwohl ich mich sonst
bemühte, nicht an das zu denken, worüber ausgesagt werden sollte, war ich
diesmal ganz mit meinen Gedanken dabei! Die Möglichkeit einer Gedankenübertragung
käme natürlich nur für die Fälle in Frage, in denen das Auszusagende
bereits irgendwie und irgendwo bekannt ist, nicht für Dinge, wie
verborgene Leiden und Krankheiten, die sich jedem menschlichen und ärztlichen
Wissen entziehen. L. J.
Berichte über Spontanphänomene.
Langjährige Beunruhigung eines Hauses durch
Spukphänomene.
Von Professor D. Dr. Ludwig, Freising.
Ein mir befreundeter Benediktiner ist eben mit der Bearbeitung einer
Schrift über Benediktionen beschäftigt. Um Material zu sammeln, hatte er sich
in einem bayrischen Klerusblatl an den Welt- und Ordensklerus um diesbezügliche
Mitteilungen aus ihrer seelsorglichen Praxis gewandt. Uni er anderen lief
da ein Bericht eines württembergischen Pfarres ein, der so interessant ist, daß
der Pater mir ihn zur Verfügung stellte, worauf ich sofort mit dem Geistlichen
in Korrespondenz trat und schließlich ihn persönlich aufsuchte. Ich schicke
voraus, daß dieser Geistliche das volle Vertrauen der Gemeinden in seiner
Gegend genießt und mehr als einmal schon zur Vornahme von Benediktionen
(Segnungen über Menschen und Vieh und Ausweihung von Häusern) geholt
wurde und noch wird. Er glaubt deshalb auch die spukende Ursache in dämonischen
Einwirkungen suchen zu müssen. Ob diese Deutung zutreffend ist,
das ist Sache objektiver wissenschaftlicher Prüfung, nicht aber apriorischer
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