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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1927.)
„Onkel, was ist denn dies heute nacht gewesen ?" Ich habe ihr gesagt: „Dumme
Gans, das werden Katzen gewesen sein." Meine Nichte war sonst ganz unerschrocken
, und ist, soo£t ich verreist war, immer ganz allein im Hause geblieben
, hat also keine Furcht gehabt. In den Jahren 1920 bis 1922 wurde ich
dann öfters zu Benediktionen geholt, und die Sache wurde bösartiger. Meine
Nichte hat dann im Jahre 1922 geheiratet. Seither habe ich als Haushälterin^
zwei Schwestern, also zwei Mädchen, die unter sich Schwestern sind, mit mir
aber nicht verwandt sind. Beide sind sehr gesund und mutig. Die eigentliche
Haushälterin (Magdalena) schläft im unteren Stockwerk, die andere (Marie)
schläft im oberen Stock. Beide werden auch belästigt.
Magdalena: Sie schilderte ihre Belästigung, auf welche hin sie mich um
Benediktion ihres Zimmers bat, folgendermaßen: Ich war kaum eingeschlafen,
da war es, als ob meine Kleider auf den Boden fallen würden oder geworfen
würden. Dann war es lange Zeit, mehrere Stunden lang, als ob ein dickes Seil
durch das Zimmer gezogen würde.
Marie: Sie erzählte eines Morgens beim Frühstück: „Ich weiß auch gar
nicht, was das ist, daß es sooft in meinem Zimmer schießt, du (damit wandle
sie sich an ihre Schwester) hast doch auch schon gesagt, daß es in deinem Zimmer
geschossen habe." Da erwiderte Magdalena: „Schießen höre ich weniger,
dagegen werde ich öfters angebellt." (Also wie ich auch angebeilt worden bin.)
Ich rede natürlich so wenig als möglich über die Sache mit den beiden
Frauenzimmern, damit sie nichts wissen und möglichst spät erfahren, was es ist.
Im Zimmer der Marie wurde am 1. Januar d. J. um 1/26 Uhr früh ein
solcher Schuß losgelassen, daß ich entsetzt im Nebenzimmer auffuhr. Wenn
ich gewußt hätte, daß das Mädchen ein Infanferiegewehr hätte, hätte ich geglaubt
, das Mädchen habe sich erschossen. Am anderen Morgen hat aber das
Mädchen nichts gesagt und ich habe mich selbstverständlich gehütet, etwas von
der Sache zu erwähnen; denn dadurch hätte ich ja die beiden geradezu auf die
Sache hinauf gelupft.
Auch geschah am 4. März folgendes: Marie war in ihrer Heimat auf einige
Wochen. Ich selber fuhr an diesem Tage morgens nm 1/28 Uhr weg mit dem
Auto zu Güter-Verpachtungen. Magdalena war also allein im Hause. Da wurde
etwa zwei Stunden nach meiner Abfahrt im Stalle (ich habe eine kleine Landwirtschaft
) ein solches Gewetter und Gerumpel" gehört, daß Magdalena entsetzt
nach dem Stalle lief und meinte, der Stall sei zusammengefallen. Im Augenblick
, als sie dann die Stalltür aufriß, selzte zum zweiten Male ein solches Gerumpel
ein, daß sogar ein Nachbar, der in der Nähe Holz sägte, sagte: „Was
ist denn da los?" Meine Haushälterin war nun voller Angst, sie meinte, es sei
mir mit dem Auto etwas Tödliches zugestoßen und dies sei eine Anmeldung.
Unterdessen hatte ich 56 Pächter vor mir, mit denen ich unterhandelte. Wenn
also nach Dr. Nordberg der Spuk ein ungeregelter Mediumismus wäre, und da
ich als einziger Beteiligter von Anfang an in Betracht komme, würde ich mit
56 Pächtern einige Stunden entfernt verhandeln und zugleich Spuk machen.
Dies wäre etwas viel verlangt.
Die höhnende Stimme „Hä, hä, hä", habe ich so deutlich gehört, daß ich
sagen kann: Da gibt es keinen Zweifel. Dabei war die Stimme so laut, daß
ich sie durch die Tür hindurch gut hörte. Um ein Gleichnis anzuführen: Wenn
zwei Buben Händel haben, und der eine merkt, daß er unterliegen würde,
bringt er nunmehr seine Haut in Sicherheit, und in einiger Entfernung höhnt
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