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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1927.)

ist, weil der Intellekt selbst nocb nicht von ihr überwunden ward, so, wie er
einstmals das Nalurmagische überwinden sollte.

Indem wir diese Linie festhallen, besitzen wir nun eine ganz klare sichere
Handhabe, aticb alle uralten Fragen und Erscheinungen zu klären, die mit
intellektuellen Auseinanderlegungen nie und nimmer zu fassen sind, weil sie
einem ganz anderen inneren und äußeren Lebenszustand angehörten, der uns
fremd erscheint, verlorengegangen ist. Zu solchen rechne ich nicht nur alles,
was an märchenhafter Zauberei aus unbekannten Urzeiten berichtet wird, sondern
auch alle, die mit der bisherigen naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise
nicht ergründbaren Besitztümer, die uns in gezüchteten Tieren, Kulturpflanzen
und -fruchten, Heilmitteln, kosmischen Wahrheiten, Mythen, Welt-
entstchungslehren und Sprache überliefert sind. Denn es ist ja ganz undenkbar
, daß mit einem äußeren, sozusagen wachen Experimentieren uns solche
Produkte wie edle Früchte, Korn, Weinbeere, Ilausvieh zuteil geworden wären.
Man darf das um so weniger glauben, wenn man sieht, wie wenig unsere doch
so hoch entwickelte Wissenschaft hierin vermag. Wo ist der Züchter, der aus
einem leeren Gras das Korn, die Grundlage der Ernährung der Menschen, etwa
hervorbringen oder aus einem reinen Naturwesen eine Milchkuh hätte entwickeln
können? Wird uns doch gerade in den uralten Sagen in mannigfaltiger
und immer wieder von neuem höchst anschaulicher Weise berichtet, wie alles
dies schon dem ältesten Menschen von gütigen Wesen oder Göttern zum Geschenk
gemacht wurde.

Das alles führe ich eben auf jenen ältesten Zustand der Natursichtig keil
zurück, der, wie gesagt, nicht mit der nun ^om Intellekt überwucherten und
naturfremderen Hellseherei unserer Epochen gleichgesetzt werden darf, sondern
der eben darin bestand, daß die Seele des Menschen noch derart mit dem Wesen
der Natur verbunden war, daß er nicht von außen fragend und handelnd an
die Umwelt herantrat, sondern natursomnambul — ein Ausdruck von Schopenhauer
— mit dem Tellurisch-Kosmischen verbunden wrar, so daß jede seiner
liegungen mit denei der Natur korrespondierte, jede Naturregung in ihm sich
traumhaft abspiegelte, und daß er aus seinem reinen Gefühl und Begehren,
ganz so wie es die oben beschriebene Lamarcksche Lehre für das organische
Bilden annimmt, nun immerzu Gestaltungen um sich entwickelte, die seinem
aufkeimenden Bewußtsein langsam Gegenstände des individuellen Besitzes
* wurden. Daher kam ihm, zuerst wie das Geschenk gütiger Naturwesen, oft aber
auch wie von schrecklichen Dämonen wieder abgerungen, der Besitz von
Kulturpflanzen, Haustieren, Naturheilmittcln und sonstigen von der modernen
Wissenschaft vergeblich abgeleugneten Kenntnissen, die bis zur Stunde bewußt
und mit sicherem Naturinstinkt resthaft im „Volke" festgehalten worden sind.

Der uralte Glaube an Seelen Wanderung mag darin gründen, daß durch
innere Naturverbunden!1 eit sich das Menschenwesen auch in den Tierseelen
spiegeln und sich daran innerlich binden konnte. Das klärt uns dann wiederum
die sagenhaften zauberischen Verwandlungen in allerlei Tiere; wie überhaupt
auch das Dämonenbeschwören und Bannen, das Schädigen auf somnambulem
Wege und alle solche höchst merkwürdigen und in ihier wahren Natur bisher
unauf geh eilten hochmagischen Zusammenhänge nun in einem naturhaften und
natürlicheren Lichte erscheinen. Zugleich sieht man aber daraus auch, weshalb
es bisher nicht möglich war, mit der Einstellung auf ein dem heutigen Naturmenschen
analoges Denken jenes magische Urzeitalter überhaupt zu entdecken


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