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Burghardt: Einige ältere spontane Begebenheiten.

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er nun seinen Gegner: Hä, hä, hä, und dabei streckt er seinejin Gegner die-
Zunge entgegen. Aehnlich. war es auch damals. Wie ich in meinem Berichte
anführte, habe ich im Laufe des Jahres 1902 einige Benediktionen vorgenommen
, vielleicht auch noch im Spätjahr 190^. Daß es etwas Schreckliches
war, das wir im Hause hatten, dessen wurden wir im Anfang Dezember 1902
inne. Da waren dann die Belästigungen und Geräusche so arg, daß man mit
einer anderen Erklärung (Katzen, Ratten, letztere habe ich übrigens nichl)
nicht mehr auskommen konnte.

Was die Stellung meiner Konfratres betrifft, so habe ich nur mit einigen
solchen, bei welchen ich Verständnis, Glaube und Mitleid voraussetzte, die
Sache besprochen. Ich selber spreche über die Sache sonst mit niemandem.
Bei manchen Geistlichen würde man ja doch nur in den Geruch einer hysterischen
und geisteskranken Persönlichkeit gelangen. Ich will übrigens über solche
Leute nicht den Stab brechen, ich war einst selber so.

Um nun der Zuverlässigkeit dieses beachtenswerten Zeugen spontanen Spuks
sicher zu sein, zog ich Erkundigungen über ihn ein, die dahin lauteten, daß der
Geistliche seelisch und körperlich vollkommen gesund, von Charakter tadellos,
überall hochangesehen, daß er modern-praktisch sei (er hat Schreibmaschine
und Auto, das er selbst fährt), daß er als Yerwallungsbeamler tüchtig sei, so
daß das Vertrauen der Dekanatsgeistlichkeit ihn zum Dekanatskassierer wählte.
So entschloß ich mich denn am 3o. August d. J. ihn persönlich aufzusuchen.
Ich sah vor mir einen stattlichen, hochgewachsenen Herrn in den fünfziger
Jahren, ein Bild der Gesundheit und Kraft. „Dieser Mann hat keine pathologischen
Halluzinationen", sagte ich mir. Er besitzt so gute Nerven, daß er
sich stets eines ungestörten, gesunden Schlafes erfreut. Seine Gastlichkeit vwir
eine rühmenswerte. Er bestätigte mir nochmals mündlich alle schriftlichen
Konstatierungen. Die letzte Beunruhigung ereignete sich heuer in der Karwoche
, nachdem wieder Benediktionen von ihm vorgenommen worden waren.
Die Lehrersfamilie des Ortes bestätigte, daß die frühere Haushälterin oft über
den Spuk bei ihr sich beklagte und cfänn um ein Nachtlager bal, wenn Pfarrer
und Mutler einige Tage verreist waren, weil sie sich nicht im Pfarrhaus allein /u
sein getraute. — Ich sagte oben, daß man diese Tatsachen wissenschaftlich,
unvoreingenommen prüfen solle. Diese Prüfung überlasse ich dem Leser. Ich
glaube, es ist nicht schwer, auf Grund der zuverlässigen Aussagen, die in sich
schon den Stempel der Wahrheit tragen, zu einem sicheren Urleil zu kommen.

Einige ältere spontane Begebenheiten.

Yon Professor Dr. Ernst Burghardt, Oldenburg.

1. Spontanes Hellsehen beim Schepser Jungen (1800).
Yor einigen Monden veröffentlichte in den „Nachrichten für Stadt und
Land" zu Oldenburg i. 0. Frau Anna Kufferath einen Teil der Jugenderinnerungen
einer 85jährigen. Hierbei gedenkt sie des Schepser Jungen,
Ernst Ahring, eines blassen, schmächtigen Jungen, der als fleißiger Knecht
bei einem Bauern arbeitete. In einer Yollmondnacht hörte man ein ergreifend
wehmütiges Geigenspiel. Mädchen, die in dem Stalle bei eben geworfenen
Ferkeln Wache hielten, schlichen hinzu. Da stand der Junge, der kaum angefangen
hattte, das Geigen»piel zu lernen, und spielte mit fest geschlossenen Augen.
Die Mädchen riefen ihn an; er erwachte, Bogen und Geige fielen zur Erde.


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